0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
und laut. »Einer seiner vielen Namen. Heißt Ihr nicht auch zuweilen Somadis oder Issomad oder Sid Amos? Sicher habt Ihr noch eine Menge weiterer Namen, Schurke!«
Asmodis schüttelte langsam den Kopf.
Von einem Moment zum anderen begriff Zamorra, in welcher Zwickmühle sich der Dämon plötzlich befand. Wäre Zamorra allein hier gewesen, hätte er ihn bedenkenlos angegriffen, entweder mit Worten oder Waffen.
Aber er konnte und wollte sich nicht gegen seinen eigenen Sohn stellen. Er hatte doch noch Großes mit ihm vor, sonst hätte er sich nicht solche Mühe mit ihm gegeben…
Was also konnte der Dämon tun?
Ganz gleich, wie er sich verteidigte, ob mit Worten oder Magie - er würde seinem Sohn schaden!
Und Robert wußte das nur zu gut!
»Nun, was ist jetzt?« drängte einer der anderen Gäste. »Wer ist im Recht? Der Herr d’Assimo sieht nicht gerade danach aus, als müsse er anderer Leute Pferde stehlen…«
»Könnt Ihr Eure infame Anschuldigung beweisen, Robert… deDigue?« fragte Asmodis plötzlich mit süffisantem Lächeln!
»Aufpassen!« zischte Zamorra dem Freund zu. Er kannte dieses hinterhältige Lächeln des Höllenfürsten.
Der schien gerade noch eine Möglichkeit gefunden zu haben, seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und seinem Sohn gleichzeitig den Zopf zu ölen.
»Wollt Ihr uns vielleicht beziffern, wieviel Geld ich Euch gestohlen haben soll? Oder wollt Ihr uns zum Beweis für den angeblichen Pferdediebstahl den Sattel beschreiben, den Ihr Euch draußen in aller Ruhe angeschaut habt?« Asmodis lachte höhnisch auf. »Ihr werdet Euch schon etwas einfallen lassen müssen, Söhnchen. Was tut Ihr überhaupt hier? Ich wähnte Euch in Orleans oder noch viel weiter entfernt. Hat Euch dieser Tunichtgut«, er deutete auf Zamorra, »hierhergeschleppt? Vertraut ihm nicht, deDigue. Vielleicht will auch er Euch nur betrügen, wie jener Mann, dem Ihr vertrautet und der Euch vor ein paar Jahren in Orleans um die Früchte Eurer Arbeit gebracht hat. Ihr sucht Euch immer wieder die falschen Freunde aus, deDigue.«
Es war klar, daß er den »alten« Robert meinte, den aus dieser Zeit. Er schien nicht zu ahnen, daß er es mit dessen älterem Ich aus seiner Zukunft zu tun hatte.
Vielleicht war ihm auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, weshalb ihm Zamorra immer wieder in die Quere kam - daß Zamorra ein Zeitreisender aus der Zukunft war…
»Man kennt sich also doch«, brummte jemand im Hintergrund. »Aber wer ist nun der Schurke?«
»Der da!« sagten Tendyke und Asmodis zugleich. Der eine zeigte auf Asmodis, der andere auf Zamorra.
Dem gefiel die Entwicklung gar nicht. Zamorra spürte, worauf es hinauslief.
Da Asmodis seinem Sohn nicht schaden konnte oder wollte, brauchte er einen anderen Sündenbock. Und der sollte Zamorra sein.
Asmodis war schon immer ein Meister des Wortes gewesen. Wenn er es fertigbrachte, die Leute gegen Zamorra aufzuwiegeln, gewann er dieses Spiel doch noch. Dann stand Tendyke allenfalls als der Mann da, der von seinem Reisebegleiter arglistig getäuscht und hereingelegt worden war.
Vielleicht glaubte er auch, Zamorra und Tendyke durch seine Redekunst entzweien zu können.
Für ihn logisch, der annehmen mußte, daß die beiden sich erst seit kurzer Zeit kannten. Da fiel es leicht. Zwietracht zu säen.
»Der Kerl lenkt ab«, warf Zamorra ein. »Es gibt einen einfachen Weg, zu beweisen, wem das Pferd gehört.«
»Bist du wahnsinnig?« zischte Tendyke ihm fast unhörbar zu. »Halte du dich da heraus! Hast du den Verstand verloren?«
»Mein Reisegefährte hat das Pferd gut dressiert«, sagte Zamorra gelassen. »Laßt die beiden streitenden Herren doch reiten. Wer es schafft, im Sattel zu bleiben, dem gehört der Rappe.«
Tendyke versetzte ihm einen heimlichen Rippenstoß. »Du sollst dich da heraushalten!« stieß er hervor. »Das hier ist meine Sache!«
Asmodis hatte einen Moment lang gezögert. Jetzt nickte er.
»Einverstanden. Jeder von uns reitet auf dem Pferd bis zum Totenacker und wieder zurück.«
»Und wenn der Betreffende mit dem Pferd veschwindet?«
Asmodis grinste und breitete die Arme aus.
»Ich bin ein Ehrenmann«, sagte er. »Ich lasse meinem Kontrahenten den Vortritt… nein, besser den Vor-Ritt.« Er lachte, weil er dieses Wortspiel wohl als sehr gelungen empfand.
»Und wir halten seinen Gefährten als Geisel«, sagte einer der Dörfler. »Dann wird er’s sich gut überlegen, einfach mit einem fremden Pferd zu verschwinden.«
»Da hast du
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