Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
»Ich kann es nicht«, sagte er und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
    Der Zigeunerfürst winkte dem Mädchen. Zyta schritt mit gesenktem Kopf davon. Die beiden jungen Männer hielten Arndt immer noch fest.
    »Zyta war meine Tochter«, sagte der Sippenführer. »Du hast Schande über sie gebracht. Und damit auch über mich und meine ganze Familie.« Noch ehe Arndt die wahre Bedeutung dieser Worte begriff, nahm Romano Zytas Messer vom Boden auf… und durchschnitt ihm damit die Kehle!
    ***
    Weit jenseits des gegenüberliegenden Bachufers saß ein großer Mann mit schwarzen Augen auf einem prächtig ausstaffierten Pferd. Niemand bemerkte den Mann, der einen goldenen Helm und einen goldenen Harnisch trug.
    Als der Zigeuner die Schande rächte, glühten die schwarzen Augen für die Dauer weniger Herzschläge rötlich auf. Sein Gesicht zeigte deutliche Zufriedenheit.
    Dann drehte der Fremde sein Pferd und ritt davon, ohne daß jemand von ihm Notiz genommen hatte…
    ***
    Tendyke’s Home, 1995:
    Uschi Peters räkelte sich in einem der großen Ledersessel. Butler Scarth hatte das Kaminfeuer entfacht und einen kleinen Servierwagen mit Getränken und Knabbereien in die Mitte der Sitzgruppe geschoben. »Schön, daß ihr Julian gesehen habt und daß es ihm gutgeht. Er sollte sich wirklich einmal wieder bei uns blicken lassen. Wir sehen euch zwei mittlerweile öfter als unser eigenes Kind.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht unsere Schuld. Wenn Julian nicht hierher kommen will, kann ihn vermutlich niemand zwingen.«
    Uschi warf Robert einen etwas vorwurfsvollen Blick zu. »Wenn du ihn bei seinem letzten Besuch nicht so…« [1]
    »Ja«, knurrte er. »Wenn ich ihn nicht zurechtgestutzt und ihm etwas Höflichkeit beizubringen versucht hätte. Natürlich. Es ist alles meine Schuld, wie immer. Entschuldige, daß ich geboren wurde.«
    »So meinte ich es nicht«, sagte sie. »Ich möchte nur hin und wieder auch mal meinen Sohn sehen und mit ihm sprechen. Schließlich habe ich ihn hier getragen«, sie deutete auf ihren Leib, »und danach ist mir nur ein einziges Jahr mit ihm vergönnt gewesen. Ein Jahr, in dem ich Zeuge wurde, wie er mit rasendem Tempo zum Erwachsenen heran wuchs.«
    »Körperlich«, sagte Tendyke trocken. »Geistig und seelisch dürfte er immer noch ein Kind sein.«
    »Und deshalb hättest du ihm seine Unhöflichkeit nachsehen sollen.«
    »Kinder kann man noch anleiten, anständige Menschen zu werden«, sagte er. »Nun gut, vielleicht sollten wir dieses Thema beenden. Schließlich haben wir Freunde zu Gast. Streiten können wir uns irgendwann später, wenn wir allein sind.«
    Monica Peters kam durch die offenstehende Terrassentür herein und bekam dabei noch das Ende des Disputs zwischen Tendyke und ihrer Zwillingsschwester mit. »Vielleicht«, mischte sie sich ein, »brauchen wir alle nur ein wenig Abstand von den Dingen. Eine Urlaubsreise könnte nicht schaden.«
    »Wir haben doch gewissermaßen ständig Urlaub«, meinte Uschi.
    »Urlaub, der Alltag ist. Weißt du, wie lange wir nicht mehr in Deutschland waren? Vielleicht sollten wir uns einfach mal in ein Flugzeug setzen und hinüberjetten.«
    »In Germany müßte jetzt Karnevalszeit sein«, sagte Tendyke. »Karneval in Köln.«
    Monica winkte ab. »Der in Köln und Düsseldorf ist laut. Den feinsinnig-fröhlichen gibt es in Münster, in Westfalen. Da maçht’s viel mehr Spaß.«
    »Ihr müßt es ja wissen«, brummte Tendyke. »Habt ja lange genug in Münster studiert.«
    »Ebenso lange wie erfolglos«, grinste Monica jungenhaft. »He, Lästerschwein… wollte sagen, Schwesterlein… sollen wir fliegen?«
    »Ich dachte, ihr wolltet bei meiner Expedition mit dabei sein?« wunderte sich Tendyke.
    »Man kann doch das eine tun, ohne das andere zu lassen«, behauptete Monica. »Schließlich dauern weder die Expedition noch der Karneval Ewigkeiten. -Ach, ich geh’ in die Küche und mach’ mir ’nen Espresso. Ihr seid alle versorgt und glücklich?« Sie sprang auf und ging zur Tür.
    Augenblicke später kam sie wieder herein. Sie deutete über ihre Schulter nach hinten.
    »Haltet euch fest, Freunde. Ihr werdet es mir vielleicht nicht glauben, aber - da steht ’n Pferd auf dem Flur…«
    Und das klang diesmal nicht nach einem Karnevals-Gag…
    ***
    Würzburg, zum Pfingstfeste 1472:
    »Nur ruhig«, murmelte die alte Blixbah und strich sanft über Zytas gewölbten Bauch. »Ganz ruhig. Bald hast du es überstanden.«
    Tränennasse

Weitere Kostenlose Bücher