0548 - Feuerdrache
mittlerweile sein gesamter Mageninhalt im Fußraum und auf dem Sitzleder mehr oder weniger dekorativ verteilt haben, aber nach drachischem Ermessen war vielleicht noch jede Menge drin…
Jeder weitere Kubikdezimeter sorgte nur für weitere, ekelhafte Arbeit.
William seufzte.
»Du hast gerade was von Unsichtbaren gesagt?« krächzte der kleine Drache. »Wen meinst du damit? Sind etwa noch ein paar Leute hinter mir her, von denen ich nichts weiß?«
Der Butler zuckte zusammen. Sollte es etwa noch eine fremde Art geben, die neuerdings auf Mutter Erde herumwuselte? Bei den »Insektenaugen« hatte William unwillkürlich an die mörderischen Unsichtbaren denken müssen, mit denen der Professor unangenehme Erfahrungen hatte sammeln müssen -und nicht nur er…
Deswegen hatte er den Drachen ins Auto steigen lassen. Vor den Unsichtbaren konnte er nur innerhalb des abgeschirmten Bereichs von Château Montagne sicher sein. Vor ein paar Wochen war das noch nicht der Fall gewesen; immerhin war bereits schon einmal ein Unsichtbarer eingedrungen und hatte versucht, Zamorra zu töten. In der Folgezeit hatte der Professor daran gearbeitet, die Regenbogenblumen gegen die Unsichtbaren abzusichern, und als er vor kurzem damit endlich Erfolg verbuchte, hatte er auch die Abschirmung um das Château entsprechend verbessert. Jetzt herrschte hier Sicherheit.
Nun - der Drache hockte jetzt im Wagen. Und da er bislang nicht versuchte hatte, William aufzufressen, würde er wohl auch künftig davon Abstand nehmen. Irgendwie hatte er auch etwas Sympathisches an sich.
Wenn William andererseits an die Katastrophe in Mademoiselle Duvans Wagen dachte, relativierte er diesen Eindruck sofort wieder.
Allmählich begann er auch daran zu denken, was sich aus dieser Sache noch entwickeln konnte. Der Drache war keine streunende Katze, die man aus Mitleid aufnahm und nach Hause brachte. Dafür war er doch ein bißchen zu groß. Etwa wie ein streunender Tiger, und vielleicht auch nicht ganz ungefährlich. Schließlich wohnte William nicht allein im Château Montagne. Da waren Lady Patricia und der kleine Sir Rhett, da war der alte Raffael Bois, da war die Frau, die an fünf Tagen in der Woche aus dem Dorf heraufkam, um ein wenig sauberzumachen und vor allem für die Herrschaften zu kochen. Und da waren natürlich Professor Zamorra und Nicole Duval. Denen traute es William immerhin noch am ehesten zu, mit einem streunenden Tiger fertig zu werden.
Doch irgendwie fiel es William schwer, in einem Drachen, dem bei schneller Fahrweise im Auto dermaßen übel wurde, daß er sich übergab, eine Gefahr zu sehen.
Vor ihm tauchte das Château auf. Da war die schützende Mauer, die noch aus Zeiten stammte, in denen räuberische Horden ebenso wie Steuereintreiber das Land unsicher machten und die Menschen um ihren Besitz zu bringen versuchten - heutzutage, dachte der Butler sarkastisch, durfte man beiden Gattungen nicht mehr einfach kochenden Teer oder stinkenden Unrat von den Mauern zinnen aus auf die Köpfe schütten…
Das Château, eine Mischung aus Schloß und Burg, war um die Jahrtausendwende erbaut worden und früher eher Festung gewesen, bis es irgendwann zum Schloß wurde. Und jetzt, unter ständiger Bedrohung durch dämonische Mächte, war es wiederum mehr Burg.
William hielt auf das offene Tor zu. Davor befand sich die heruntergelassene Zugbrücke; der Graben darunter war mehr Attrappe als wirkungsvoller Schutz; kein Wunder bei der Hanglage des Gebäudes.
»Uiuiuiui«, stöhnte der Drache auf. »Kannst du nicht langsamer fahren? Wir verfehlen das Tor!«
»Wir verfehlen es nicht«, knurrte William.
»Aber die Zugbrücke wird unser Gewicht bei diesem Tempo nicht aushalten und zusammenbrechen! Wir fallen alle in den Graben! Gibt es darin furchterregende Ungeheuer?«
»Bislang noch nicht«, murmelte der Butler. »Danach vielleicht… Aber die Brücke wird nicht zusammenbrechen! Erstens spricht ihre Stabilität dagegen, zweitens die Gesetze der Physik!«
»Physik? Was ist das für eine Frau? Sie muß sehr mächtig sein, daß sie Gesetze erlassen kann!« staunte der Drache.
»Beim Schwert des Highlanders«, ächzte William in beginnender Verzweiflung.
Als sie über die Holzbrücke und durch das Tor rollten, kauerte sich der Drache angstvoll zusammen. William stoppte vor der Garage, die in lange zurückliegenden Zeiten einmal ein Pferdestall gewesen war, und schaltete den Motor ab.
Prompt zuckte der Drache zusammen.
»Ist es jetzt tot…?« fragte
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