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0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache
Autoren: Werner Kurt Giesa
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cheri, daß er sich reichlich seltsam aufführt?«
    »Hm«, machte Zamorra. Er fand, daß sich eher Raffael seltsam benahm, der bei Nicoles Worten geradezu schreckhaft zusammenzuckte. »Ist etwas, Raffael?« erkundigte sich Zamorra.
    Der alte Mann, ohne den das Cñteau überhaupt nicht vorstellbar war und der sich trotz gesetzten Alters nicht zur Ruhe setzen ließ, schüttelte hastig den Kopf. »Nichts, Monsieur. Ich hatte nur gerade an etwas… Verzeihung, an etwas Privates gedacht.«
    Zamorra sah ihn nachdenklich an, dann zuckte er mit den Schultern. »Fühlen Sie sich imstande, mir ein wenig am Computer zu helfen?«
    »Selbstverständlich, Monsieur«, beeilte sich der alte Mann. Ein wenig Schuldbewußtsein klang darin mit, aber auch so etwas wie eine Rechtfertigung.
    »He, das sollte keine Zurechtweisung oder ein Vorwurf sein«, entfuhr es Zamorra spontan. »Ich wollte nur wissen…«
    »So habe ich es auch nicht verstanden«, erwiderte Raffael etwas steif, als Zamorra sich unterbrach. Aber daß Raffael sich durch Zamorras Bemerkung durchaus kritisiert fühlte, war deutlich zu erkennen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen? Wo liegt das Problem, Monsieur?« fuhr er fort.
    »Es hängt mit dem Kriminalfall zusammen, für den wir nach Lyon gerufen wurden«, erklärte Zamorra. »Eigentlich wollte ich noch auf William warten, aber…«
    »Verzeihen Sie, aber ich glaube, mein junger Kollege hat momentan anderweitige Beschäftigung. Ich werde ihn zu gegebener Zeit instruieren. Es sei denn, daß die Angelegenheit ihn unmittelbar betrifft. In diesem Falle sehen Sie meinen Vorschlag bitte als nichtig an; für meine entsprechende Respektlosigkeit bitte ich um Verzeihung…«
    »Meine Güte, nun reden Sie doch nicht so geschraubt und distanziert, nur weil ich mich eben etwas unglücklich ausgedrückt habe!« entfuhr es Zamorra, dann lächelte er versöhnlich. »Sie fallen ja glatt in die uralten Zeiten zurück! Fehlt nur noch, daß Sie mich mit meiner akademischen Titelsammlung anreden…«
    »Sofern Sie dies ausdrücklich wünschen…«
    »Nein!« stieß Zamorra hervor, und sein Lächeln gefror. Er war froh gewesen, Raffael diese Distanziertheit im Laufe vieler Jahre mühsam, wenn auch nicht ganz vollständig, abgewöhnt zu haben. Aber jetzt ging’s wieder los… was ihn als eher leutseligen Menschen nicht gerade begeisterte.
    Er ließ sich in seinem Drehsessel nieder und forderte Raffael auf, neben ihm Platz zu nehmen. »Ich erzähle Ihnen die Geschichte«, sagte er. »Danach versuche ich das, was wir gesehen haben, zeichnerisch darzustellen. Und ich möchte, daß Sie mir dabei helfen, das Wesen mit unseren Computern so darzustellen, daß Rückschlüsse möglich sind. Wir haben ja mittlerweile ein gewaltiges Datenarchiv.«
    »Obgleich es immer noch mehr Bücher in der Bibliothek gibt, als bereits digital erfaßt wurden«, warf Raffael ein - gemeint waren dabei nur Fach- und Sachbücher über Parapsychologie, Magie, Okkultismus und verwandte Gebiete, von den Aufzeichnungen über Zamorras eigene Erlebnisse ganz abgesehen. Die Fachbibliothek im Château Montagne, die mittlerweile sogar mehrere Feuersbrünste mehr oder weniger überstanden hatte, zählte eine fünfstellige Sammlung seltener Schriftstücke, Bücher, Folianten und magischer Artefakte; sogar babylonische Keilschrifttafeln waren darunter. Seit Jahren versuchten Nicole und Raffael, diese Bibliothek und vor allem den wertvollen Inhalt der seltenen Buchraritäten elektronisch zu erfassen und zu speichern, um jederzeit schnellen Zugriff zu ermöglichen. Ganz abgesehen davon, daß ständiges Suchen und Blättern dem Zustand der Bücher nicht gerade zuträglich waren; ein Zugriff per Computer schadete dem Dateiinhalt weniger als fettige Finger den Buchseiten.
    »Sie kennen sich mit den neuen Programmen besser aus als Nicole und ich«, fuhr Zamorra fort. »Ich schildere Ihnen das Problem, und Sie helfen mir, es zu bearbeiten, ja? Ich möchte wissen, woher dieses… Wesen stammt…«
    ***
    William händigte das Spielzeugpaket der jungen Mutter aus. »Verzeihen Sie«, murmelte er dabei. »Aber könnten Sie mir verbindlich mitteilen, ob Sie innerhalb der nächsten Stunde meiner bescheidenen Dienste bedürfen?«
    Lady Patricia strich sich durchs dunkle Haar; sie lachte leise auf. »Oh, William, ich habe es während der ganzen Zeit, die Sie in Roanne und auf der Straße zugebracht haben, geschafft, allein mit mir fertig zu werden. Da wird es auf eine Stunde mehr oder weniger auch
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