0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
nicht. Das hatte Zeit bis später, vielleicht sogar viel später.
Zunächst mußte er erst einmal das Schwert Gwaiyur zurückholen.
***
Zumindest eines wußte Zamorra jetzt: Wie Asmodis zum ersten Mal an den Dolch gekommen war, bevor er ihn Elena gab.
Damals hatte er, wenn Zamorra Tendykes Erzählung glauben durfte, behauptet, er habe den Dolch Romanos gestohlen.
Nun, in gewisser Hinsicht konnte man das so sehen. Er war mit dem Dolch geflohen, der in seinem Körper steckte.
Zamorra war sicher, diese Episode jetzt abgeschlossen zu haben. Er konnte sich nicht vorstellen, daß der Dolch zwischenzeitlich noch einmal zu Romano »zurückkehrte«.
Jetzt aber mußte er Gwaiyur zurückbekommen.
Wenn man ihm Merlins Stern , sein zauberkräftiges Amulett, abgenommen hätte, wäre das kein Problem gewesen. Er hätte es nur zu sich zu rufen brauchen. Es wäre unverzüglich in seiner ausgestreckten Hand erschienen.
Doch bei dem »Schwert zweier Gewalten« funktionierte das nicht.
Zamorra kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie jemand das Zauberschwert und auch die Waffe, die Asmodis zurückgelassen hatte, aus der Schänke trug. Begleitet von zwei weiteren Männern, verließ er das Dorf. Gemeinsam vergruben die drei die Schwerter weit außerhalb der Ortschaft und kehrten dann zu ihren Häusern zurück.
Ein paar Stunden später grub Zamorra Gwaiyur wieder aus.
Das Schwert, das Asmodis geführt hatte, ließ er zurück. Vielleicht hatten die Dörfler die beiden Waffen vergraben, um sie aus den Augen, aber in Bereitschaft zu haben; vielleicht wollten sie die Schwerter von einem Geistlichen weihen lassen. Sie würden nun nur noch ein Schwert finden.
Zwei Dinge gab es nun, die Zamorra weiterhin noch nicht wußte.
Was aus Romano wurde…
Und was Asmodis an jenem Abend von ihm gewollt hatte…
***
Orleans, 1517:
Antoinette war ein verteufelt hübsches Mädchen. Robert de Noir hatte sieh in sie verliebt, kaum daß er sie das erste Mal gesehen hatte.
Sie war die Tochter eines reichen Kaufmanns. Henri Dubois schickte Warenzüge mit seltenen Handelswaren in aller Herren Länder, vor allem nach Osten. Er arbeitete auch mit den Fuggern zusammen. Gemeinsame Karawanen zogen durch den Balkan und die Turkländer bis nach Persien und Indien.
Das war genau das, wofür sich der junge Mann, der sich deNoir nannte, interessierte. Es war eine Möglichkeit, Reichtum zu erwerben, ohne unter die Räuber zu fallen.
Kleider machen Leute. Niemand bezweifelte, daß Robert einem burgundischen Adelshaus entstammte. Er verstand es, seine Unwissenheit in vielen Dingen durch Charme und Frechheit erfolgreich zu überspielen, spitzte die Ohren und lernte eine Menge hinzu.
Da er oft mit Antoinette zusammen war, blieb es natürlich nicht aus, daß er auch ihren Vater kennenlernte und auch seine Angestellten im Handelskontor.
Dubois war einer der reichsten Männer von Orleans, wenn nicht sogar der reichste überhaupt Robert interessierte sich für seine Aktivitäten, schnappte hier und da etwas auf und schaffte es mit seiner fantastischen Lernfähigkeit dabei allein durchs Zuschauen und Mitreden, Lesen. Schreiben und Rechnen zumindest in den fürs Kaufmannsdasein nötigen Grundformen zu erlernen.
Zwischendurch lernte er auch, mit dem Schwert umzugehen.
Inzwischen beherrschte er ebenso noch eine andere Kunstfertigkeit: er war ein Meister der Würfel. Wenn er hin und wieder durch die Wirtsstuben zog und sich an die Tische setzte, um mit den anderen Männern zu spielen, ging er selten heim, ohne gehörige Gewinne eingestrichen zu haben. Sie reichten aus, ihm ein einigermaßen menschenwürdiges Leben zu erlauben und in einer Herberge zu wohnen, die seinem selbstgewählten Stand angemessen war.
Manchmal fragte er sich, ob er nicht bei dieser Art, zu leben, bleiben sollte. Die Spielgewinne bescherten ihm ein mäßiges Einkommen - wirklichen Reichtum würde er dabei niemals erwerben. Doch für das Geld, das er in einer Nacht gewann, mußte er als Knecht und Tagelöhner fast einen ganzen Sommer über schwer arbeiten.
Aber es war auch ein Risiko.
Er konnte ebenso alles verlieren, wenn er an Spieler geriet, die besser waren als er, und er konnte in ein Falschspiel und Streit geraten und erschlagen werden - oder von den Stadtbütteln festgenommen und eingekerkert werden.
Und dann würde auch seine Anmaßung herauskommen, sich unerlaubt mit einem Adelsprädikat versehen zu haben.
Das konnte natürlich auch im Kontakt mit Dubois jederzeit durch
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