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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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spüren ließ. Oft genug rutschte auch schon mal ein mehr oder minder hübscher Busen aus dem tiefen Dekollté, um anzudeuten, was den Herrn später in einer der kleinen Kammern über der Schankstube erwartete - wenn er zahlungskräftig genug war.
    Einfache Bürger und Handwerker konnten sich dies Vergnügen nicht leisten. Und erst recht nicht die Bauern, die zuweilen hier einkehrten, wenn sie vom Markt kamen und ihr Gemüse und Getreide gut verkauft hatten. Hier kehrte der Stadt- und Landadel ein. Oder auch die gut betuchten Handelsherren. Wenn sie wieder gingen, waren sie zuweilen gar nicht mehr so gut betucht.
    Der Hirschberger zupfte an einer leidlich hübschen Schankmagd herum. Es fehlte nicht viel daran, daß er sie schon hier am Tische ausgezogen hätte. Daß der dünne Rock und das längst offene Mieder noch an ihrem Körper hielten, schien Zauberei zu sein. Sie wand und zierte sich neckisch, und er feilschte um den Preis für ein Stündlein in ihrer Kammer. Doch als sie ihm die Summe nannte, lachte er spöttisch auf.
    »He, Dirne, für soviel Geld habe ich mir von den Mauren gleich drei Mohrenweiber gekauft, und mit denen konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Nicht nur für ein einziges Stündlein, sondern solange es mir beliebte, sie als mein Eigentum zu behalten.«
    »Aber nicht hier«, sagte eine finstere Stimme. Unvermittelt war der Wirt hinter den Hirschberger getreten. »Leute, die hilflose Menschen kaufen und verkaufen, mag ich nicht. Das ist eines guten Christenmenschen nicht würdig. Packt Euch fort, Herr!«
    Gotthilf von Hirschberg drehte den Kopf, ohne das Mädchen loszulassen. »Du führst kecke Rede, Wirt«, sagte er. »Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast?«
    »Den Mann, den ich hinauswerfe, wenn Ihr nicht von selbst geht. Und nun nehmt Eure Pfoten von der Magd. Hört Ihr schlecht? Sauft aus und verschwindet friedlich!«
    Der Hirschberger sah in die Runde. Die anderen Gäste lauschten zwar, schienen sich aber nicht einmischen zu wollen. Ein Blick zu D’Assimo verriet, daß auch der, den er gerade erst vor ein paar Stunden kennengelernt hatte, nicht parteiisch werden wollte.
    Die Muskelpakete des Wirts verrieten indes, daß es nicht gut war, sich mit ihm anzulegen. Es sei denn, der Hirschberger wollte seinen Dolch benutzen. Aber sein vom Alkohol schon umnebelter Verstand sagte ihm, daß es das nicht wert sei.
    »Kommt, mein Freund«, forderte er D’Assimo auf. »Laßt uns ein anderes Lokal aufsuchen, in dem der Wirt sich anständig zu benehmen weiß.«
    D’Assimo zuckte mit den Schultern. »Ich handele nicht mit Sklaven. Weder in Europa noch auf dem Schwarzen Kontinent oder in Asia. Da werde ich doch wohl weiter mein Bier und vielleicht auch einen Branntwein trinken dürfen? Oder denkst du anders, Wirt?«
    »Mit Euch habe ich keinen Streit, Herr«, sagte der Wirt und wandte sich wieder dem Hirschberger zu. »Verschwindet endlich, Sklavenhändler!« Gotthilf von Hirschberg erhob sich. Mit unsicheren Schritten tappte er in Richtung Ausgang. Im Vorbeigehen lehnte er sich mit schwerer Hand kurz auf D’Assimo. »Ihr seid mir kein guter Freund, Don«, sagte er. »Ihr solltet mir lieber künftig aus dem Wege gehen.« D’Assimo zuckte mit den Schultern und sah den Wirt kopfschüttelnd an. »Nicht immer kann man sich seine Begleitung aussuchen«, seufzte er. »Ich bin fremd hier, und er wollte mir die Stadt zeigen. Ihr lebt in einer wahrlich schönen Stadt, Herr Wirt. Vieles sieht so aus, als hätten die Vorfahren meiner Vorfahren sie einst begründet.«
    »Ihr seid Italiener?«
    »Wenn du italienischen Wein für mich hast, bin ich’s wieder«, grinste D’Assimo.
    Der Wirt gab der Schankmagd ein Zeichen und nickte. »Wenn Ihr zahlen könnt, und danach seht Ihr wohl aus, gibt’s für Euch auch italienischen Wein.«
    D’Assimo sah in Richtung Tür. Er wirkte plötzlich etwas nachdenklich.
    »Noch in dieser Nacht«, flüsterte er leise in einer Sprache, die niemand um ihn herum verstand, »wird deine Seele mir verfallen sein, Hirschberger. Ein wohlfeiler Tausch. Ich schenkte der Ziehmutter des Mädchens die Seele, und das Mädchen wird mir dafür Ersatz schenken…«
    ***
    Elena, die Zigeunerin, drückte sich in die Schatten. Sie war noch fremd in der Stadt, hatte weder Freunde noch ein Quartier für die Nacht. Sie würde es sich erkaufen müssen. Doch sie besaß kein Geld mehr, keinen Heller und keinen Pfennig. Nur ihr Säcklein mit den Kräutern.
    Sie fror; die letzten Mainächte

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