0542 - Luzifers Welt
Beaminster-Cottage in Südengland, Moskau bei Brüderchen Saranow… Caermardhin in Wales… eine ganze Menge, nicht wahr?«
Raffael Bois, die gute Seele des Hauses, meldete sich über die Sprechanlage: »Monsieur Zamorra? Ein Anruf für Sie, Ferngespräch aus El Paso.«
Zamorra erhob, sich seufzend. »Entschuldigt mich bitte für einen Moment -bin so schnell wie möglich wieder hier. El Paso? Sollte Riker etwas von mir wollen? Oder Sid Amos?«
Worum es wirklich ging, konnte er nicht im entferntesten ahnen…
***
Verblüfft sah Carmencita sich um.
Sie befand sich in einer wilden, kahlen Felsenlandschaft. Spitzkegelige Berge ragten ringsum zum düsterroten Himmel empor. Gleißende Blitze zuckten durch diese düstere Röte, die in tiefe Schwärze überging dort, wo Carmencita stand.
Aber trotz des hier finsteren Himmels war es nicht nachtdunkel. Ein eigenartiges Zwielicht herrschte, das diese leblos erscheinende Gegend in unheimliche Schatten tauchte.
Am gespenstischsten aber war, daß die Blitze völlig lautlos durch die ferne Himmelsröte flammten, ohne sie wirklich zu erhellen.
Kein Wind heulte durch Felsklüfte, kein Vogel schrie.
Es war, als laufe rings um Carmencita ein dreidimensionaler Stummfilm, in den sie geraten war.
Sie glaubte fast, taub geworden zu sein, bis ihre eigene Stimme aufklang.
»Was, um Himmels willen, ist das hier für ein Land? Träume ich?«
Neben ihr waren die Blumen.
Die großen bunten Blumen, die jetzt in diesem düsteren Zwielicht ihre Farben verändert zu haben schienen.
Immer noch zeigten sie das Regenbogenspektrum. Nur waren die Farbtöne jetzt viel düsterer, hoffnungsloser. So, als hätte jemand sie mit einem Rußfilm überzogen.
Ähnlich fremd wirkten die vereinzelt stehenden Büschel harten Grases. Sie machten nicht den Eindruck lebender Pflanzen. Sie sahen unwirklich aus, wie aus Plastik.
Ich will aufwachen, dachte sie, Ich will hier nicht sein! Nicht in dieser kahlen Alptraumwelt , in der diese seltsamen Blumen das einzige sind, was wächst!
Abermals berührte sie die Blumen.
Diese unwirkliche Landschaft, die jener aus Gryfs Buch glich, sollte verschwinden. Sie wollte zurück zu Gryfs Hütte.
Die Wirklichkeit sollte zurückkehren!
Oder der seltsame, böse Traum enden, in dem sie sich gefangen sah - und der vielleicht schon begonnen hatte, als sie nach Gryf gesucht und ihn nicht gefunden hatte.
Doch sie blieb, wo sie war. Die Landschaft veränderte sich nicht.
Das heißt - die winzige Veränderung, die stattfand, nahm Carmencita noch nicht wahr.
Einige der Felsensteine bewegten sich kaum merklich auf sie zu …
***
»Sieht so aus, als gäbe es wieder etwas zu tun. Rob ist in Washington und bittet mich, nach Tendyke’s Home zu kommen, weil er nur dort über eine abhörsichere Leitung mit mir sprechen kann. Scheint ziemlich wichtig zu sein«, erklärte Zamorra, als er in die kleine Bibliothek zurückkam.
»Könnte mit dieser Expedition Zusammenhängen, über die er nichts sagen durfte«, spekulierte Nicole. »Na schön, sehen wir zu, daß wir nach Florida kommen. Aber vorher sollte Gryf den Pater und mich wieder zum Dorf bringen.«
»Sicher«, versprach der Druide. »Sofort, wenn’s sein muß.«
Pater Ralph sah erst Nicole, dann Zamorra nachdenklich an.
»Denkt daran, was ich über diese Blumen gesagt habe. Vielleicht sind sie ein Geschenk des Teufels. Jede Bequemlichkeit fordert ihren Preis. Ihr solltet diese Blumen so wenig wie möglich benutzen. Ihr solltet sie vernichten!«
Zamorra hob die Brauen.
»Auf geht’s«, sagte Gryf, Er faßte Nicole und den Pater bei den Händen.
Nicole konzentrierte sich auf das Ziel, den kleinen Platz am Ufer, und der Druide übernahm diese Vorstellung. Mit der entscheidenden Vorwärtsbewegung löste er den zeitlosen Sprung aus.
Im nächsten Moment erschien Gryf mit den beiden Menschen unten am Fluß.
Nicole zeigte ihm die Blumen.
»Ich denke, wir sollten so schnell wie möglich Sicherungen anbringen, wie ihr es im Château getan habt«, schlug Gryf vor. »Mir gefällt der Gedanke nicht, daß eure unsichtbaren Freunde hier ein und aus gehen können, wie es ihnen gefällt. Vor allem, wenn sie einen derart mörderischen Charakter zeigen…«
Nicole nickte.
»Kann ich Sie mit ins Dorf nehmen, Pater?« bot sie dann an.
Aber der Dorfgeistliche schüttelte den Kopf.
»Ich möchte noch ein wenig hier sitzen und den Wellen lauschen«, sagte er. »Fahr ruhig zurück. So furchtbar weit ist der Fußweg nicht.«
Nicole
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