0542 - Himalaya-Grauen
noch sehen. Sie hatten den Hubschrauber bereits passiert und bewegten sich wie ein dunkler Wurm auf die steile Felswand zu, wobei es aus dieser Entfernung so aussah, als würden sie in das Gestein hineingehen.
Sie mußten sich sehr beeilt haben, da sie schon so weit gekommen waren. Wo steckten die Ganos?
Vergeblich hielt Baxter nach den beiden Bestien Ausschau. Die Mischungen aus Gorillas und Fledermäusen konnten sich wieder in irgendwelchen Felsspalten verkrochen haben.
Für Mark stand fest, daß er die Verfolgung aufnehmen mußte. Er würde auch den gleichen Weg gehen, den die anderen genommen hatten. Sie sollten ihn ruhig sehen, seinen eigentlichen Trumpf, der ihn so gefährlich und unberechenbar machte, würde er später ausspielen.
Mark Baxter nahm die Verfolgung auf. In einen Hinterhalt konnte er so leicht nicht geraten. Die Felder waren flach, die Sicht ausgezeichnet und die Luft noch klar.
Hoch über seinem Kopf zogen Raubvögel ihre Kreise. Prächtige Exemplare. Er konnte nicht erkennen, um welche Art es sich handelte, die Spannweite der Schwingen ließ ihn auf Adler tippen.
Die Ganos hielten sich zurück. Sie hatten zudem ihre Pflicht auch getan. Erst als Mark in der Nähe des Hubschraubers stand, sah er, was mit der Maschine geschehen war.
Man hatte sie brutal zerstört. Selbst das harte Metall hatte den Pranken der Ganos nicht den Widerstand entgegengesetzt, den sich Mark erwartet hätte.
Es war ihnen sogar gelungen, die Rotorblätter zu verbiegen, so daß diese wie abgeknickte Streichhölzer traurig nach unten hingen.
Auch die Scheiben waren eingeschlagen worden. Wenn ihn nicht alles täuschte hatten sogar die Kufen Knicke bekommen.
Auch Mark dachte an die Worte des Händlers. Patan konnte seine Maschine tatsächlich abschreiben.
Der CIA-Agent war supersauer. Es war wie so oft bei seinen Einsätzen. Jetzt stand er mutterseelenallein in einem fremden Land und mußte zudem noch drei seiner Freunde heraushauen.
Zusätzlich lag ein langer Fußmarsch vor ihm.
Er nahm ihn in Angriff. Mark ging schnell. Er wußte, daß er dieses Tempo durchhalten konnte. Die sehr flache Ebene kam ihm vor wie ein gewaltiges grünes Brett, auf dem er sich als einzelne Figur bewegte. Die Männer aus dem Dorf hatten mit ihren Gefangenen längst die Wand des Tigernestes erreicht.
Wenn sein Sichtwinkel besonders günstig war, sah Mark die Prozession die Serpentinen hochlaufen, viel zu weit von ihm entfernt, um eingreifen zu können.
Er schaute an der steilen, graugrünen Wand hoch und glaubte festzustellen, daß sich die Wolkenbänke etwas verändert hatten. Sie waren tiefer gesunken und hatten oberhalb des Klosters mehrere weiße Bärte und diese in verschiedener Höhe um das Gestein gelegt.
Die Ganos ließen sich nicht blicken. Auch dann nicht, als das Gelände leicht anstieg und Mark die Felswand erreicht hatte. Allmählich änderte sich auch der Stand der Sonne. Es würde nicht mehr lange dauern, dann ging sie unter.
Baxter rechnete damit, daß Gigantus die Gefangenen in einem Ritual töten würde, und zwar bei Dunkelheit. Er war sich allerdings nicht klar, welche Rolle Shao genau spielte. Mark machte sich da so seine eigenen Gedanken.
Der Aufstieg lag vor ihm.
Für ihn, den Ungeübten, würde er zwar nicht zu einer Qual werden, aber die Strecke schlauchte schon. Rund siebenhundert Meter über dem Tal lag das Kloster. Zwei Stunden Fußmarsch kalkulierte Baxter ein.
Unterwegs bekam er Durst. An einem aus der Höhe springenden und fließenden Bach löschte er ihn. Das Wasser war klar wie Kristall.
Mal schritt er unter Felsvorsprüngen einher, dann wieder deckte ihn Buschwerk.
Es gab auch Stellen, wo der Weg sehr schmal wurde und die Bezeichnung Pfad ihm besser gestanden hätte. Da hielt sich Baxter an der linken Seite, wo die Felswand ihm Rückendeckung gab. Rechts fiel der Berg fast senkrecht ab.
Baxter rechnete auch damit, auf Wachen zu treffen. Deshalb war er auch nach über einer Stunde Fußmarsch mehr als wachsam und achtete auf jedes Geräusch.
Einmal blieb er stehen, weil er ein brechendes Geräusch vernommen hatte. Als hätte jemand Steine aus einem Verbund gerissen.
Mark hörte über sich das Kollern. Er preßte sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Steine hatten sich, aus welchem Grund auch immer, über ihm gelöst, tickten auf dem Pfad auf, um Sekunden später in der Tiefe zu verschwinden. Die Steine waren nicht groß gewesen, aber auch nur faustgroße Brocken hätten ihn leicht ins Land der
Weitere Kostenlose Bücher