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0542 - Luzifers Welt

0542 - Luzifers Welt

Titel: 0542 - Luzifers Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Und selbst wenn sie sich darüber geärgert hatte, war sicher irgend etwas in ihrer Erinnerung haften geblieben.
    Vielleicht hatte sie sich sogar zu sehr geärgert…
    Wenn dem so war, bestand eine Möglichkeit, zumindest die Gegend oder die Welt zu finden, in die es sie verschlagen hatte. Gryf brauchte sich nur die wirklich eingehende, detaillierte Beschreibung zu verinnerlichen.
    Wenn es eine solche Welt wirklich gab oder eine, die ihr sehr stark ähnelte, würde er sie erreichen.
    Sofern es dort Regenbogenblumen gab.
    »Auf ein neues«, murmelte er und verließ wieder seine Hütte…
    ***
    Im Land. Gash’ronn hatten die fressenden Steine hinnehmen müssen , daß ein Geflügelter ihnen das sicher ge-
    glaubte Opfer entrissen hatte. Nur einer, der fliegen konnte und damit ihren Sprüngen entging, brachte das fertig.
    Jetzt mußten sie nach einer anderen Beute Ausschau halten.
    Sie zogen sich wieder zurück, zerstreuten sich in alle Winde, um auf neue Lebenszeichen zu lauern.
    Nach längerer Zeit begannen die Rege nbogenblumen sich wieder sicher zu fühlen. Der Überlebensreflex löste sich.
    Die Blüten öffneten sich allmählich wieder.
    Die Entfernung war groß genug, daß die Steine den Lebensatem der Blumen nicht mehr wahrnehmen konnten.
    ***
    »In der Hölle gefangen…« flüsterte Carmencita bestürzt. »Aber wie ist das möglich? Bin ich denn gestorben? Wieso weiß ich nichts davon?«
    Der Engel, der sich Lamyron nannte, schüttelte den Kopf.
    »Du bist nicht tot, Carmencita Morenos. Du bist so lebendig wie ich.«
    »Aber wieso befinde ich mich dann in der Hölle?«
    Lamyron lachte.
    »Dies ist sicher nicht die Hölle, die ihr Sterblichen von Gaia meint. Luzifers Welt ist meine ganz persönliche Hölle. Die Blumen haben dich hierhergebracht. Aber sie bringen dich nicht wieder zurück. Auch die beiden anderen haben es ausprobiert. Sie schafften es nicht, heimzukehren.«
    »Welche anderen?« stieß sie hervor.
    Sie mußte im gleichen Moment an Gryf denken.
    Sollte sie sich in ihm getäuscht haben? Hatte dieser seltsame junge Mann eine mörderische Falle eingerichtei für diejenigen, die ihn in seiner Einsamkeit besuchten? War es seine Absicht gewesen, daß sie die Blumen gefunden hatte?
    »Sterbliche wie du. Eine Frau und ein Mann.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Die Frau floh; ich kann nicht sehen, was aus ihr wurde. Vielleicht wirst du es mir verraten können. Der Mann stellte seine Sterblichkeit unter Beweis.« Carmencita erschauerte.
    Wie leicht dieser Engel über den Tod sprach!
    War er vielleicht gar kein Engel? Sondern ein Teufel, der sich nur tarnte?
    Die Bedeutung anderer Worte entging ihr. Sie mußte sich erst mit dem Schrecken abfinden, in den sie unversehens geraten war. Erst nach und nach arbeitete sie das Erlebte und Gehörte auf.
    »Diese Blumen«, sagte sie leise. »Wie ist es möglich, daß sie mich hierhergebracht haben?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich weiß nur, daß es so ist, weil sie auch mich mit den Blumen hierherbrachten.«
    »Wer sind sie ? Wen meinst du?«
    »Jene, die niemand sieht, wenn sie keine Schatten werfen.«
    »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst, Lamyron.«
    »Lamyron«, wiederholte er andächtig. »Weißt du, was es mir bedeutet, daß ein anderes Wesen meinen Namen nennt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du kannst es nicht verstehen«, fuhr er fort. »Du kannst vieles nicht verstehen, was hier geschieht. Denn du bist nicht von meiner Art.«
    »Was bist du für ein Geschöpf, Lamyron?«
    »Ich bin Lamyron.«
    »Das ist dein Name. Ich bin Carmencita, und ich bin ein Mensch. Was bist du?«
    »Ich bin Lamyron«, wiederholte er. Plötzlich schien von ihm eine grenzenlose Traurigkeit auszugehen.
    Carmencita wandte ihr Gesicht von ihm ab, weil ihr diese Traurigkeit weh tat. Sie wollte diese schmerzende Pein nicht ein zweites Mal spüren.
    Sie ging einige Schritte weg von dem düsteren Engel.
    Und jetzt sah sie auf dem Felsboden den Pflanzenbewuchs; ein bräunlich-grünes Moos wucherte hier, wo es eigentlich keinen nährenden Boden finden konnte. Aber Moose und Flechten sind eben äußerst anspruchslos.
    »Du hast meine anderen Fragen noch nicht beantwortet«, sagte sie. »Ich habe viele Fragen. Ich muß die Antworten finden, wenn ich verstehen soll. Siehst du das ein?«
    »Du bist nicht dafür geschaffen, dies zu verstehen.«
    »Aber wen meinst du mit denen, die keine Schatten werfen?«
    »Man sieht sie nicht. Auch du wirst sie nicht sehen. Nur ihre

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