0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
einen dummen Zufall herauskommen. Und dann war er erledigt.
Für ihn war es sicher das Beste, hier einen Grundstock zu lehgn, ein wenig Geld auf ehrliche Weise zu verdienen und weiterzuziehen, dorthin, wo ihn niemand kannte. In einer Gegend, einem Land, wo niemand dumme Fragen stellte.
Vielleicht drüben in Westindien, von dem viele, vor allem die Kauf leute, sprachen.
Ein Kapitän namens Christobal Colon hatte angeblich vor einer oder zwei Handvoll Jahren weit im Westen des Ozeans Land gefunden; er wollte den Seeweg nach Indien finden und beweisen, daß die Erde eine Kugel sei - welch Narretei!
Wie sollte man auf einer Kugel leben können? Auf einem winzigen Teil oben vielleicht. Aber irgendwann würde der Boden immer schräger werden und man abrutschen. Vom Wasser der Ozeane mal ganz abgesehen; die würden an der Kugel hinabfließen und nur trockenen Meeresboden zurücklassen!
Nein, dieses »Westindien« mußte ein völlig anderes Land sein.
Wenn Robert es allerdings schaffte, sich einzuschiffen und dorthin zu fahren, konnte er vielleicht sein Glück machen. Natürlich nicht als Matrose, und auch nicht als Soldat. Er mußte gleich ganz oben anfangen, dann konnte er auch oben bleiben und noch größer werden.
Wenn er Dubois überreden konnte, ihn mit einem Handelsschiff hinüber zu schicken, um die seltsamen Gewürze herüberzuholen, oder auch das sagenhafte Gold aus Eldorado…
Es waren verrückte Gedanken und Pläne, die Robert immer wieder wälzte. Heute dachte er so, morgen anders und übermorgen abermals neu.
Aber da war auch noch Antoinette.
Am liebsten würde er sie mitnehmen auf die lange Reise. Doch ihr Vater würde das niemals dulden.
Robert dagegen mochte nicht mehr längere Zeit ohne ihre Gesellschaft sein.
Bis dann von einem Moment zum anderen sich alles veränderte.
Sie kam weinend zu ihm.
»Es ist passiert«, raunte sie, sich an ihn schmiegend, während er sie tröstend streichelte.
»Was ist passiert?« fragte er.
»Robert… wir müssen heiraten. Sofort«, sagte sie. »Ihr müßt unverzüglich um meine Hand anhalten. Ich bekomme ein Kind von Euch …«
***
Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
Heiraten, ein Kind… genau das, was er überhaupt nicht wollte.
Zumindest jetzt noch nicht.
Er fühlte sich einfach noch nicht reif für eine derart feste Bindung.
Abgesehen davon wollte er für längere Zeit in die neue Welt, in das Land am anderen Ende des Ozeans. Er wollte sich nicht hier vor Ort ansässig machen. Jeder Tag barg das Risiko in sich, daß sein Schwindel aufflog. Und selbst wenn er Antoinette mitnahm, konnte sie mehr über ihn herausfinden, als ihm lieb war.
Und wenn ihr Vater und dessen Geschäftspartner davon erfuhren, war er erledigt.
Und sie ebenso…
Weil sie einem Hochstapler aufgesessen war!
Natürlich war er in Antoinette verliebt. Sie war jung und hübsch und lachte gern. Wenn er mit ihr zusammen war, konnte er die Vergangenheit für kurze Zeit vergessen.
Aber sie heiraten?
Es gab noch einen weiteren Grund, aus dem er das nicht wollte. Böse Zungen mochten ihm vielleicht nachsagen, er würde Antoinette nur heiraten, weil er sich auf diese Weise das Geld ihres Vaters erschleichen wollte. Das wollte er sich nicht nachsagen lassen.
Das Viertel Zigeunerblut in ihm hielt seinen Stolz hoch. Was er erreichen wollte, wollte er aus eigener Kraft schaffen.
Hilfe annehmen, wenn man sie ihm bot, war nicht schlimm. Wenn er anschließend aus eigener Kraft weiterkam…
Aber sich etwas mit Tricks erschleichen war nicht seine Art.
Sein Urgroßvater Romano hatte der Sippe, ehe sie ausgelöscht wurde, ein gutes, durchaus wohlhabendes Leben ermöglicht - mit dem Gold, das der Teufel ihm geschenkt hatte!
Einen solchen Pakt wollte Robert niemals eingehen. Und er wollte auch von anderen keine Geschenke.
Deshalb bestürzte ihn ihre Mitteilung.
»Seid Ihr sicher, Antoinette? Gibt es keinen Zweifel?«
Sie starrte ihn empört und mit blitzenden Augen an.
»Was unterstellt Ihr mir, Robert? Daß das Kind vielleicht nicht von Euch sei?«
»Beruhigt Euch«, wehrte er ab. »Das meine ich nicht. Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt - seid Ihr sicher, schwanger zu sein?«
»Vollkommen. Aber es scheint Euch nicht zu erfreuen, Robert.«
»Natürlich erfreut es mich«, log er. »Was haltet Ihr davon, wenn wir ihn -Henri Robert nennen?«
Sie schürzte die Lippen.
»Ich bin nicht sicher, ob jetzt Euer Mund oder euer Herz gesprochen hat, Geliebter.«
»Habt Ihr Eurem Vater
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