0543 - Die Fliegen-Königin
wurden langsamer. Der Keeper schaute an mir vorbei. Ich beobachtete sein Gesicht, das plötzlich einen überraschten Ausdruck annahm.
»Haben Sie was?«
»Und ob ich etwas habe. Der Wagen da, das ist ein Gelände-Fahrzeug. Ich kann ihn zwar nicht genau erkennen, doch wenn mich nicht alles täuscht, muß das das Fahrzeug der Elvira Klein sein. Sie fährt ein solches Auto.«
»Dann hat sie ein Ziel«, sage ich.
»Oben in den Bergen?« flüsterte Peter.
»Vielleicht finden wir dort des Rätsels Lösung«, meinte Suko.
»Wir sollten es zumindest versuchen.«
Auch ich stimmte dafür, gab gleichzeitig Peter Garner die Chance, zurückzubleiben. »Wenn Sie nicht wollen, darf ich sie nur bitten, uns den Wagen zu überlassen.«
»Nein, ich fahre mit. Außerdem kenne ich den Weg. Er ist sehr schmal und endet praktisch vor dem Hochwald.«
»Gibt es dort etwas Besonderes?«
Garner hatte wieder Gas gegeben. »Im Prinzip nicht, denn hinter dem Wald beginnt direkt das Felsengebirge. Da geht es steil hinauf. Kein Wanderer kann es erklimmen, da müssen Sie schon Bergsteiger sein.«
»Dann frage ich mich allerdings, was diese Person dort oben sucht.«
Garner hob die Schultern. »Tut mir echt leid, Herr Sinclair. Auch ich verirre mich nicht allzu oft in diese Gegend.«
»Könnte es…«
»Jetzt ist der Wagen verschwunden!« meldete Suko.
»Keine Bange, ich habe mir seinen letzten Standort gemerkt.« Garner bog plötzlich ab und nahm einen steilen Weg, der wie ein Strich durch die Wiesen führte. Es war eine Abkürzung, wie er erklärte.
»Höhlen gibt es dort oben«, meinte er dann. »Höhlen und Spalten, man kann sie auch als Verstecke bezeichnen.«
Ich drehte mich und schaute Suko an.
Der Inspektor nickte. »Denkst du das gleiche wie ich, John?«
»Wahrscheinlich.«
»Was denken Sie denn?«
»Daß wir uns die Höhlen einmal näher anschauen«, erwiderte ich.
»Und die Fliegen?« fragte er.
»Um die kümmern wir uns auch noch.«
***
Elvira Klein wußte, daß ihr eine gewisse Gefahr drohte. Es hing damit zusammen, daß sie eventuell entdeckt werden konnte, und das wollte sie auf keinen Fall.
Die Leute, die sie weggeschickt hatte, kamen zurück. Sie war aus dem Haus gelaufen, die Fliegen hatten ihren Kopf wieder verlassen, und sie stand an einer Stelle des Hangs, um hinab ins Tal zu schauen.
Sie sah den Fluchtwagen, der den Weg verlassen hatte und durch das Gelände rumpelte.
Elvira mußte sich entscheiden. Sie tat es sehr schnell. Ihr Wildcat stand startbereit. Es war noch zu früh, um sich zu erkennen zu geben. Sie brauchte jetzt den Kontakt mit der alten Göttin in den Bergen. Erst wenn sie zugestimmt hatte, konnte sie die Fliegen losschicken, damit sie alles überschwemmten.
Die Tiere gehorchten ihr. Auf telepathischem Wege nahm sie Kontakt mit ihnen auf. Sie holte ihre zahlreichen Leibwächter wieder zu sich zurück.
Die Fliegen gehorchten. In gewaltigen Schwärmen durchzogen sie die Luft. Sie sahen aus wie schwarze, lange Bänder in der graublauen Finsternis, als sie ihre Schleifen und Bögen flogen, um das Ziel zu erreichen, das auf den Namen Elvira Klein hörte.
Als sie in den Geländewagen stieg, kreisten die Schwärme als zitternde, lebende Wolke über dem Dach. Sie drehte die Scheibe nach unten, sprach in das Dunkel. »Keine Sorge, wir werden gewinnen. Wir werden den Menschen beweisen, daß nur die Fliegen überleben, wenn es zur großen Katastrophe kommt.« Sie lachte schrill und böse.
Elvira Klein startete. Sie war wütend, das ließ auch ihr Fahrstil erkennen.
Der Geländewagen bockte regelrecht. Seine Reifen jaulten, als das Fahrzeug auf der glatten Asphaltfläche gedreht wurde.
Die Frau fuhr dem Hochwald entgegen. Der dunkle, tödliche Schwarm blieb über dem Fahrzeug. Ab und zu tanzten die Fliegen durch den hellen Lichtteppich der beiden Scheinwerfer. Sie wäre im Dunkeln gefahren, das wiederum traute sie sich nicht.
Noch rollten die Wagen in einer relativ langen Schlange den Berg hoch. Sollten sie das Hotel durchsuchen, sie würden nichts finden, aber sie würden bleiben.
Eine Stunde reichte ihr, um wieder zurückzukehren und das Grauen zu verbreiten.
Eine Armee von Fliegen würde das Hotel überfallen und alles niedermachen.
Elviras Augen glänzten, als sie daran dachte. Einige Insekten fanden den Weg in das Fahrzeug. Sie umschwirrten das Lenkrad und auch die Scheibe von innen. Elvira störte das nicht. Ihre Freunde würden sie niemals angreifen.
Der Weg nahm an Steilheit zu. Er
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