0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
sie reagiert und mich wiederum in Lebensgefahr bringt.«
»Das kann ich verstehen.« Sie hob ihre Schulter und strich das dunkle Haar zurück. »Es ist nur die Frage, wie Sie das anstellen wollen. Der Spiegel ist zerstört worden, die Verbindung gerissen. Mein Mann existiert nicht mehr, auf welche Weise auch immer.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssen es eben packen. Die Spuren…«
Das Telefon unterbrach meinen Monolog. Schon als ich abhob und den Hörer noch nicht gegen mein Ohr gedrückt hatte, vernahm ich bereits die aufgeregte Stimme des Kollegen aus unserer wissenschaftlichen Abteilung. »Sinclair, Sie müssen kommen, und zwar schnell.«
»Was ist passiert?«
»Die Steine, sie… sie …«
»Langsam, Dr. Mayer. Holen Sie erst einmal tief Luft. Was ist genau mit den Steinen?«
»Sie reißen.«
»Wieso?«
»Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat das Material Risse bekommen, die sich an allen vier Seiten hinziehen. Wir wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen…«
»Okay, Doktor, Sie machen gar nichts. Verlassen Sie den Raum, wir werden kommen.«
»Danke.«
Suko hatte alles mitbekommen. Er war schon dabei, den Wohnraum zu verlassen. Kyra Benson wollte wissen, was mit ihr geschah.
Ich gab ihr den Rat, in der Wohnung zu bleiben.
»Und wenn etwas passiert?«
»Keine Sorge, wir sind bald zurück. Oder gehen Sie zu einer Freundin und hinterlassen deren Adresse.«
»Ja, mal sehen.«
Suko erwartete mich am Lift. Die beiden Türhälften standen offen.
Ich sprang in die Kabine, und ab ging es.
»Hättest du jetzt schon den BMW, Suko, würden wir nicht so schnell vorankommen.«
»Wieso nicht?«
»Oder hat der als Extras auch eine Sirene und Blaulicht.«
»Noch nicht!«
Mit dem Rover schossen wir die Auffahrt der Tiefgarage hoch. Das Jaulen und Wimmern trieb tatsächlich andere Fahrzeuge zur Seite, so daß wir relativ freie Bahn hatten.
Der Himmel hatte sich bezogen. Aus westlicher Richtung schoben sich die massigen, schiefergrauen Wolkenbänke näher. Ich war sicher, daß sie irgendwann ihre Ladung über der Stadt abregnen lassen würden.
Kurz vor Erreichen des Ziels erwischte uns der Schauer. Urplötzlich schüttete es wie aus Eimern. Ich mußte noch die Wischer auf die schnellste Stufe schalten, damit wir etwas sehen konnten.
Geduckt rannten wir in die Halle. Der Kollege am Empfang winkte uns kurz zu, bevor sich die Lifttür vor uns schloß.
Der Weg in die Yard-Unterwelt dauerte uns viel zu lange. Normalerweise gab es in den wissenschaftlichen Abteilungen kaum Hektik.
Das paßte auch nicht zu den kahlen Betongängen, die durch kaltes Leuchtstoffröhrenlicht ausgeflutet wurden, an diesem Tag jedoch war es anders. Dr. Mayer hatte uns bereits nahe der Lifttür erwartet.
Sein Gesicht zeigte einen angespannten Ausdruck. Die Kollegen standen im Hintergrund und gaben ebenfalls keine Kommentare ab.
»Ich bringe Sie hin.«
»Okay.«
Wieder betraten wir das Labor. Die Geräte waren uns schon fast vertraut. Man hatte die drei Steine in den Hintergrund gelegt, wo noch etwas Platz war.
Bevor wir die Stelle erreichten, drückte ich den Wissenschaftler zurück. »Am besten ist es, wenn Sie uns allein lassen.«
»Ist gut.«
Erst als er verschwunden war, trauten wir uns vor. Noch hatten wir keine Waffen gezogen, doch Sukos Rechte berührte bereits den Griff der Dämonenpeitsche.
Bevor wir die drei Steine entdeckten, hörten wir schon die unnatürlich klingenden Geräusche. Ein Knacken und leises Brechen klang uns entgegen. Auch mit einem Splittern zu vergleichen, und uns kroch ein Schauer nach dem anderen über den Rücken.
Endlich freie Sicht!
Dr. Mayer hatte nicht gelogen. Zwar standen die drei Steine noch an der gleichen Stelle, aber sie sahen längst nicht mehr so aus, wie wir sie in Erinnerung hatten.
Ein Netzwerk von Rissen durchzog sie. Und sie waren dabei, auch weiterhin zu vergehen. Man konnte den Eindruck bekommen, daß sie sich selbst zerstörten.
Die Risse verbreiterten sich. Regelrechte Spalten entstanden in der blauen Masse, fast so breit, daß wir einen Finger in sie hätten hineinstecken können.
Aber noch hielten sie!
Suko ging vor und baute sich so auf, daß er hinter den Steinen stand. Ich behielt meinen Platz davor.
Natürlich galt unser Interesse den in den Steinen eingeschlossenen Menschen. Sie lagen nach wie vor regungslos in der Masse. Von der Zerstörung waren sie nicht betroffen worden. Durch das Muster an der Oberseite allerdings bekamen die Gesichter einen
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