0546 - Satans Amulett
lassen! Das erforderte eine Abänderung der Pläne.
Noch tobte in Zarkahr der Zorn über Panshurabs Verrat. Noch konnte er nicht wieder klar genug denken. Er brauchte Ruhe.
Allerdings bekam er die nicht mehr.
Er hatte die fremde magische Kraft nicht mehr beachtet, die sich immer stärker auflud.
Als er wieder an sie dachte, explodierte der Tempel.
Ein gigantischer Feuerball erfüllte innerhalb von Sekundenbruchteilen jeden einzelnen Raum und sprengte alles mit verheerender Wirkung auseinander. Zwei Sekunden später standen die zerschmelzenden Reste der über dem Tempel errichteten Fabrik in hellen Flammen. Glutflüssige Lava sickerte in die Tiefe und füllte alles auf, das einmal Tempelräume und Gänge gewesen war.
Londons Straßen waren für mehrere Minuten taghell erleuchtet. Eine künstliche Sonne, die so rasch wieder erlosch, wie sie aufgetaucht war, machte für die Dauer ihrer Existenz die Nacht zum Tage.
***
Lucifuge Rofocale sah das Aufglühen über den Häusern, hörte dann das verhaltene Grollen der unterirdischen Entladung, welcher der Schmelzbrand an der Oberfläche folgte.
Er war zufrieden.
Falls Mansur Panshurab nicht noch ein weiteres Depot mit Messing-Kobras angelegt hatte, gab es Ssacah in London vorerst nicht mehr. Es würde dem obersten Ssacah-Diener hoffentlich eine Lehre sein. Eine von vielen.
Ob er sie beherzigte, war eine andere Frage; vermutlich würde Panshurab erst dann kein Problem mehr darstellen, wenn er tot war. Aber auch das, sann Lucifuge Rofocale, war sicher nur noch eine Frage der Zeit. Irgendwann würde einer der anderen Dämonen endgültig die Geduld verlieren und Panshurab auslöschen. Nicht alle sahen den Ssacah -Kult mit der gleichen Gelassenheit wie der Herr der Hölle.
Der brauchte ja auch nicht um Machtreviere zu intrigieren. Er stand weit über diesen profanen Dingen.
Und jetzt besaß er Zamorras Amulett. Er war gespannt darauf, was der Dämonenjäger anstellen würde, es zurückzu erhalten. Ebenso gespannt war er darauf, die Kräfte der Silberscheibe zu erforschen. Satans Ministerpräsident hatte selten einen so gelungenen Coup gelandet.
Wieder sah er zu dem Feuerschein hinüber.
Es sah so aus, als wäre nun auch Zarkahr kein Problem mehr.
Lucifuge Rofocale kam auch ganz gut ohne das verdammte alte Spitzohr aus…
***
Nicole blieb bei Teri. Zamorra ließ ihr den Dhyarra-Kristall, damit sie sich mit der Magie des Sternensteins notfalls ihrer Haut wehren konnte. Immerhin war damit zu rechnen, daß Panshurab nach seiner Fluchthilfe nur untergetaucht war, um Verstärkung zu alarmieren und die Gefangene und möglicherweise zusätzlich Zamorra und Nicole wieder in seine Gewalt zu bekommen. Vielleicht nahm auch Zarkahr selbst die Verfolgung auf.
Zamorra selbst suchte nach einer Telefonzelle oder einem Taxi. In lockerem Trab entfernte er sich von dem Fabrikgelände. Er mußte sich erst neu orientieren, denn sie hatten die unheimlichen Gänge an einer ganz anderen Stelle wieder verlassen, der Kriechgang, durch den Panshurab sie geführt hatte, endete außerhalb des Fabrikzauns.
Doch schließlich fand er sich zurecht und stieß schon nach erstaunlich kurzer Zeit auf einen öffentlichen Fernsprecher. Er beorderte ein Taxi zu seinem Standort.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht hatte er Glück; ein Wagen befand sich ganz in der Nähe, war frei und wurde sofort zu ihm geschickt. Zu Zamorras Verblüffung handelte es sich um den Fahrer von vorhin.
»Wiedersehen macht Freude, Mister Bond«, grinste er. »Ich befürchte zwar, daß es diesmal keine so hohe Spende für die Kaffeekasse gibt, aber… steigen Sie ein. Wo ist Ihre Begleiterin?«
»Zu der fahren wir jetzt.«
Teri war immer noch ohne Besinnung, als das Taxi neben ihr und Nicole stoppte. Der Fahrer staunte nicht schlecht angesichts der nackten goldhaarigen Schönheit. Zamorra hüllte Teri so gut es ging in seine Jacke, und gemeinsam schafften sie die Druidin in das Taxi.
»Zurück zum Hotel«, verlangte der Parapsychologe.
»Wie Sie wünschen, Mister Bond.«
Sie waren noch keinen halben Kilometer von der Fabrik entfernt, als hinter ihnen ein engbegrenzter Weltuntergang stattzufinden schien. Der grelle Feuerschein war fast unerträglich und blendete die Insassen des Taxis, als er durch die Spiegel ins Innere des Wagens drang, und die Druckwelle der Explosion, die im Umkreis von mehreren hundert Metern Glasscheiben zertrümmerte, rüttelte auch das Taxi durch. Erschrocken trat der Fahrer auf die
Weitere Kostenlose Bücher