0542 - Himalaya-Grauen
noch die bunte Wäsche. Wo konnten die Bewohner stecken?
Wir blieben in der Mitte der Geisterstadt stehen. Von den Ganos entdeckten wir nichts mehr. Sie mußten die Felsgeister sein und dem mächtigen Magier gehorchen.
»Durchsuchen wir jedes Haus?« fragte Suko.
»Und dann?«
Er hob die Schultern. »Wir wissen anschließend wenigstens, daß wir allein hier sind.«
»Gut, aber in zwei Gruppen.«
Suko ging mit Wladimir Golenkow. Mark Baxter hielt sich an meiner Seite.
Die Waffen hielten wir in den Händen. Vor bösen Überraschungen konnten wir niemals sicher sein. Keine Tür war abgeschlossen. Manche standen weit offen, weil der Wind so gegen sie gefahren war, daß er sie aufgestoßen hatte.
Ich betrat vor Mark einen schmalen Flur, schaute nach rechts und links und entdeckte in einer Nische einen kleinen Altar mit einer Buddha-Figur, die von zwei kleinen, brennenden Öllampen umrahmt wurde.
»Wenn ich das in den Staaten erzähle, das glaubt mir kein Mensch«, flüsterte der CIA-Mann.
»Behalte es für dich.«
»Du hast Nerven. Was meinst du, wie sie bei uns wegen Gigantus im Dreieck springen! Die denken doch, die Russen hätten als erste einen Außerirdischen geschnappt. So etwas würde man mir eher abnehmen als einen magischen Zauber. Ich schaue mal oben nach.«
»Okay, ich warte.«
Mark ging über eine Treppe in die obere Etage. Ich schaute in die unteren Räume und hörte über mir die Schritte des Amerikaners auf den Bohlen.
Ich hatte mir ein sehr sauberes Haus ausgesucht. Durch ein Rückfenster konnte ich auf den Hof schauen. Dort standen einige Kisten übereinandergestapelt.
Allmählich fiel mir die Stille auf den Wecker. Die Menschen konnten sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Hier steckten sie nicht, im Kloster auch nicht. Waren sie vielleicht geflohen?
Mark Baxter kam zurück. Ich hörte seine Schritte auf der Treppe, dann stand er im Flur.
Nicht allein. Auf seinen Armen hielt er ein Kind. Als ich ihn so stehen sah, durchzuckte mich ein heißer Schreck. Er mußte wohl an meinem Gesichtsausdruck erkannt haben, was ich dachte, denn er schüttelte den Kopf und sagte: »Keine Sorge, John, das Mädchen schläft nur.«
»Wo hast du das Kind gefunden?«
»Oben in einem Bett. Kennst du den Vergleich, man schläft wie ein Toter?«
»Natürlich.«
»So ähnlich kommt es mir bei diesem Kind vor. Als hätte man ihm ein Schlafmittel gegeben.«
»Möglich ist alles.«
Mark brachte das Kind in einen Nebenraum. Auf der Straße hörte ich Wladimir husten.
Ich verließ das Haus. Winkend lief er auf mich zu. »Wir haben Kinder gefunden«, meldete er.
»Schlafend?«
»Ja. Das waren mehr als dreißig. Man hat sie in einem Raum zusammengelegt, aber keine Spur von den erwachsenen Bewohnern.«
»Dafür sind sie noch da!« erwiderte ich hart und deutete gegen den Himmel.
Wladimir verzog die Lippen. »Mist auch, die halten uns unter Kontrolle. Als hätten sie einen Auftrag bekommen.«
»Vielleicht haben sie das auch.«
»Dann zeigt mir die Auftraggeber.«
»Tut mir leid.«
Auch Suko kehrte zurück und hob die Schultern. »Leere Häuser«, sagte er. »Ich glaube, wir werden uns wieder auf den Weg zum Kloster machen. Wenn wir jetzt losziehen, erreichen wir es vor dem Dunkelwerden.«
»Was sagt ihr?« wandte ich mich an die anderen beiden.
Sie waren einverstanden.
Unsere Wachsamkeit mußte einfach nachgelassen haben, sonst wären wir nicht in die Falle gelaufen. Wir hatten immer nur in die Häuser geschaut, aber nicht auf deren Dächer.
Die Gefahr kam von oben. Diesmal nicht von den Ganos, es waren die Bewohner, die plötzlich auf den Dächern erschienen und vorgingen bis zu den Rändern.
Wladimir entdeckte sie zuerst. »Da sind sie!«
Wir drehte uns in die verschiedenen Richtungen und genau in die Pfeile hinein, die sie auf uns abgeschossen hatten. Es waren fingerlange Nadeln und in der Masse so gefährlich.
Dreimal wurde ich erwischt. Es war nicht mehr zu spüren als ein Pieksen, als sie die dicke Kleidung durchdrungen hatten. Suko huschte zur Seite, Wladimir warf sich zu Boden, Mark Baxter tauchte ebenfalls weg, und ich wollte zurück in den Hauseingang.
Ich schaffte nur die Hälfte der Strecke, dann wurden meine Glieder schwer wie Blei.
»Gift!« keuchte ich, als ich zu Boden sank. »Ein verdammtes Gift.«
Ich lag schon auf dem Rücken, als es Suko erwischte. Er schraubte sich ebenfalls dem staubigen Erdboden entgegen, kippte auf die Seite und blieb dort liegen.
Wladimir lag auf dem
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