0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
sein, wenn wir ihm aus dem Weg gehen!«
»Zur Not hast du dein Amulett und den Dhyarra-Kristall. Dann werden sie uns zwar für Hexenmeister halten, aber erstens werden sie viel zu verblüfft sein, wenn der Teufel zur Hölle fährt, und zweitens müssen sie uns dann erst mal kriegen. Dann geht’s im Schweinsgalopp zurück zu unserer Ankunftsstelle. Im Laufen kannst du dann schon mal Merlins Zauberspruch üben…«
»Du klingst sehr aggressiv«, warnte Zamorra. »Das gefällt mir nicht.«
»Aber mir. Ich werde ihm gewaltig in die Suppe spucken.«
»Wer mit dem Teufel Suppe essen will, muß einen langen Löffel haben«, erinnerte Zamorra an das alte Sprichwort.
Doch Tendyke hatte die Tür der Gastwirtschaft schon erreicht.
»Wo ist der gottlose Pferdedieb?« brüllte er in die Schankstube.
***
Männer sprangen auf. Tendyke blieb unmittelbar hinter der Tür stehen.
Zamorra schloß zu ihm auf.
Im Gegensatz zu der heruntergekommenen Spelunke am Ortsanfang sah hier alles etwas gediegener aus - vermutlich war hier der Bürgermeister zu Gast und drüben der Müllersknecht.
Im gleichen Moment, in dem Zamorra den Schankraum betrat, erwärmte sich sein Amulett.
Asmodis war hier!
Im nächsten Moment sah er ihn. Der Fürst der Finsternis erhob sich als massige, schwarzgekleidete Gestalt von einem der Tische und sah zur Tür.
Da erkannte er Tendyke.
Und er erkannte Zamorra!
»Was…«, stieß er hervor.
Das Erkennen in seinen schwach aufglühenden Augen war unverkennbar. Jedoch war auch deutlich zu sehen, daß er mit den beiden Überraschungsgästen nicht gerechnet hatte.
Vielleicht zum ersten Mal, seit sie miteinander zu tun hatten, erlebte Zamorra den Fürsten der Finsternis verwirrt.
Zamorra kannte er ohnehin von früher her. Und Tendyke mußte im Jahr 1538 ähnlich ausgesehen haben wie in der Gegenwart. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war er offensichtlich nicht mehr gealtert.
Zamorra kannte das von sich selbst und Nicole. Sie unterlagen von Anfang an einem wesentlich langsameren Alterungsprozeß als alle anderen normalen Menschen, und seit sie beide vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatten, war dieser Prozeß endgültig gestoppt werden. Auch bei den beiden Silbermond-Druiden Gryf und Teri war es ähnlich - Gryf, der mehr als 8.000 Jahre alt war, sah immer noch aus wie ein 20jähriger. Etwa zu jener Lebenszeit war sein Alterungsprozeß gestoppt worden.
Blieb die Frage, wie es bei Robert Tendyke wirklich war.
Zamorra ahnte, daß er über eine ganz andere Art der Unsterblichkeit verfügte - nein, genauer gesagt eine Art Langlebigkeit. Denn er war schon einige Male gestorben, seit Zamorra ihn kannte. Erschlagen, erschossen, vergiftet, zersprengt, was und wie auch immer. Er hätte schon mehrmals tot sein müssen. Und jedesmal war sein Leichnam oder sein sterbender Körper verschwunden. Und eine Weile später war Rob Tendyke wieder frischvergnügt und quicklebendig aufgetaucht.
Wie das möglich war, ließ sich aus Tendyke einfach nicht herauskitzeln. Es war ihm immer wieder gelungen, einer konkreten Antwort auf diese Frage geschickt auszuweichen.
Aber es war müßig, jetzt darüber zu spekulieren - fest stand, daß Asmodis sie beide erkannt hatte. Aber noch ehe der Dämon darauf reagieren konnte, deutete Tendyke bereits auf ihn.
»Da ist er ja, der Lump! Räuber, Plünderer, Pferdedieb! Packt den Kerl und hängt ihn am nächsten Baum auf!«
Zwei Männer schoben sich Tendyke langsam entgegen.
»He, Meister«, sagte einer von ihnen. »Nur langsam mit den jungen Pferden. Wer seid Ihr, daß Ihr solche Anschuldigungen gegen diesen Herrn erhebt?«
»Anschuldigungen? Überfallen hat er uns«, sagte Tendyke laut. »Ich bin Robert deDigue, und mein Begleiter ist Zamorra deMontagne. Wir sind hergekommen, weil ich meinen Urgroßvater suche, und der Haderlump dort hat uns unterwegs überfallen. Er hat uns Pferde, Waffen und Geld abgenommen und sitzt nun hier und zecht von unseren Münzen! Das schwarze Pferd, das draußen steht, gehört mir!«
Asmodis war immer noch sprachlos. Mit einer solchen Frechheit seines Sohnes hatte er wohl niemals gerechnet.
»DeDigue?« fragte jemand im Hintergrund. »Seid Ihr vielleicht mit dem alten Romano verwandt?«
»Es geht hier erst einmal um die Anschuldigungen«, sagte ein anderer. Er sah zwischen den beiden Ankömmlingen und Asmodis hin und her. »Herr d’Assimo, kennt Ihr diese beiden Männer etwa?«
»Ah, d’Assimo nennt er sich jetzt also«, sagte Tendyke schnell
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