0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
Rolle.«
»Und welche, bitte?«
»Magie, Schwarze Magie. Mehr kann ich Ihnen dazu auch nicht sagen, weil ich noch keine Erklärung habe. Tut mir leid.«
»Das nehmen Sie so hin?«
»Es bleibt uns nichts anderes übrig. Zudem gibt es auch innerhalb eines magischen Phänomens eine gewisse Logik. Man muß nur lernen, sie zu akzeptieren.«
»Das kann ich nicht.«
»Deshalb wird Ihnen auch niemand einen Vorwurf machen, Doktor.«
Er bewegte unruhig seine Hände. »Aber was ist mit den drei jungen Menschen? Sie sehen aus wie tot. Sind sie es auch?«
»Das wollten wir gerade feststellen.«
»Ja, tun Sie das.«
Ich konnte ihn schlecht wegschicken. Er war hier der Chef. Gewarnt hatte ich ihn. Außerdem war er erwachsen.
Es gefiel mir überhaupt nicht, daß sich die Steine aufgelöst und die drei jungen Männer zurückgelassen hatten. Sie kamen mir vor wie Zeitbomben, an denen die Lunte bereits brannte. Jeden Augenblick konnten sie explodieren. Das wäre natürlich fatal gewesen.
In dem Raum hatte sich insofern etwas verändert, als daß die Temperatur gesunken war. Wir verspürten seit einigen Minuten eine gewisse Kälte. Sie war auch Dr. Mayer nicht verborgen geblieben, und er schaute sich mißtrauisch um.
»Es ist kalt«, murmelte er. »Zu kalt. Unsere Automatik hält die Temperatur konstant auf zwanzig Grad, aber jetzt…«
»Sie hat keinen natürlichen Ursprung«, erklärte ich und bückte mich bereits zu Grand Hyatt herunter.
Der lag regungslos vor mir. Nichts regte sich in seinem Gesicht, auch dann nicht, als ich mit der Hand an seinen geöffneten Augen vorbeistrich.
Suko kümmerte sich um Slicky. Er testete ihn auf die gleiche Art und Weise wie ich.
Auch damit hatte er keinen Erfolg.
Ich faßte Grand Hyatt an. Seine Haut hatte die Wärme verloren.
Sie war auch nicht mehr so weich wie sonst. Mich überkam der Eindruck, als würde sie ebenfalls allmählich versteinern.
Suko richtete sich auf. »John, da stimmt nichts mehr. Die drei Burschen sind tot und trotzdem nicht.«
»Ja, scheint mir auch so.«
»Was jetzt?«
»Vielleicht können wir sie anheben und wegtragen.«
»Wohin denn?« fragte Dr. Mayer.
»Ich finde, daß sie in einer unserer Untersuchungszellen besser aufgehoben sind.«
Er schaute mich erleichtert an. »Mann, Sinclair, da haben Sie ein wahres Wort gesprochen. Ich will sie hier auch weghaben, ich möchte…«
»John, gib acht!«
Suko hatte leise, aber scharf gesprochen. Da ich Dr. Mayer anschaute, war mir verborgen geblieben, was mit den drei Regungslosen geschah. Auf einmal rührten sie sich.
Es begann bei Grand Hyatt, der zuerst die Arme bewegte und sie hochhob.
Mir kam es vor, als wollte er mit den halb gekrümmten Händen nach einer Stange greifen, die allerdings nur für ihn sichtbar war und nicht für uns.
Dann bewegte er auch seinen Oberkörper vor. Alles geschah ruckartig. Wie bei einer Puppe, die an Fäden hing und von jemand bewegt wurde, der erst noch üben müßte.
Hyatt stand zuerst.
Breitbeinig baute er sich im rechten Winkel zu mir auf und schaute gegen die Längswand. Er schaukelte nicht, aber hatte Mühe, sich zu halten. Mal kippte er nach links, dann wieder nach rechts. Es gelang ihm stets, das Gleichgewicht zu halten.
Seine Augen hielt er weit offen. Der Blick schien aus Stein zu bestehen. Auch der Mund war nicht geschlossen, aber kein Atem floß über seine Lippen.
Oder doch?
Ich wurde abgelenkt, da auch die beiden anderen jungen Männer sich bereitmachten, aufzustehen.
Bei ihnen geschah alles so wie bei Hyatt. Plötzlich standen sie auf den Füßen. Sie bildeten eine Reihe, wie Soldaten, die zum Appell angetreten waren.
Niemand sprach. Aber Suko hob seinen Arm, streckte den Zeigefinger vor und deutete auf die Münder der drei Personen. Diese Geste erinnerte mich wieder an das Atmen, das ich nicht gehört, aber zu sehen geglaubt hatte.
Aus dem Mund des vor mir stehenden Grand Hyatt floß plötzlich ein bläulich schimmerndes Licht.
Es war für mich fast unbegreiflich, aber ich hatte mich nicht getäuscht.
Blaues Licht stand und zitterte vor seinem Mund. Es sah aus wie eine Halbkugel, deren hintere Hälfte noch im Mund verschwunden war. Er bewegte die Finger. Aus seinen Händen wurden Fäuste, die sich wieder öffneten, um sich einen Moment später erneut zu schließen. Es war unerklärlich und auch unwahrscheinlich.
Suko und ich gaben keinen Kommentar ab, im Gegensatz zu der Person hinter uns. Dr. Mayer war völlig aus dem Häuschen. Seine Stimme
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