Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
das kleine Wesen und wedelte dabei heftig mit den Rückenflügeln.
    »He, was soll das?« krächzte es. »Und was sind das für seltsame Leute, die in deinem Land Gesetze machen dürfen? Physik, Murphy… wer eigentlich noch?«
    »Die Gesetze in diesem Land macht das Volk«, entfuhr es William.
    »Also alle Bewohner?«
    »Ja, sicher…«
    »Dann frage ich mich, warum diese Gesetze so dumm sind. Wer hat eigentlich das Gesetz erfunden, daß alles immer nach unten fallen muß? Oder daß einem schlecht wird, wenn ein anderer wilde Kurvenfahrten durchführt?«
    Wirklich dämliche Fragen - die William allerdings daran erinnerten, daß er noch ein gewaltiges Problem vor sich hatte. Wenn er tief Luft holte, merkte er es gleich am unangenehmen Geruch. Ihn wunderte, daß der Drache den nicht wahrzunehmen schien, wenn er doch andererseits auf Benzin und Abgabe dermaßen penibel reagierte.
    »Geh mir jetzt aus dem Weg, und laß mich erst einmal den Dreck beseitigen, den du angerichtet hast! Lieber Himmel, hoffentlich hat sich das Zeugs nicht schon ins Leder eingefressen und hinterläßt Farbflecke, die ich nicht mehr entfernen kann…«
    »Ich kann das doch wirklich selbst machen«, bot der Drache wieder an. »Ich brenne es einfach weg. Aber dazu mußt du das Stinkding erst wieder nach draußen bringen oder hier kräftig lüften, damit es nicht explodiert. Vielleicht sollten wir nicht nur die Tür öffnen, sondern auch gegenüber ein Loch in die Wand schlagen, damit es genügend Durchzug gibt.« Schon watschelte er in seiner etwas unbeholfenen Gangart los, um seinen Worten die Tat folgen zu lassen.
    »Zum letzten Mal: nein!« donnerte William. »Du wirst hier gar nichts tun! Du hast schon genug angerichtet. Mit allem, was du tust, wird es nur noch schlimmer!«
    Der kleine Drache seufzte abgrundtief. »Das liegt nur daran, daß ich Hunger habe. Wenn ich etwas gegessen habe, kann ich gleich viel besser denken. Dann wirst du auch völlig zufrieden sein mit dem, was ich tue.«
    Die Worte hörte William wohl, allerdings fehlte ihm immer noch der Glaube…
    »Ich besorge dir etwas zu essen, wenn ich hiermit fertig bin.« Er deutete auf den Wagen und hoffte, daß Mademoiselle Duval nicht zwischenzeitlich auf die Idee kam, den Cadillac zu benutzen. Nicht, bevor er mit seiner unangenehmen Arbeit fertig war! »Und du bleibst in sicherer Entfernung, bereust all deine Sünden und tust absolut nichts, was ich dir nicht eigens erlaube, verstanden?«
    »Aye, Sir«, brummte der Drache.
    »Ich bin kein Sir, sondern William, der Butler! - Wie zum Teufel heißt du eigentlich? Ich kann dich schließlich nicht ständig einfach mit Drache ansprechen!«
    Der Drache legte den Kopf schräg. »Warum eigentlich nicht?«
    »Verdammt, du mußt doch einen Namen haben! Sag ihn mir schon! Du weißt ja jetzt auch, wie ich heiße!«
    »Aber ich verstehe nicht, was du meinst«
    William seufzte. »Jeder Mensch«, erklärte er und wunderte sich aber selbst über seine Engelsgeduld… »Jeder Mensch hat einen Namen. Ich bin William. Derjenige, dem dieses Château gehört, heißt Professor Zamorra. Seine Sekretärin und Lebensgefährtin heißt Nicole Duval. Dann ist da noch Raffael, der ebenso wie ich Butler ist. Und dann ist da Lady Patricia Saris ap Llewellyn und ihr Sohn, Sir Bryont Saris ap Llewellyn.«
    »Uiuiuiui!« stieß der Drache hervor. »Die haben aber sehr lange Namen, und einer ist auch noch ein richtiger Sir?«
    »… und außerdem ist es unfein, ›uiuiuiui‹ zu sagen«, stöhnte William. »Und nun sag mir endlich, wie du heißt.«
    »Ich heiße überhaupt nicht«, erwiderte der Drache. »Ihr Menschen habt komische Sitten. Jeder heißt anders… wozu soll das gut sein?«
    »Bei euch gibt es keine Namen?« stieß William verwundert hervor.
    »Natürlich nicht. Wir sind Drachen. Wir brauchen so etwas nicht.«
    »Aber ihr müßt euch doch irgendwie voneinander unterscheiden. Wenn ich ›Drache‹ rufe, kommen alle zugleich angeflogen, obgleich ich doch nur einen einzigen meine! Aber wie soll ich den denn ansprechen?«
    Der Drache winkte ab. »Ach, das ist doch alles Unsinn. Wir kennen uns doch alle und wissen selbst, wer gemeint ist. Wozu brauchen wir da Namen?«
    »Wir Menschen brauchen sie jedenfalls«, brummte William. »Ihr kennt euch alle? Wie viele seid ihr denn überhaupt?« Während er fragte, wurde ihm klar, daß das wichtig sein konnte. Wo ein Drache herkam - auch, wenn es sich nur um einen kleinen handelte konnte ebenso eine ganze Heerschar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher