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0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde eng, noch kurviger, und die dunkle Fläche des Waldes näherte sich. Sie wirkte unheimlich und undurchdringbar in der Nacht. Dahinter zeichneten sich scharfe Schatten ab, eben die Kahlheit der Berge. Blanke Felsen, in Jahrtausenden geformt, den Witterungen ausgesetzt, zerrissen, zerklüftet, manchmal wie Eis, dann wiederum aussehend wie moderne Skulpturen.
    An manchen Stellen für Bergkletterer ideal, aber nicht in der Nacht, da gehörten die Felsen mit ihren zahlreichen Spalten und Höhlen ihr allein. Nur sie kannte den Weg zum Zentrum, wo sich die Königin befand, die vor unendlich langer Zeit ein Volk hinterlassen hatte, das längst im Dunkel der Vergangenheit verschwunden war.
    Sein Wissen aber hatte es konzentriert. Allein darauf kam es Elvira Klein an.
    Der Weg verschlechterte sich, bis er praktisch unbefahrbar wurde.
    Das war auch die Stelle, wo Elvira Klein anhalten und aussteigen mußte. Weiter kam sie nicht mehr. Den Rest mußte sie zu Fuß zurücklegen.
    Sie löschte die Scheinwerfer, stieg aus und hörte sofort das Summen ihrer Lieblinge. Sie schwebten über ihr, aber sie hatten sich auch im Wald versteckt, wo es genügend Bäume und Pflanzen gab, die sie bedeckten. Manche sehr weichen Äste bogen sich unter dem Gewicht der zahlreichen Insekten durch, als wollten sie mit ihren Zweigen den Boden berühren.
    Auch in der Dunkelheit fand sie zielsicher den Weg. Begleitet von einem großen Fliegenschwarm, tauchte sie in den Wald ein, wand sich vorbei an den Bäumen, sah dann die Felswand dunkel schimmern und schaute durch eine Lücke hoch zum Himmel, wo der Mond wie ein margarinegelbes Glotzauge stand und sie anstarrte.
    Der Mond war das Licht der Finsternis. Er gab nicht allein den Geschöpfen der Dunkelheit die nötige Kraft, er verlieh sie auch den Menschen, die sich dem Bösen verschrieben hatten.
    Sonne und Mond, die beiden Urgötter zählten heute ebenso wie in tiefster Vergangenheit.
    Unbeirrbar ging sie weiter. Der Weg war für sie nicht zu verfehlen. Bald schon stand sie am Eingang der Höhle. Der schmale Spalt war bei Tageslicht schon nicht zu erkennen, in der Dunkelheit fanden ihn sowieso nur Eingeweihte.
    Elvira Klein drückte die Zweige zur Seite und spürte die Kühle, die ihr aus der Berghöhle entgegenstrahlte. Es war für sie wie ein Willkommensgruß, und sie beeilte sich jetzt, in das Dunkel hineinzutauchen.
    Eine Lampe hatte sie mitgenommen. Tausende von Fliegen umschwirrten die Frau, krabbelten über ihren Körper und ließen auch das Gesicht nicht aus. Die kitzelnden Berührungen ihrer hauchdünnen Beine empfand Elvira Klein als eine Wohltat.
    Sehr leise bewegte sie sich voran, als hätte sie Angst, irgend jemanden zu stören.
    Ihre Sohlen schleiften über den blanken, unterschiedlich gewachsenen Stein.
    Das Licht tastete sich voran, entriß der Dunkelheit ihr Geheimnis und fand das Ziel dort, wo zwei kalte Augen in der unheimlichen Höhle leuchteten.
    Der Mittelpunkt des Fliegenkörpers.
    Elvira stöhnte auf, als sie ihn erreicht hatte. Sie hatte die Lampe jetzt gelöscht, fiel auf die Knie und tastete den steinernen Fliegenkörper ab, der voller Leben steckte, denn sie spürte gleichzeitig das Vibrieren und die Wärme unter dem Stein.
    Die Fliegen, die sie begleitet hatten, nahmen ihre Plätze ein. Sie fanden an den Seiten noch genügend Platz, hockten neben- und auch übereinander.
    Elvira Klein behielt den Kontakt mit der magieerfüllten und steinernen Fliege, während sie die ersten Worte flüsterte und darum bat, von einer uralten Kraft erhört zu werden, damit die endlich vernichtet wurden, die Jagd auf Fliegen machten.
    »Hilf mir, sie zu vernichten. Hilf mir, die Menschen in den Tod zu schicken. Darum bitte ich dich…«
    ***
    Peter Garner war uns ein guter Führer gewesen. Er kannte sich in diesem Teil des Geländes hervorragend aus, trotzdem konnte er nicht fassen, was Elvira Klein oberhalb des Dorfes suchte. »Es würde mich nicht wundern, wenn sie plötzlich die Arme ausbreitet und anfängt, wegzufliegen.« Er schüttelte sich. »Und dieses verfluchte Weibsbild habe ich einmal geliebt. Könnt ihr euch das vorstellen?«
    »Schlecht«, gab ich zu.
    »Ich auch.«
    Wir hatten längst den Bereich der normalen Bergstraßen verlassen. Die Scheinwerfer des Geländewagens sahen wir auch nicht mehr. Elvira Klein mußte ihr Ziel erreicht haben, und wir hielten Ausschau nach ihrem Fahrzeug.
    Der Wald lag rechts von uns. Wir rollten parallel zu ihm und tasteten die dunkle Wand mit

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