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0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

Titel: 0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aneinandergelegten Bohlenbretter wurden von ihnen durch quer geschlagene gehalten. Das Schloß funktionierte nicht mehr. Es bestand nur noch aus einem Rostklumpen. Ferdy preßte seine Hand gegen die Tür und drückte sie behutsam auf.
    Das Quietschen konnte bei einem sensiblen Menschen schon eine Gänsehaut hinterlassen. Das Geräusch brauchte nicht erst künstlich geschaffen zu werden wie sonst in den Gruselfilmen. Auch die Atmosphäre in dem verliesartigen Raum war einfach optimal.
    Daß hier Ratten hausten, wußte Ferdy auch. Schon öfter hatte er die Biester gesehen, wie sie über den Boden huschten und vor ihm geflohen waren.
    Wer den alten Keller nicht kannte, hätte niemals einen Raum dieser Größe vermutet. Es war die Tiefe, die ihn so groß aussehen ließ. Altes Mobiliar hatte er nicht mehr enthalten. Für die neue »Einrichtung« waren die Filmleute verantwortlich.
    Ferdy hätte auch im Dunkeln warten können, was ihm nicht paßte. Deshalb hatte er eine Taschenlampe mitgenommen, die er bei seinem Eintritt einschaltete.
    Im Lichtspeer bewegten sich unzählige Staubpartikel. Sie tanzten und rollten hin und her. Zudem wurde noch weiterer Staub von seinen Füßen aufgewühlt, so daß die Wolken kaum ein Ende nahmen, die sich träge in das Licht hineindrückten.
    Der Schauspieler ließ den Strahl nach links wandern, tupfte gegen die Wand und führte ihn noch weiter, dem eigentlichen Ziel zu.
    Aus der Finsternis wurde der Umriß eines Gegenstandes herausgerissen, der einfach zu einem Vampirfilm gehörte.
    Es war ein Sarg!
    Kein altes Stück, ein Bastler hatte ihn auf alt getrimmt. Auch künstliche Spinnweben anfertigen lassen, die ein bleiches Netz über den Sargdeckel woben.
    Im rechten Winkel zu der ersten Totenkiste stand noch eine zweite. Laut Drehbuch war sie für das Opfer gedacht. Ferdy leuchtete beide Särge ab und wunderte sich über die Lage der Deckel. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatten sie sich verändert.
    Bei seinem letzten Besuch hatten sie nicht so schräg gelegen. Jetzt sahen sie aus, als wären sie verschoben worden. Er dachte nach, konnte sich leider nicht hundertprozentig erinnern und schob es schließlich einer Täuschung zu.
    Wie lange er warten mußte, wußte er nicht. Eigentlich drängte Emmett Lester stets sehr auf Eile. Ferdy rechnete mit höchstens einer halben Stunde Wartezeit.
    Er schloß die Tür.
    Abermals verursachten die dabei entstehenden Geräusche bei ihm eine Gänsehaut. Er kam sich nun vor, als würde er in einem großen Sarg aus Stein hocken.
    Offiziell war das trinken von Alkohol während der Dreharbeiten verboten, nur gab es kaum jemand, der sich daran hielt, Lester eingeschlossen. Besonders in den letzten beiden Tagen hatte Ferdy den Regisseur öfter einen Schluck nehmen sehen. Für ihn ein Beweis, daß nicht alles so gelaufen war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Es gab Gerüchte, die besagten, daß die Produzenten ausgestiegen wären. Zudem hatten sie sich seit längerem nicht am Drehort blicken lassen.
    Hinzu kam das Verschwinden der Rena Peel. Sie gehörte zu den Spitzenfrauen in ihrem Beruf. Als Stuntgirl war sie Klasse. Auch sie war verschwunden.
    Ferdy, der schon auf die Siebzig zuging, beschloß, sich darüber keine Gedanken zu machen. Für ihn waren andere Dinge viel wichtiger. Er wollte noch ein paar Jahre leben, etwas verdienen und sich ein Sümmchen verdienen, damit er niemandem zur Last fiel.
    Im toten Winkel hinter der Tür stand ein kleiner Hocker. Den holte sich der alte Schauspieler heran und ließ sich ächzend darauf nieder. Sein langer Umhang besaß an den Seiten Taschen, in denen nicht nur das Vampirgebiß steckte, sondern auch eine flache, mit Whisky gefüllte Flasche. Er würde einige kleine Schlucke nehmen, dagegen konnte niemand etwas haben, wenn er schon hier warten mußte.
    Das Geräusch des aufdrehenden Verschlusses durchbrach die Stille. Danach erklang ein Gluckern. Ferdy trank. Er schloß dabei stets die Augen, für ihn war es ein Genuß.
    Im Dunkeln setzte er die Flasche ab und drehte den Verschluß auch wieder zu.
    Als er sie weggesteckt und einmal kurz aufgestoßen hatte, hörte er plötzlich das Geräusch.
    Zuerst dachte er, daß draußen auf dem Gang irgend jemand kam oder etwas umgefallen war, das allerdings stimmte nicht, denn das Geräusch war in dem Raum erklungen, hinter ihm.
    Dort standen nur die beiden Särge…
    Särge?
    Ferdy erschrak, als er daran dachte. Die beiden Totenkisten waren zwar leer, doch er erinnerte sich

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