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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das gar nicht nötig, der ritt schließlich auf einem schwarzen Bock durch die Luft, kam und ging, wie er wollte.
    Und dann war da die Musik gewesen.
    Sie wehte in den Abendstunden vom Zigeunerlager herüber. Fröhliche und wehmütige Klänge, Gesang heller und dunkler Stimmen. Musik, wie Arndt und auch kein anderer sie jemals gehört hatte. Aber diese Musik war schön. Sie weckte Feuer im Blut. Und es hieß doch auch: Wo man singt, da laß dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder. Wie konnten die Zigeuner dann böse sein?
    Noch bevor es dämmerte, faßte Arndt einen Entschluß.
    Er wollte zu den Zigeunern gehen und die Frau fragen, was er vielleicht für seines Vaters Bein tun konnte. Sie sollte es ihm genau beschreiben, denn Vater würde sie selbst niemals an sich heranlassen. Irgendwie würde Arndt es schon schaffen, sich darum zu kümmern, ohne Verdacht zu erregen. Er wollte nicht, daß sein Vater noch vor Ostern starb. Und wenn der Medicus in der Stadt ihm nicht helfen konnte, dann mußte es eben anders gehen.
    Arndt erhob sich, zog sich an und verließ im ersten Morgengrauen das Haus, um zum Zigeunerlager zu gehen.
    ***
    Es war kühl. Um sich zurechtzulegen, wie er mit der alten Zigeunerin reden sollte, machte er einen kleinen Umweg, die Bachschleife entlang.
    Überhaupt, wie sollte er mit ihr ins Gespräch kommen? Sich einfach mitten in die Wagenburg stellen und laut nach ihr rufen? Vielleicht schlief sie noch.
    Jedoch, dies war die einzige Zeit des Tages, in der er heimlich hierher konnte. Schon in wenig mehr als einer Stunde würden die anderen sich erheben, um das Tagewerk zu beginnen. Dann wollte er wieder daheim sein - nach Möglichkeit aber vorher mit der Wahrsagerin, der angeblichen Hexe, geredet haben.
    Während er am Ufer entlangschritt, wurde ihm allmählich klar, daß sie ihren Rat sicher nicht umsonst geben würde. Was konnte er ihr bieten?
    Erschrocken stellte er fest, daß er nichts bei sich trug. Der kleine Beutel mit den fünf Hellern, die er mühsam zusammengespart hatte, lag im Haus. Er brauchte das Geld ja nur, wenn er in den Dorfkrug ging, um ein Bier zu trinken, oder für eine Spende in der Kirche, oder wenn er in die Stadt ging, um sich dort einmal im Monat etwas zu vergnügen oder nebenbei kleine Geschenke einzukaufen. Nun, damit würde es bald vorbei sein. War er erst einmal verheiratet, mußte er das Geld besser beisammenhalten. Dann trug er nicht mehr nur für sich selbst die Verantwortung, sondern auch für sein Eheweib und die Kinder, die er haben wollte.
    Da mußte er wieder an die Worte der Alten denken, daß er einen Enkel haben würde.
    Und plötzlich blieb er stehen.
    Hinter der nächsten Bachbiegung, von dichtem Strauchwerk verdeckt, hörte er Stimmen. Mädchenstimmen in einer fremden Sprache.
    Er lauschte, vermochte aber kein Wort zu verstehen.
    Eines der Mädchen lachte silberhell. Dann plätscherte Wasser.
    Arndt hielt den Atem an. Vorsichtig ging er weiter. Er wußte, daß er etwas Verbotenes tat, aber dann konnte er nicht anders, als hinter dem Laubwerk hervor zuzuschauen.
    Da hingen Kleider in den Zweigen, und er sah zwei ältere Frauen und vier, nein fünf Mädchen beim morgendlichen Bad im eiskalten Wasser.
    Beim Anblick der wunderschönen Körper glaubte er den Verstand zu verlieren. Noch mehr allerdings, als er unter den Mädchen seine Prinzessin entdeckte. Das Gesicht hätte er noch nach hundert Jahren unter tausend anderen wiedererkannt. Und jetzt sah er auch noch, wie wunderschön ihr Körper war.
    Von einem Moment zum anderen interessierten die anderen ihn nicht mehr. Sie waren auch gutgewachsen, präsentierten ihre entblößten Körper ahnungslos und unbefangen dem heimlichen Beobachter im fröhlichen Spiel. Aber nur die eine bezauberte ihn.
    Andächtig, als bete er eine Göttin an, bewunderte er sie in ihrer unverhüllten Schönheit.
    Plötzlich ein leiser, verhaltener Ruf vom Lager her. Die Frauen und Mädchen verließen das Wasser, trockneten ihre Körper mit großen bunten Tüchern und schlüpften in ihre Kleidung.
    Nur die wunderschöne Prinzessin blieb noch zurück. Sie rief den anderen etwas zu, die sich eilends entfernten.
    Arndt schluckte heftig. Er war jetzt mit dem Zigeunermädchen allein, das im Wasser schwamm, als sei es dort geboren, als sei es eine der Töchter des alten Nökken. Schließlich kletterte auch sie ans Ufer und hüllte sich in das große Tuch.
    Ihn ritt der Teufel. Jetzt oder nie! Sicher würde er nie wieder Gelegenheit

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