0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
Lächeln umspielte die Lippen der Verkäuferin. »Damals muß es wirklich interessant gewesen sein, wenn man dich so reden hört. Fast wünschte ich mir, es einmal zu sehen.«
»Laß es lieber sein. Möglicherweise wird man dir die Träume schicken, dann kannst…«
»Sorry, aber ich habe bereits geträumt. Auch von gewaltigen Steinen. Sie aber flößten mir Furcht ein. Sie standen in einer düsteren Landschaft und unter einem Himmel voller dunkler Wolken. Da konnte man schon Angst bekommen.«
»Dein Traum hat dich aus den Städten geführt und in den anderen Teil der Insel, wo Tod und Furcht zu Hause sind. Ich will nicht näher darauf eingehen, ich weiß auch noch nicht, was Glarion damit bezweckte, als er dir diesen Traum schickte. Tatsache ist, daß er sich gezeigt hat und sicherlich einiges verändern will.«
»Das befürchte ich auch«, flüsterte Wendy. »Ich brauche nur an die drei jungen Männer zu denken, die in den Steinen begraben liegen.«
»Es ist wohl seine oder ihre Art gewesen«, sagte Myxin.
»Woraus können die blauen Steine denn bestehen?«
»Sie besitzen die Kraft des Planeten. Seine Strahlung wurde innerhalb des Materials eingefangen. Allein aus diesem Grunde leuchten sie derart blau. Das ist alles.«
»Hört sich so einfach an.«
»Im Prinzip ist alles einfach, Wendy. Man muß die Dinge nur begreifen und akzeptieren.«
Sie hatte keine weiteren Fragen mehr und schaute zu, wie Myxin sich suchend umsah.
»Was möchtest du?«
»Ein Telefon. Ich will mit John Sinclair…«
»Komm bitte mit.«
Wendy verließ als erste das Zimmer. Im Flur stand der Apparat neben der Garderobe, die aus einem Brett mit zahlreichen Haken bestand. »Hier kannst du anrufen.«
»Danke.«
Myxin wählte John Sinclairs Privatnummer. Wendy schaute ihm zu. Auch sie hörte das Freizeichen. Bedächtig legte der kleine Magier den Hörer wieder auf. »Es ist niemand da«, sagte er. »Schade. Ich hätte mich früher mit ihm in Verbindung setzen sollen.«
»Ich weiß auch nicht, wo er ist. Was werden wir denn jetzt tun, Myxin?«
»Zunächst einmal abwarten. Das heißt, ich werde mich darum bemühen, mit Glarion Kontakt aufzunehmen.«
»Und wie?«
Der kleine Magier lächelte geheimnisvoll. »Warte es ab, wir…«
Sie hörte nicht mehr hin, denn ihr Blick war auf das Fenster gefallen. Zwar sah Wendy die Scheibe, aber dahinter zeichnete sich etwas ab, das aussah wie ein Gesicht.
»Er ist da! Glarion ist…«
Auch Myxin sah hin.
Im gleichen Augenblick verschwand das Gesicht. Dafür geschah etwas anderes. Die Wände begannen zu zittern. Jedenfalls sah es so aus. Tatsächlich aber standen sie auch weiterhin still. Nur eben das blaue Leuchten vermittelte ihnen den Eindruck.
»Himmel!« Wendy trat zurück. »Das gleiche Strahlen wie in der Turnhalle, als die drei jungen Männer…«
»Bleib bei mir«, sagte Myxin und schaute zu, wie sich aus den normalen Wänden allmählich andere, blaue, lösten und damit begannen, die gesamte Wohnung zu verkleinern…
***
Nicht nur ich war sauer, auch Suko war von meiner Laune angesteckt worden und lief mit einem Gesicht umher, als wäre ihm die Petersilie verhagelt worden.
Wir steckten auch in einer Zwickmühle. Kamen weder vor und noch zurück. Jemand war aus Atlantis erschienen und hatte sein Netz ausgebreitet, in dem wir uns fangen sollten.
»Blaue Steine«, sagte Suko, »was kann das zu bedeuten haben?« Er stellte die Frage in einem Tonfall, der mich erkennen ließ, daß er sich bereits Gedanken um eine Antwort gemacht hatte.
»Sag schon, was du denkst!« forderte ich ihn auf.
»Atlantis.«
»Weiß ich selbst.«
»Eine…« Er legte eine kleine Kunstpause ein. »Vielleicht eine Architektin – oder ein Architekt?«
Das genau war der springende Punkt. Auch ich hatte schon ähnliche Gedankengänge geführt, mich aber nicht getraut, sie laut auszusprechen. Sie erschienen mir einfach zu weit hergeholt. Obwohl wir diese Architektin suchten, denn mit ihr hatte Luke Benson Kontakt gehabt.
»Meinen Sie wirklich?« fragte Kyra Benson.
»Wir nehmen es an.«
»Aber weshalb?« Sie saß vor der Couch und hatte ihre Hände flach auf die Oberschenkel gelegt.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, Kyra. Meiner Ansicht nach haben Sie oder Ihr Mann etwas in Bewegung gesetzt, das die Architektin dazu veranlaßt hat, aus ihrer Zeit in die unsere zu gelangen.«
»Mit welchem Ziel?«
»Das werden wir feststellen. Ich muß ihre Spur wieder aufnehmen. Ich möchte nicht so lange warten, bis
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