0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
es uns so schlecht ging, und der vielleicht auch hätte verhindern können, daß meine Mutter starb. Wenn er sich nicht in die Geschicke der manusch gemischt hätte, wäre alles ganz anders verlaufen. Und wenn er meinem Urgroßvater den Goldbeutel wieder abgenommen hätte, nachdem der gar nicht daran dachte, ihn meiner Mutter zu geben, wie Asmodis es ursprünglich geplant hatte… der alte Teufel hätte das Gold ja der rechtmäßigen Besitzerin geben können… Aber er hat einfach gar nichts getan. Er hat uns nur immer wieder belästigt.«
Er lachte heiser auf und nahm wieder einen kleinen Schluck, um den Gaumen zu befeuchten. »Rechtmäßige Besitzerin… das klingt gut, wie? Rechtmäßig… Gold, das der Teufel verschenkte… Nun, er hätte wenigstens keine halben Sachen machen dürfen. Er erwähnt immer wieder, mein Vater zu sein. Aber er hat sich kaum jemals wirklich um mich gekümmert wie ein Vater. Ich habe auch nie Wert, darauf gelegt, daß der Fürst der Finsternis mein Vater ist.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Er machte also diese Bemerkung… und ich griff ihn an. Nicole, ich habe ihn den ganzen Kreuzgang entlang und über den Klosterhof geprügelt. Erst hinterher, als er taumelnd davon kroch, wurde mir klar, daß er mich hereingelegt hatte. Eigentlich hätte ich ihm mit meinen Fäusten gar nichts tun können. Einen Dämon verprügeln… wo gibt es denn das? Doch ich merkte zu spät, daß ich ihm in die Falle gegangen war. Ich hatte Gewalt angewendet. Nicole. Ich, der Franziskaner! Und nicht nur das, ich hatte auch noch die Hand gegen meinen Vater erhoben! Geschickterweise hatte der verdammte Teufel dem Abt gegenüber nämlich bei seiner Ankunft erwähnt, daß ich sein Sohn sei, gezeugt, ehe er selbst die Kutte angezogen habe… Tja, und daß man mich dann nicht mehr haben wollte, kannst du dir sicher denken. Asmodis heuchelte den Verletzten und Bemitleidenswerten. Er wurde verarztet - und ich hinausgejagt… zum Teufel gejagt, könnte man sagen.«
»Was versprach er sich davon?«
»Mein Erzeuger? Er wollte sich wieder einmal in mein Leben mischen. Ihm gefiel wohl nicht, daß ich mich ins Kloster verkrochen hatte. Natürlich, so ein gottesfürchtiges Leben kann dem Teufel nicht gefallen. Also wollte er mich da wieder herausholen, und zwar so, daß ich gar nicht anders konnte. Er kannte mich verdammt gut, der alte Satan. Er wußte genau, wie ich auf seine Bemerkung reagieren würde. Heute wäre ich sicher ruhiger. Aber damals, als junger Bursche ohne große Lebenserfahrung, impulsiv und ahnungslos…«
»Vor wenigen Tagen hast du ihn auch fortgejagt, als er kam, um dir zum Geburtstag zu gratulieren.«
Tendyke verzog das Gesicht. »Ob’s wirklich mein Geburtstag war, wage ich selbst nicht einmal zu sagen. Ich weiß es einfach nicht. Aber… er drängt sich mir immer wieder auf. Er wollte und will auch in die Geschicke meines Sohnes eingreifen. Er will es einfach nicht hinnehmen, daß ich nichts mit ihm zu tun haben will.«
Nicole verdrehte innerlich die Augen.
Tendyke ahnte wohl nicht einmal, daß Asmodis alias Sid Amos bereits längst wieder eingegriffen hatte.
Seit einiger Zeit war ein gewisser Sam Dios Mitarbeiter in Roberts Firma Tendyke Industries, Inc. und sorgte dafür, daß Angehörige der Parascience -Sekte mehr oder weniger freiwillig die Firma wieder verließen, die sie still und heimlich unter ihre Kontrolle zu bringen gehofft hatten. Wie Sam Dios das schaffte, blieb sein teuflisches Geheimnis. Doch die Kündigungen erfolgten samt und sonders freiwillig…
Zamorra und Nicole waren dadurch in einer moralischen Zwickmühle. Einerseits wollten sie vor ihrem Freund keine Geheimnisse hegen, andererseits hatte Sam Dios, eingedenk der ständigen Reibereien zwischen Vater und Sohn, dringend darum gebeten, nichts über seine derzeitige Tarnexistenz zu verraten.
Es war klar, daß es zu einem gewaltigen Krach kommen würde, wenn Tendyke dahinter kam, daß sein »Erzeuger« sich abermals in seine Belange einmischte. Und dabei spielte es keine Rolle, welche Motive für Asmodis hinter seiner Aktion standen.
Rob würde ihm die Hörner geradebiegen.
»Er kannte meine geheimen Träume und Pläne, nach Übersee zu gehen und in der Neuen Welt mein Glück zu versuchen«, fuhr Tendyke derweil fort. »Damals verstand ich nicht, wieso er davon wissen konnte, weil ich schließlich mit niemandem darüber gesprochen hatte. Heute weiß ich natürlich, daß er einfach meine Gedanken gelesen hatte. Aber er
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