0545 - Der teuflische Engel
Hause.«
»Meine Chefin…« Sie wollte aufspringen. Suko legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie wieder zurück. »Das erledigen wir für Sie, Mädchen.«
Wendy hob die Schultern. »Wie geht es denn jetzt weiter? Was können wir noch tun?«
»Sie Wendy«, sagte ich.
»Aber…«
»Denken Sie daran, womit man Sie entlohnt hat. Geld war es nicht…«
»Die Münze!«
»Sehr richtig, Wendy.«
Sie holte tief Luft und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.
Dann hob sie die Schultern. »Ich hatte sie vorher noch nie gesehen. Es ist so…«
»Haben Sie die Münze bei sich?« fragte Suko.
»Ja.« Wendy wühlte in der rechten Hosentasche ihrer hellen Jeans und zog das runde Goldstück hervor. Sehr vorsichtig legte sie es in meine offene Hand.
Suko stand auf und setzte sich rechts neben mich. Auch er wollte die Münze genau sehen.
Ich wog sie auf der Handfläche. »Sie ist ziemlich schwer«, sagte ich.
»Gold?«
»Davon gehe ich aus. Wir müßten sie natürlich genauer untersuchen lassen, aber…«
Suko nahm sie an sich. Er nickte, als er sie in der Hand wog. »Ja, John, das ist Gold.« Dann drehte er sie um und suchte nach Motiven. Seine rechte Zeigefingerspitze glitt über die oben liegende Seite.
»Glatt ist sie nicht«, murmelte er.
»Was kannst du ertasten?«
Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht genau.«
Wendy meldete sich. »Wenn ich mal etwas sagen darf, ich habe sie ja auch untersucht und festgestellt, daß dort Gesichter eingraviert sind. Zumindest Köpfe.«
»Ich sehe nichts«, gab Suko zu.
»Halten Sie die Münze mal schräg.«
Das tat Suko. Beide schauten wir von der Seite her gegen eine Fläche. Jetzt war es besser zu erkennen. Schwach hoben sich Umrisse eines eingravierten Kopfes ab.
Wir schauten sehr genau hin. Suko drehte die Münze und tatsächlich, auch auf der anderen Seite waren die Umrisse zu erkennen.
»Wenn mich nicht alles täuscht, Suko, ist das ein anderes Gesicht.«
»Hm…« Er gab keinen weiteren Kommentar ab, sondern bewegte sie zwischen seinen Fingern. Auch ich konnte jetzt besser das Motiv erkennen. Suko sah, daß ich die Farbe wechselte.
»Hast du was?«
»Laß sie so.«
Seine Hand stand still. Nicht das geringste Zittern war zu merken.
Mein Freund hatte sich gut unter Kontrolle.
Ich hatte ihn nicht aus Spaß gebeten, die Münze in einem bestimmten Winkel zu halten. So konnte ich erkennen, daß es sich bei diesem Gesicht um ein mir bekanntes handelte. Ich wollte sichergehen und wandte mich an Wendy Lakeman. »Haben Sie sich die Abbildung dort genau angeschaut?«
»Ich konnte nicht viel erkennen.«
»Ihnen ist kein Verdacht gekommen?«
»Nein«, erwiderte sie zögernd.
»Dir denn, John?«
»Und ob, Alter, und ob. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich das Gesicht auf der Münze schon einmal gesehen.«
»Wer ist es denn?«
»Unser Freund, der Schönling. Genau sein Gesicht ist auf der Münze abgebildet. Ob du es glaubst oder nicht.«
Suko sagte nichts. Die Nachricht mußte er zunächst einmal verdauen. Er schluckte einige Male, wischte sich die Nässe aus der Stirn und bekam gleichzeitig eine Gänsehaut. »Du mußt es ja wissen«, flüsterte er mir ins Ohr.
»Und ob.« Ich nahm ihm die Münze aus der Hand und besah sie noch einmal. Auch die andere Seite hielt ich so, daß ich das darauf abgebildete Gesicht besser erkennen konnte.
»Sie sind nicht identisch«, murmelte ich. »Wenn ich mich nicht irre, gehört das zweite Gesicht einer Frau.«
Suko wunderte sich. »Und das kannst du so genau erkennen, John?«
»Ja.«
Er holte tief Luft. »Unwahrscheinlich«, flüsterte er. »Das ist wirklich Wahnsinn.«
»Aber wahr. Auf der einen Seite das Gesicht eines Mannes, auf der anderen das einer Frau. Kannst du mir sagen, was es zu bedeuten hat?«
»Nein.«
»Sie, Wendy?«
Die Verkäuferin schüttelte den Kopf, obwohl sie eine Antwort gab.
»Mir ist da ein verrückter Einfall gekommen. Als der Mann zum erstenmal unseren Laden betrat, da wußte ich nicht, ob es nun ein Mann oder eine Frau war. Der hätte beides sein können, aus der Ferne betrachtet, meine ich.«
Suko und ich schauten uns an. »Frau und Mann – ein Zwitter?«
»John, jetzt geht die Phantasie mit dir durch.«
»Wahrscheinlich.« Ich legte die Münze wieder auf meine rechte Handfläche. »Zudem würde mich noch brennend interessieren, woher die Münze eigentlich stammt?«
»Aus römischer Zeit«, sagte Wendy spontan.
»Das glaube ich nicht.«
»Griechen?«
»Auch
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