0545 - Der teuflische Engel
nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre sie älter, viel älter. Was sagst du, Suko?«
»Kann sein.«
»Außerdem sehen römische und griechische Münzen anders aus. Auf ihnen sind nicht nur Köpfe zu sehen.«
Wendy strich über ihr Haar. »Dann weiß ich nicht mehr weiter«, sagte sie ehrlich.
»Aber ich«, meldete sich Suko. Er schielte mich von der Seite her an. »Hast du den gleichen Gedanken wie ich?«
»Kann schon sein.«
»Sprich ihn aus!«
»Atlantis!«
Ich hatte den Namen des versunkenen Kontinents leise gesagt. Das Wort war trotzdem von Wendy gehört worden. »Was meinen Sie, Mr. Sinclair? Atlantis? Dieser versunkene Kontinent?«
»So ist es.«
Sie mußte lachen. »Das sind doch Fabelmärchen. Niemand kann beweisen, daß es die Insel wirklich gegeben hat.«
»Sie irren sich, Wendy. Atlantis hat existiert. Um Ihnen das alles zu erklären, fehlt mir die Zeit. Wir jedenfalls gehen zunächst einmal davon aus, daß die Münze von dein versunkenen Kontinent stammt.«
Wendy Lakeman kapierte schnell. »Wenn das tatsächlich stimmen sollte, dann müßte ja die Person, die mir die Münze gegeben hat, möglicherweise auch daher kommen.«
»Davon gehe ich fast aus.«
Sie öffnete den Mund, sagte aber nichts. Wahrscheinlich war ihr alles zu unheimlich geworden. Menschen von einem Kontinent, der für die meisten Bewohner der Erde überhaupt nicht existiert hatte.
Das war einfach zu viel für sie.
Wir aber wußten es besser. Mit Atlantis hatten gerade wir unsere Erfahrungen gemacht. Auch bei unserem letzten Fall hatte der versunkene Kontinent eine große Rolle gespielt.
Zufall oder Absicht?
»Wir treten auf der Stelle«, sagte Suko, »so kommen wir einfach nicht weiter.«
»Ohne diesen Schönling bestimmt nicht.«
»Wo können wir ihn finden?«
Ich lachte auf. »Du bist gut.«
»Myxin und Kara?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Wobei auch sie nicht alle Personen kennen können, die damals gelebt haben.«
»Da hast du schon recht. Also versuchen wir es bei Kyra Benson. Sie hat sowieso von einer Architektin gesprochen, die in Atlantis sich einen Namen machte. Außerdem hat sie ihren Mann so geführt, daß er das Totenreich verlassen und gleichzeitig wieder hineingleiten konnte.«
Was Suko da sagte, stimmte alles. Ich war auch damit einverstanden, nur wollte mir nicht in den Sinn, daß es eine Verbindung zwischen den beiden geben konnte.
Außerdem kannte Kyra Benson die Person nicht. Kontakt hatte nur ihr verstorbener Mann gehabt.
Ich schaute wieder auf die Münze. Noch immer lag sie auf meiner Handfläche, doch sie war dabei, sich zu verändern. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber die Umrisse des Gesichts waren deutlicher hervorgetreten. »Da, schau dir das an!«
Von zwei verschiedenen Seiten starrten Suko und Wendy auf die Münze. Beide Gesichter hatten sich verändert. Sukos Züge zeigten eine Spannung, die des Mädchens waren blaß geworden.
Tatsächlich füllte sich das Gesicht auf der Oberseite auf. Es sah so aus, als würde es innerhalb des Goldes so etwas wie Fleisch bekommen. Gab das Gold einen matten Glanz ab, so wirkte das Gesicht wesentlich dunkler als das Metall.
»Das ist kaum zu fassen«, hauchte Wendy und mußte sich räuspern. »Mr. Sinclair, dieses Gesicht, das… das habe ich ja bei dem Kunden gesehen. Die beiden sind identisch.«
»Ich weiß.«
Wir schwiegen, weil wir zuschauen wollten. Lebte es? Fast hinterließ es diesen Eindruck. Die Augen entstanden, sogar der Mund war zu sehen und ebenso die Nase.
Jetzt bekam das Gesicht sogar so etwas wie Leben. Es schlich sich in die Pupillen ein.
Der goldene Glanz war zwar zurückgedrängt worden, aber es gab ihn noch. In diese Augenschächte hinein hatte sich das tiefe Blau der Pupillen gedrückt. Um die Pupillen herum sahen wir eine hellere Farbe, eine Mischung aus Gold und Blau.
Daß sich der Schönling uns zeigte, geschah bestimmt nicht ohne Grund.
Wir warteten ab und lauerten auf den möglichen Rauch, der sich lösen würde.
Er blieb aus…
Dafür hörte ich die Stimme in meinem Hirn. »Bisher seid ihr davongekommen, aber ich kann euch sagen, daß ich warte. Ich werde euch meine Macht beweisen…«
Mehr hörte ich nicht, gab jedoch acht, welche Botschaft man mir auf telepathischem Wege vermittelt hatte.
Suko nickte. »Dann soll er sich zeigen«, sagte er.
»Darauf warte ich ja.«
Er zeigte sich nicht. Etwas anderes geschah. Wir hörten plötzlich gellende Schreie durch die Halle klingen.
Uns war sofort klar,
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