0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
feige und widerlich, Merete! Wie alle Dämonen.«
»Ich bin kein Dämon!«
»Was denn?«
»Eine Künstlerin, Kara. Ich bin eine Künstlerin, die zur Blütezeit des alten Kontinents gelebt hat.«
»Und den falschen Weg einschlug!«
»Irrtum. Ich bin bei den Steinen. Sie gehören mir. Ihr werdet dieses Gebiet verlassen. Egal ob tot oder lebendig.«
Kara hob die Schultern. »Ich kenne mich in den Spielregeln aus, Merete. Wie wäre es, wenn wir um die Steine kämpfen, nur wir beide. Dem Sieger gehören sie dann.«
Merete überlegte. »Welchen Trick hast du?«
»Keinen. Nur mein Schwert.«
»Und wenn ich nicht will?«
»Bist du tatsächlich so feige?« höhnte Kara. »Dann scheint deine Macht doch nicht so groß zu sein.«
Merete/Glarion lächelte breit. »Du willst mich provozieren?«
»Nein, kämpfen.«
»Ich besitze keine solche Waffe.«
»Ist deine Magie nicht Waffe genug? Du bist erfüllt vom Licht des Planeten. Du kannst Menschen versteinern lassen, wenn du sie mit dem Licht füllst. Ich halte mein Schwert dagegen, mehr nicht. Noch einmal. Verlasse das Quadrat, und wir werden um die Steine und das Leben der beiden Eingeschlossenen kämpfen.«
Merete focht einen Kampf mit sich selbst aus. So wie es gelaufen war, gefiel es ihr nicht. Sie sah auch ein, daß vor ihr eine fast gleichstarke Gegnerin stand, die sich selbst vor der atlantischen Kraft des Zwitters nicht fürchtete.
»Nun?«
Sie nickte. »Es ist gut, Kara. Ich werde auf deinen Vorschlag eingehen. Feige war ich nie, das hatte ich nicht nötig. Wenn du gewinnst, soll Myxin dir gehören.«
»Und die Steine?«
»Sie sind mein. Ich kann sie nicht abgeben. Wenn ich auf deinen Vorschlag eingehen soll, dann geht es allein um Myxin, den kleinen Magier. Sonst um nichts.«
Das Leben eines Menschen besteht oftmals aus einer Reihe von Kompromissen. Auch Kara mußte dies einsehen. Merete war ihr auf der Hälfte des Weges entgegengekommen, jetzt mußte auch sie sich in Bewegung setzen, obwohl es ihr schwerfiel.
Sie nickte der Architektin zu. »Es ist gut«, sagte sie leise. »Kämpfen wir um Myxin.«
Kara wußte nicht, ob der kleine Magier von der Unterhaltung etwas verstanden hatte. Vielleicht konnte er ihr ein Zeichen geben.
Deshalb schaute sie ihn an.
In seinem Gesicht rührte sich nichts. Nach wie vor war es verzerrt.
Die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung zeichneten die Züge.
Wendy erging es ebenso, sie erinnerte Kara wieder daran, daß der Kampf nicht allein um Myxin ausgetragen werden durfte.
»Wenn ich gewinne, Merete, kommt auch das Mädchen frei!«
»Du kannst dich darauf verlassen.«
»Dann komm!«
Kara war gespannt, ob Merete es schaffte, das Gestein zu verlassen. Noch wirkte sie wie festgefroren, als wäre sie ein Teil dieser Masse.
Ein Ruck durchlief ihre Gestalt, als hätte jemand einen Motor angestellt. Dann kam sie.
Der erste Schritt, der zweite…
Sie ging vor, als wäre die blaue Masse überhaupt nicht vorhanden.
Sie stemmte dem Zwitter keinen Widerstand entgegen, der noch zwei Schritte vorging und es geschafft hatte.
Plötzlich stand sie vor Kara!
Die Schöne aus dem Totenreich war zurückgewichen. Ein Instinkt hatte sie gewarnt, und das war gut gewesen, denn Merete hatte bereits den Arm vorgestreckt, um Kara zu berühren.
So griff die Hand ins Leere.
»Hast du Furcht, Kara?«
»Überhaupt nicht. Ich möchte nur auf Nummer Sicher gehen.«
»Wie meinst du das?«
»Keine Reden mehr.« Kara war fest entschlossen, diesem Zwitter eine Lehre zu erteilen.
Sie hielt die Waffe in der Rechten. Die Klinge leuchtete in einem matten Gold.
Dann holte sie aus – und schlug zu.
Bisher hatte sich Merete nicht gerührt. Auch jetzt tat sie nichts.
Kara aber hatte plötzlich das Gefühl, von einem heftigen Stromstoß erwischt zu werden.
Was eigentlich noch nie der Fall gewesen war, trat hier mit erschreckender Deutlichkeit ein.
Die Klinge, zielsicher und in einem Halbbogen geschlagen, erwischte Glarion nicht. Bevor sie ihn berühren konnte, wurde sie zurückgeschleudert, und der Körper leuchtete auf einmal hellblau auf.
Kara gelang es nicht mehr, den Magie- und Energiestoß abzufangen. Sie taumelte zurück. Die Hand mit der Klinge sank nach unten, und die Schwertspitze bohrte sich in den weichen Grasboden.
Merete aber kam vor. Sie ließ sich Zeit. Eine weibliche Gestalt hatte sich wie ein Glasmosaik über die männliche geschoben, und dieser Doppelkörper hatte sich auf den Weg gemacht, um Kara zu vernichten.
Sie
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