0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
Wirtshaus befand; er mußte also wieder dorthin und das Zauberschwert holen, das mit seinem übernatürlichen Aufleuchten zum Verräter an ihm geworden war.
Und natürlich mußte er irgendwann wieder nach Trier zurück…
Doch das war weniger wichtig. Jetzt ging es darum, das Zauberschwert nicht in unbefugte Hände fallen zu lassen.
»Ich denke, wir sind jetzt quitt«, sagte der Einäugige. »Ihr habt mich vor den Söldnern gerettet, und ich Euch vor dem Fürsten. Nun seid so gut und verfolgt mich nicht weiter. Ich möchte irgendwann auch einmal ein normales Leben führen.«
»Der Fürst der Finsternis lauerte Euch auf, nicht mir«, sagte Zamorra. »Was könnte er von Euch wollen?«
»Ich weiß es nicht. Und es interessiert mich auch nicht. Das einzige, was mich interessiert, ist, ob er an den Dolchstößen stirbt oder nicht.«
»Er wird nicht daran sterben«, sagte Zamorra. »Einen Dämon wie ihn tötet man nicht mit normalen Waffen. Dafür braucht man schon eine sehr starke Magie.«
»Ihr sprecht das so leicht… nein, so leichtfertig aus! Ihr kennt ihn näher? Ihr wißt in der Zauberei Bescheid?« Zamorra grinste ihn an.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. In diesen Jahren muß man vorsichtig sein mit dem, was man sagt oder tut. Die Inquisition hat tausend Augen und Ohren, und die Scheiterhaufen lodern schnell und hell. Seid vorsichtig, manusch, wenn Ihr noch einige Zeit leben und danach einen friedvollen Tod haben wollt. Ja, ich kenne Asmodis. Aber ich bin sein Gegner. Seid vorsichtig mit den Goldmünzen, die er Euch geschenkt hat. Der Beutel wird niemals leer, nicht wahr? So mancher mag sich darüber wundern…«
»Woher wißt Ihr davon?« stieß der Zigeuner hervor.
»Ich weiß auch, daß Asmodis den Beutel Eurer Enkelin bestimmt hat.«
»Was wißt Ihr von ihr?«
»Sie wird einen Sohn haben«, sagte Zamorra. »Einen Prachtkerl, der mein Freund werden wird. Er…«
Zamorra unterbrach sich.
Er hatte schon zuviel gesagt. Er durfte nicht über die Zukunft sprechen.
Doch Romano war wachsam geworden.
»Ihr seid ein Seher, Herr deMontagne«, behauptete er. »Sollte der Fürst Euch deswegen ein Feind sein?«
»Ich bin kein Seher. Ich… weiß nur mehr als Ihr, weil ich andere Voraussetzungen habe.«
»Ich werde Euch nicht bedrängen«, sagte Romano. »Doch… sagt mir das Schicksal meiner Enkelin.«
»Warum interessiert es Euch? Ihr habt sie verstoßen?«
»Ich mußte es. Die alten Traditionen. Dennoch bitte ich Euch, es mir zu sagen, wenn Ihr etwas über sie wißt.«
»Ihr Sohn wird Robert heißen«, sagte Zamorra. »Sie wird noch ein Vierteljahrhundert leben und ihn aufziehen. Und er wird mein Freund sein.«
»Wer ist der Vater? Wißt Ihr es?«
»Spielt es eine Rolle?«
»Oh, ja!« drängte Romano.
»Ich kann es Euch nicht sagen«, wich Zamorra aus.
Die Wendung des Gespräches gefiel ihm nicht.
Aber er konnte den Fehler, den er selbst gemacht hatte, jetzt nicht mehr korrigieren.
»Ihr redet so seltsam, als ob Ihr in die Zukunft sehen könntet - oder selbst aus der Zukunft hierher gekommen wäret«, stieß Romano hervor. »O nein, streitet es nicht ab. Es muß so sein. Mein Urenkel wird länger leben als jeder Mensch, den ich kenne. Und er wird Dinge sehen , die niemand außer ihm sehen kann.«
»Die Prophezeiung der alten Blixbah«, sagte Zamorra.
»Ihr kennt auch ihren Namen. Wer hat ihn Euch genannt? Nein,… Ihr wißt zuviel. Seid Ihr ein Dämon, ein Teufel wie der Fürst der Finsternis, dem ich mehr verdanke als mir lieb ist? Oder seid Ihr doch jemand, der aus der Zukunft zurückgekehrt ist?«
»Wie kommt Ihr auf die Zukunft?« Der alte Zigeuner winkte ab. »Wenn man so viel erlebt hat wie ich und so alt wurde, hatte man viel Zeit zum Nachdenken. Vieles ist anders, als man meint, Ich will Euch nicht weiter bedrängen. Ich kann Euch nicht zwingen, mir die Wahrheit zu sagen. Unsere Wege sollten sich hier trennen. Verfolgt mich nicht weiter. Wenn der Fürst der Finsternis mein Ende beschließt, werdet auch Ihr nichts daran ändern können.«
»Ich glaube nicht, daß er Euer Ende beschlossen hat. Er hätte Euch schon früher leicht töten können.«
»Wie auch immer - wir sind quitt; sollten wir uns noch einmal begegnen, werde ich Euch nicht mehr helfen. Ich werde mich dann vielleicht gegen Euch stellen. Gehabt Euch wohl, Herr deMontagne.«
Er schritt davon.
Nachdenklich sah Zamorra ihm hinterher.
Er fragte sich, ob das schon alles war.
Sicher nicht.
Aber er folgte dem Zigeuner
Weitere Kostenlose Bücher