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0542 - Die Stunde des Zentauren

Titel: 0542 - Die Stunde des Zentauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte Takvorian, „es sei denn, in uns selbst." Er stellte den Schweif steil auf, und nach einer Weile ließ er ihn wieder sinken und sagte: „Die Landschaft vor und unter uns liegt sozusagen im Zeitschlaf. Bitte, achten Sie darauf, falls Sie etwas untersuchen. Sie könnten sich beispielsweise an jedem Grashalm schneiden und sich blaue Flecken holen, wenn Sie die Hand in Wasser zu tauchen versuchen. Es ist schon ein Glück, daß die Luftmoleküle flexibel reagieren. Wenn ihre Massenträgheit um das Sechzigfache erhöht wäre, könnten wir nicht atmen und uns nur mühsam fortbewegen."
    „Aber wir könnten mit geschlossenem Druckhelm auf einem Luftkissen ruhen und herrlich schlafen", erklärte Wyt und gähnte herzhaft.
    „Seien Sie nicht so faul", sagte Mer-kosh. „Sie können noch lange und fest genug schlafen, wenn Sie tot sind, Baiton."
    „Aber dann habe ich nichts davon!" protestierte Wyt.
    „Ich schlage vor", meinte Takvorian, ohne auf das scherzhafte Wortgeplänkel seiner Reiter einzugehen, „wir reiten bis in die Nähe dieser Stadt."
    Er hob den linken Vorderfuß und zeigte auf die nächstliegende Anhäufung von Bauten.
    „Dort sammeln wir Informationen aller Art über die Eingeborenen", fuhr er fort. „Vor allem sollten wir zu erfahren versuchen, welchem Zweck GEPLA-I dient und mit welcher Art von Befehlshabern wir es im Intern-Alpha-System zu tun haben."
    „Einverstanden", erklärte Baiton Wyt."Hüh,Pferd!"
    Takvorian warf den Kopf zurück und sagte drohend: „Wenn Sie sich noch einmal so geben, als sei ich nur ein Tier und Sie wären die Krone der Schöpfung, werfe ich Sie ab, Sie notorischer Faulpelz!"
    „Schon gut", erwiderte Baiton. „Keinen Streit bitte. So etwas macht mich immer so fürchterlich wach. Würden Sie nun die Güte haben, zu starten?"
    Der Zentaur lachte und stieg vorne hoch, so daß seine beiden Passagiere beinahe herabgefallen wären. Dann jagte er auf einem schmalen Felsband hinab, der Ebene zu.
    Nach mehreren beschwerlichen Wegstücken kamen die drei Personen drei Stunden später am Ufer eines Flusses an, der zwischen ihnen und der Ebene floß. Nur war für ihre Augen von diesem „Fließen" nichts zu sehen, da auch die Bewegung der Wassermoleküle sechzigfach verlangsamt worden war.
    Vorsichtig setzte der Zentaur die Hufe auf das wie gefroren wirkende, leicht gewellte Wasser. Ab und zu splitterte ein Stück weg, wenn ein Hufeisen zu hart gegen eine „Welle" stieß. Die größten Schwierigkeiten aber bereitete ihm die Abgrenzung seines Rothyer-Feldes gegen das Wasser. Bei einer Bewegung über festen Boden wäre das bedeutungslos gewesen, aber hier sanken die Hufe jedesmal mehrere Zentimeter tief ein, wenn das Feld nach unten abglitt. Takvorian brauchte zwanzig Minuten, um sich und seine Gefährten sicher ans andere Ufer zu bringen.
    Dort streckte er seinen Pferdekörper und jagte durch die erstarrte Landschaft. Das Donnern der Hufe klang wie auf normalen Welten auch. Da die Luftmoleküle nicht gebremst waren, leiteten sie den Schall unverzerrt weiter.
    Baiton Wyt überlegte, wie die Erzeuger der Ablaufhemmung es anstellten, daß ausgerechnet die Luftmoleküle von dem Einfluß verschont blieben. Er fand keine Antwort darauf, wohl aber war ihm klar, daß ohne diese Ausnahme auch die Tagseite von Pförtner unter einer dicken Eisschicht begraben wäre, denn Temperatur und Molekularbewegung der Luft bedingten einander.
    „Aber was geschieht, wenn es auf der Tagseite regnet?" fragte er. „Würde das Regenwasser sich nicht wie eine Eisdecke über das Land legen?"
    Merkosh blickte nach oben.
    „Das wäre halb so schlimm. Aber wenn es jetzt zu regnen begänne, während wir im Freien sind, würden die erstarrten Regentropfen uns erschlagen."
    „Ich glaube nicht, daß es hier jemals regnet", erklärte Takvorian. „Die Bewohner Pförtners haben sicher eine andere Möglichkeit der Wasserzirkulation gefunden. Der normale Kreislauf des Wassers brächte im Hemmfeld zu viele Probleme mit sich."
    Baiton nickte und sah sich um. Die Hufe Takvorians hatten eine breite Gasse ins Gras der Ebene gerissen. Die Halme waren zersplittert wie Glas. Aber der „steinharte" Humusboden zeigte keine Eindrücke.
    „Eine verrückte Welt!" stellte er fest.
    Einige Kilometer vor den riesigen Wohntürmen der nächsten Stadt fiel Takvorian in einen lockeren Trab. Baiton registrierte, daß auch die Bauten auf der Tagseite eine gewisse Ähnlichkeit mit Termitenhügeln besaßen, aber sie wirkten längst nicht

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