0547 - Verdammt für alle Ewigkeit
sich wieder völlig frei bewegen.
Aber auf einen Kampf mit dem geschwächten Dämon wollte er es trotzdem nicht ankommen lassen. Zarkahr war ihm immer noch überlegen, schon rein von der körperlichen Kraft her. Er brauchte Gerret bloß mit sich in die Luft zu reißen und aus einigen hundert Metern Höhe abstürzen zu lassen.
Wenn Gerret kämpfte, dann nur, wenn er sich seiner Sache absolut sicher sein konnte, wenn er die Lage im Griff hatte. Hier aber war er überrascht worden. Mit dem Auftauchen der Polizei wäre er noch jederzeit fertig geworden; so etwas hatte er ein kalkuliert und deshalb die Fahrzeuge für eine eventuelle Flucht bereitgestellt. Doch daß Zarkahr hier auftauchte, damit hatte er nicht rechnen können.
Zarkahrs Tempel war vernichtet, war explodiert, und mit ihm hätte auch der versteinerte oder möglicherweise wiedererwachte Dämon vernichtet worden sein müssen. Daß er jetzt hier auftauchte, war enttäuschend.
Gerret flüchtete nicht in Richtung Straße; dort befand sich möglicherweise Polizei. Er wandte sich in die andere Richtung, betrat durch eine Hintertür ein älteres Haus, durchquerte es, um in einer Parallelstraße wieder ins Freie zu treten…
Er sah sich um; von Zarkahr war im Moment nichts zu sehen. Entweder hatte der Dämon sich wieder getarnt, oder er befand sich noch drüben im Hinterhof und kämpfte gegen das Psi-Betäubungsmittel an.
Torre Gerret alias Thor Gerwer alias Thor Odinsson alias… atmete tief durch. Er lehnte sich an die Hauswand und betrachtete die vorbeifahrenden Autos. Als ihn ein Passant überrascht ansah und dann seine Schritte beschleunigte, entdeckte er, daß er immer noch die Gotcha-Waffe in der Hand hielt. Sie war äußerlich nicht von einer Feuerwaffe zu unterscheiden.
Er schob die Pistole ins Schulterholster zurück.
Wie es aussah, waren Zamorra und seine Begleiterin mit dem Bentley entkommen. Die Kobra-Druidin befand sich noch oben im Büro, das wohl bald von der Polizei gestürmt werden würde.
Der Polizeiangriff gefährdete auch Gerrets Tarnung als MI-5-Beamter, möglicherweise sogar seine INTERPOL-Odinsson-Tarnung. Aber das alles würde bald ohnehin unwichtig sein. Gerret war entschlossen, endlich einen Schlußstrich unter das Kapitel Zamorra zu ziehen - so oder so.
Er wußte ja, wo er Zamorra auf jeden Fall finden würde, mit und ohne Ränkespiele.
Er setzte sich in Bewegung, um nach einer Telefonzelle oder einem Taxi Ausschau zu halten.
***
Zarkahr taumelte nieder in den Hof. Er fühlte sich benommen. Das betäubende Gift in den Pfeilampullen beeinträchtigte seine Konzentrationsfähigkeit. So, wie er sich in diesem Moment fühlte, mußte es einem Sterblichen ergehen, wenn er völlig betrunken war.
Immerhin hatte Zarkahr andererseits auch an Kraft gewonnen. Er hatte die Lebensenergie der Gangster, die er getötet hatte, in sich aufgesogen. Daß Zamorra und Duval ihm entkommen waren, störte ihn wenig. Was ihn ärgerte, war, daß auch Thor Gerwer es geschafft hatte zu fliehen.
Aber in seinem momentanen Zustand war es Zarkahr fast unmöglich, den Menschen zu verfolgen. Er mußte erst das betäubende Gift in seinem Körper wieder abbauen.
Trotzdem… Er mußte Gerwer in seine Gewalt bekommen, so schnell wie möglich. Der wußte jetzt, daß Zarkahr hinter ihm her war, und jede verstreichende Minute gab ihm eine weitere Möglichkeit, irgendwelche Maßnahmen gegen den Corr zu ergreifen.
Aber er hatte den Corr einmal besiegt. Ein zweites Mal würde es nicht gehen.
***
Vergangenheit, 1985:
Odinsson trat bis dicht an das Stahlschott heran. In der totalen Lautlosigkeit wirkte dieses Gefängnis auf Nicole geradezu bedrückend. Immer noch konnte sie nichts hören. Was hatte die verrückte Explosion nun eingebracht? Nichts!
Sie waren nach wie vor in diesem Abschnitt des Korridors gefangen!
Odinsson legte die Handflächen auf die Stahlplatte und drückte daran.
»Glaubst du, du könntest Herkules Konkurrenz machen?« fragte Nicole spöttisch. Aber Odinsson reagierte überhaupt nicht darauf. Demzufolge war auch er taub. Nun, warum sollte es ihm besser ergehen als ihr?
Er ließ wieder los, winkte befehlend.
Nicole zögerte. Sollte sie sich an dem Unsinn beteiligen? Schulterzuckend folgte sie seinem Beispiel. Es war besser, als gar nichts zu tun, und es würde ihn am ehesten von der Sinnlosigkeit seines Vorhabens überzeugen. Nicole hoffte immer noch, daß es Zamorra oder Gryf irgendwie gelang, wieder freizukommen. Oder die EWIGEN kamen
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