0542 - Luzifers Welt
sagte Tendyke zähneknirschend. »Mein Name ist Robert Tendyke. Darf ich Ihnen Professor Zamorra vorstellen? Fachmann für unser gemeinsames Problem.«
Travers starrte ihn irritiert an.
»Sie sind Tendyke? Und was sollen wir mit noch mehr Fachmännern? Davon haben wir genug.«
»Unsinn«, grinste eine der beiden Frauen. »Männer können wir hier nicht genug haben. Willkommen, ihr zwei! Hoffentlich seid ihr auch richtige Männer! Diese Eierköpfe sind jedenfalls keine.«
Zamorra sah seinen Freund vielsagend an.
Tendyke winkte ab. »Kommen wir zur Sache. Robertson hat mich als Sicherheitsbeauftragten hergeschickt. Und Professor Zamorra kennt sich ein wenig mit dem spurlosen Verschwinden von Leuten aus. Das Beste wäre. Sie erzählten uns, was Sie bis jetzt herausgefunden haben, und wir zwei nehmen die Sache allein in die Hand.«
»Sie spinnen wohl ein wenig, Tendyke?« sagte Travers trocken.
»Das haben vor Ihnen schon andere Leute vermutet.« Tendyke verzog die Mundwinkel. »Wir sollten zur Sache kommen. Und dann schauen wir uns die Stelle an.«
»Heute nicht mehr. Eine Stunde brauchen wir für den Weg, und in zwei Stunden ist es dunkel. Dann…«
»… dann schauen wir uns den Ort eben im Dunkeln an.«
Sie setzten sich zusammen und berieten.
Sie hatten die Stelle, an der Dr. Morna Lyndan und Boyd Cochrane verschwunden waren, abgesucht, Gesteinsproben analysiert und Ultraschall- und Infrarotsondierungen vorgenommen. Aber sie hatten nichts bemerkt, was auf verborgene Geheimgänge hindeutete. Bei Dr. Lyndan bestand immerhin noch die theoretische Möglichkeit, daß sie abgestürzt und vom Colorado-River mitgerissen worden war, um irgendwann irgendwo als zerschmetterte Wasserleiche angespült zu werden.
Aber Cochrane war fast unter den Augen seiner Begleiter verschwunden. Eben noch hier, jetzt fort. Und wenn er abgestürzt wäre, hätten sie das mit Sicherheit bemerkt. Zumal er genau dort verschwunden war, wo sich jene seltsamen Blumen befanden. Und dort, versicherten die Wissenschaftler einmütig, müsse man sich schon sehr anstrengen, um abzustürzen.
»Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso dort Blumen wachsen können?« fragte Zamorra.
»Es gibt Pflanzen, die überall Nährboden finden. Aber daß sie so groß werden… Und die Art; kennt auch niemand. Vermutlich werden wir eine völlig neue Spezies benennen können.«
»Sie wird allenfalls nach mir benannt«, sagte Zamorra. »Ich kenne diese Blumen. Ich habe schon einige von ihnen gesehen, meist an recht unzugänglichen Orten.«
»Was sind das für Blumen?« stieß MacBride hervor. »Wieso kennen Sie sie? Sind es Regenwaldpflanzen?«
»Dann würden sie kaum hier in den Rocky Mountains wachsen«, erinnerte Zamorra. »Wenn es sein muß, kann ich Ihnen beweisen, daß Mister Tendyke und ich diese Blumen schon viel früher entdeckt haben, als Sie ahnen. Wir können Ihnen auch Fundstellen zeigen. Aber das ist zweitrangig. Wir schauen sie uns jetzt erst einmal an.«
»Wieso diese Blumen? Die sind unheimlich interessant, aber… Halten Sie sie etwas für fleischfressend? Das gehört doch in den Bereich der Science Fiction!«
Tendyke beugte sich vor.
»Raten Sie mal, weshalb ausgerechnet der Professor und ich Ihnen in den Pelz gesetzt wurden. Bestimmt nicht zum Spaß! Nein, es sind keine fleischfressenden Blumen. Trotzdem wollen wir sie uns ansehen. Einer von Ihnen führt uns bitte zu der Stelle hin. So schnell wie möglich.«
»Und wie verträgt sich das mit Ihrer Aufgabe als unser… Sicherheitsbeauftragter? Ist das ein neues CIA-Wort für Aufpasser?«
Tendyke erhob sich und zuckte mit den Schultern.
»Sie können ja anfangen, ein neues Wörterbuch zu schreiben«, schlug er vor. »Vielleicht gibt es sogar irgendwo auf der Welt jemanden, der es lesen will. Gefällt es Ihnen nicht, für die CIA zu arbeiten? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie jemand dazu zwingen kann.«
»CIA«, brummte Travers. »Central Intelligence Agency… Was für ein Widerspruch das in sich ist, zeigt doch schon, daß man uns Leute wie Sie vor die Nase setzt… Mir geht’s nur um das Problem an sich, nicht darum, wer außer mir es noch geklärt haben möchte! Und wenn Sie weiterhin auf Ihren CIA-Status und auf Ihren Mister Robertson pochen, jage ich Sie beide persönlich zum Teufel! Verstehen wir uns, Tendyke?«
Tendyke grinste.
»Dann sind wir schon drei Neugierige, die herausfinden wollen, was wirklich passiert ist… Wenn Sie uns nachher begleiten, werden Ihnen die
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