0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich
seinem linken Fuß. Der zog immer, wenn ein Wetterumschwung bevorstand. Er rechnete damit, daß es feuchter wurde, auch drückender. Dann würde der Abend bestimmt ein Gewitter bringen.
Emmett Lester sah ihn und winkte. Ferdy ging zu dem Regisseur, der einen verbissenen Eindruck machte. »Warst du bei ihr?«
»Sicher.«
»Bleibt sie dabei?«
»Ja, sie will es machen.«
»Gut.« Lester atmete auf. »Bei der weiß man ja nie. Die sagt heute Hü und morgen Hott.« Er bewegte beide Arme fuchtelnd. »Paß auf, Ferdy, du nimmst schon deinen Platz ein und wartest. Besprochen ist alles. Du erscheinst, wenn Edda die Tür öffnet.«
»Gut.«
»Und vergiß deine Beißerchen nicht.« Lester grinste.
»Keine Sorge.« Ferdy war froh, daß sich Lester wieder beruhigt hatte. Als der Regisseur aus dem Wagen der Berova gekommen war, hatte er ausgesehen, als stünde er dicht vor einer Explosion, mit hochrotem Gesicht und schweißfeuchten Händen.
Ferdy hatte ihn auf den Grund angesprochen und ihn auch erfahren. Dennoch machte er sich seine eigenen Gedanken. Die Berova war ein geldgeiles Biest. Die kriegte man nur herum,, wenn man ihr eine höhere Gage bot.
Man mußte beim Filmen auf Kosten achten. Deshalb war das Team auch möglichst klein gehalten worden. Nur wenige Schauspieler, einige Statisten, auch die Zahl der Techniker und Kameraleute hielt sich in Grenzen.
Ferdy grüßte alle, die er traf. Der alte Mime war beliebt. Für ihn gab es keine Starallüren. Er hatte sich noch nie als etwas Besonderes gefühlt, nur weil er Schauspieler war.
Die Umgebung der Ruine war sehr einsam. Die alten Mauern lagen hinter einem dunklen Waldstück auf einer freien, mit hohem Gras bewachsenen Fläche. Einige Leute versteckten sich noch hinter Büschen. Es gab noch mehrere unterirdische Gänge, deren Zugänge der Drehbuchschreiber bei seinen Forschungen und Exkursionen entdeckt hatte. Ob es alle waren, konnte keiner aus dem Team sagen.
Ferdy überstieg eine kleine Mauer und stand rechts neben einer alten Steinwand. Nicht weit entfernt hatten sie den Einstieg in die Gewölbe des Klosters markiert.
Der Zugang war verschüttet gewesen. Sie hatten ihn freigelegt und wieder nachgebaut. Künstliche Wände, eine ebenfalls neue, auf alt gemachte Tür, aber die Treppe war geblieben.
Über zehn ausgetretene Steinstufen führten in einen langen Keller, der Ähnlichkeit mit einem Gewölbegang aufwies. Jedenfalls wurde die Decke durch hohe Säulen gestützt. Hier hatten sie nichts zu verändern brauchen, durch diesen Gang wehte noch der Atem einer längst vergangenen Zeit. Nicht daß Ferdy sich direkt gefürchtet hätte, als er im Rechteck der offenen Tür stehenblieb, komisch war ihm schon zumute, als er die Treppe hinabschaute. Kurz vor ihm waren noch die Beleuchter dagewesen und hatten die entsprechenden Lampen angebracht. Am Rand der Treppe liefen zwei Kabel wie lange Schlangen in die Tiefe.
Die Lampen standen verteilt, so daß sie nicht auffielen. Sie warfen ihr Licht, wenn sie eingeschaltet waren, schräg in die Tiefe und waren auf bestimmte Positionen eingestellt.
Ferdy ging die Stufen hinab. Er kannte den Weg bereits, trotzdem war er vorsichtig und lief nicht zu schnell, weil er einfach sehr leicht ausrutschen konnte.
Die Säulen kamen ihm vor wie dicke Arme. Die Tür oben hatte er nicht geschlossen. So floß die Helle des Tages noch über die Stufen und teilweise auch in das Gewölbe, über das sie im Team schon oft genug gerätselt hatten.
Niemand wußte eine Erklärung für die rechteckige Felsplatte mit dem sechsarmigen Leuchter darauf. Sie sah alt aus, der Leuchter nicht. Auch nicht die beiden Ketten, die von der Decke hingen und an ihrem Ende eiserne Ringe besaßen.
Einige hatten gemeint, daß sie sogar noch in Gebrauch wären, und Leute aus Green Heaven hatten auch von einem echten Vampir gesprochen, der noch in der Tiefe hausen sollte und all die langen Jahre überlebt hatte.
Daran glaubte natürlich keiner. Seltsam berührt jedenfalls waren sie alle, wenn sie die Geschichten hörten.
Ferdy hatte den Drehplan genau im Kopf. Er brauchte nicht lange zu suchen. Bei ihm kam es auf die Disziplin an. Die hatte er stets eingehalten und hielt sie auch jetzt ein.
Zwischen zwei Säulen und erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen, existierte eine Tür.
Sie besaß fast die gleiche schmutzige graue Farbe wie die Wand, bestand aber nicht aus Stein, sondern aus altem Holz, das durch die lange Zeit gezeichnet worden war.
Die senkrecht
Weitere Kostenlose Bücher