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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schlüpfte in die Hose, band sie mit der Hanfkordel um die Taille zusammen. »Was meint ihr mit Bräutigam und Braut?«
    Der Sippenführer runzelte die Stirn.
    Dann lachte er auf und hieb Arndt auf die Schulter. »Du willst uns auf den Arm nehmen, wie deinesgleichen sagen, nicht wahr? Du bist der Bräutigam, sie ist die Braut. Ihr habt es doch besiegelt, als du über das Messer geschritten bist. Da wir morgen weiterziehen, müssen wir natürlich heute abend die Hochzeit feiern. Bring ein paar fette Gänse mit, die wir braten können, ja? Und sag deinem Vater, daß ich später ins Dorf komme, um mit ihm über die Brautgabe zu reden.«
    Fassungslos starrte Arndt ihn an. »Ich - ich soll dieses… dieses Mädchen heiraten? Ihr seid ja verrückt! Ihr habt den Verstand verloren!« Er griff nach seinem Kittel und wollte loslaufen, zurück zum Dorf. Es mußte ein Alptraum sein, in den er hier geraten war.
    Doch die beiden jungen Zigeuner waren schneller und versperrten ihm den Weg, und auch der Sippenführer tauchte mit raschem Schritt hinter ihm auf. »Verstehe ich das richtig?« fragte er düster. »Du willst nicht zu deinem Wort stehen?«
    Arndt fuhr zu ihm herum. »Was für ein Wort?«
    »Dein Eheversprechen, als du über das Messer schrittest.«
    »Wenn das bei euch Brauch ist, dann geht mich dieser Brauch nichts an! Ich gehöre nicht zu euch!«
    »Dann hättest du dich Zyta auch nicht nähern dürfen. Du hast es aber getan, du hast sie entehrt. Glaube nicht, daß unsere Mädchen Freiwild für euch Burschen sind. Ich weiß wohl, was ihr alle über uns manusch denkt. Du wolltest ihr beiliegen, und du hast ihre Aufforderung, sie zu deinem Weib zu nehmen, angenommen. Wenn einer- von uns zu euch kommt, muß er sich auch euren Gebräuchen anpassen. Das verlangt ihr doch immer.«
    »Aber ich wußte nichts davon«, stieß Arndt hervor, dem der Schweiß ausbrach. Es war hell geworden. Die anderen mußten ihn doch vermissen! Warum kamen sie nicht her, um ihm zu helfen? Sie konnten sich doch denken, wo er war…
    Nein, verbesserte er sich. Das konnten sie natürlich nicht. Er hatte ja mit niemandem über das Mädchen gesprochen.
    Er hatte nur ganz für sich von seiner Zigeunerprinzessin geträumt.
    Und jetzt wurde dieser Traum zum Alptraum.
    »Selbst wenn ich es wollte«, stieß er hervor. »Ich könnte sie nicht heiraten. Jeder weiß, daß ich die Tochter des Zweifelderbauern heiraten werde.«
    »Ach, weißt du«, sagte der Zigeunerfürst jovial. »Wir manusch sehen das nicht so eng, wie du vielleicht glaubst. Als Nebenfrau kann sie dir weitere Kinder gebären, und sie wird natürlich auch in deinem Haushalt helfen. Ich glaube, es ist sogar gut für meine Zyta, wenn sie die Arbeit nicht selbst verrichten muß und statt dessen deine Nebenfrau beaufsichtigt.«
    »Ihr seid ja wahnsinnig!« stieß Arndt hervor. »Glaubt ihr im Ernst, daß ich… daß ich…«
    Die beiden jungen Männer packten plötzlich wieder zu. In Arndt wurde die Angst riesengroß, und plötzlich erinnerte er sich wieder an die alte Hexe, die ihm die Stunde seines Todes nicht hatte sagen wollen. Aber - das konnten sie doch nicht tun! Außerdem hatte die Alte doch gesagt, daß er einen Enkel haben würde!
    Sollte etwa…?
    »Ich glaube, du verstehst«, sagte der Sippenführer. »Du hast Zyta zur Frau gemacht. Du wirst sie auch zu deiner Ehefrau machen. Ansonsten verliert sie ihre Ehre. Willst du das?«
    »Aber ich kann doch nicht…«
    »Überlege es dir gut. Weißt du überhaupt, was es für ein manusch -Mädchen bedeutet, ohne Ehre zu leben? Vielleicht ist das bei deinesgleichen anders, mit euren lockeren Sitten und Gebräuchen. Aber nicht bei uns manusch. Wir halten Ehre und Anstand hoch.«
    Er starrte Romano an. Für ein paar Minuten höchsten Glücks ein Leben lang mit einer Zigeunerin verheiratet sein? Er würde zum Gespött der Leute werden. Sie würden ihn ächten. Nein, das wollte und konnte er nicht. Es mußte eine andere Lösung geben. Vielleicht konnte er sich irgendwie freikaufen.
    »Du beleidigst uns«, wies der Zigeuner seinen Vorschlag finster zurück. »Afa- nusch sind nicht käuflich. Wir sind keine Sklaven und Knechte. Wir sind frei. So frei wie niemand sonst.« Er lachte auf. »Nicht einmal eurem Kaiser, der euch alle knechtet, müssen wir den Zehnten zahlen. Ihr verachtet uns, dabei seid ihr es, die verachtenswert sind. -Wie entscheidest du dich? Nimmst du Zyta zu deinem Weibe und wirst einer von uns?«
    Er schüttelte langsam den Kopf.

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