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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorschuß.«
    »Danke.«
    Charly stand auf. Das geschah sehr langsam, als wollte er sich jede Bewegung überlegen. Er stützte sich auf der Tischplatte ab, stierte in das leere Whiskyglas, hob die Schultern und murmelte mit schwerer Stimme: »Es ist keine Liebe mehr unter den Menschen. Nein, wirklich nicht, keine Liebe mehr.« Zum Abschied stieß er noch einmal auf, bevor er sich herumdrehte, den Kopf abwandte, weil er nicht gern in das Licht der Deckenlampe schauen wollte und den Arm ausstreckte.
    »Ich gehe hinten raus.«
    »Warum?«
    »Weil… weil ich abkürzen will.«
    »Das ist zwar näher, aber auch gefährlicher. Die Straße ist eben, die Feldwege aber…«
    »Hör auf, Link! Du tust gerade so, als wäre ich besoffen.«
    »Nüchtern bist du nicht gerade.«
    Charly lachte und winkte ab. Link McAssig dachte daran, daß des Menschen Wille auch sein Himmelreich ist und schlug den Weg zur Hintertür ein, die er schon abgeschlossen hatte.
    McAssig gehörte zu den kleinen Menschen. Auf seinem Kopf wuchsen nur mehr wenige, rötlichblonde Haare. Sie verteilten sich meist an der hinteren Seite, wo sie seinen Kopf wie einen Kranz umgaben. Vorn war alles blank. Dafür war Link stolz auf seine langen Koteletten, die bis zu den Mundwinkeln reichten. Das Gesicht war rund, die Augen verschwanden fast in Fettpolstern. Sie glitzerten ständig. Augenbrauen waren fast nicht zu sehen. Auf der Haut hoben sie sich wegen ihrer rotblonden Farbe kaum ab.
    Charly hatte es endlich geschafft und den Weg zur Hintertür eingeschlagen. Er schwankte wie ein Schiff bei mittelschwerem Seegang. Dabei ruderte er noch mit den Armen, sang ein Lied vor sich hin und nickte McAssig zu, der neben der offenen Hintertür stand, damit Charly hinausgehen konnte.
    »Bis zum nächstenmal, alter Thekenpanscher.«
    »Ja, komm gut nach Hause.«
    »Keine Sorge, das werde ich schon. Ein Mann wie ich findet immer seinen…« Das Wort Weg verschluckte er, denn Charly war gegen eine Mülltonne gelaufen, die mit ihm zusammen umkippte. Der Gast fiel in den Abfall, fluchte und ließ sich nicht hochhelfen.
    »Paß doch demnächst auf!«
    »Ich?« Charly lachte. »Du sollst nicht alles in den Weg stellen, verdammt!«
    »Geh endlich.«
    Charly fluchte noch und streifte einige Kartoffelschalen ab, die an seiner Hose klebten.
    Link McAssig schaute ihm kopfschüttelnd hinterher. Es war immer das gleiche Spiel, wenn Charly voll war. Doch als Gast wollte ihn Link auch nicht verlieren, so nahm er dessen Marotten und Trinkgelage in Kauf.
    Die Nacht konnte als mondhell bezeichnet werden. Groß und blaß stand er am Himmel und überschwemmte die Erde mit seinem Licht. Dabei ließ er die Umgebung gespenstisch aussehen. Die Hänge erinnerten an lange, aus dem Boden wachsende Schatten, die Hügel an die Buckel einbetonierter Ungeheuer.
    Hinter dem Pub fiel das Gelände direkt ab. Nicht sehr steil, doch für einen Mann, der abgefüllt war, reichte es schon. Wie ein Scherenschnitt hob sich die Gestalt des letzten Gastes noch für eine Weile ab. McAssig konnte den Weg der schwankenden Gestalt gut verfolgen. Es war zum Lachen. Oft genug hatte Charly Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht, er fiel aber nicht, obwohl er einige Male stolperte.
    Betrunkene und Kinder haben eben einen besonderen Schutzengel.
    McAssig schaute hoch in den dunklen Himmel. Der Tag war unnatürlich warm gewesen. Eine bleierne Augusthitze hatte einer Decke gleich über dem schottischen Hochland gelegen. Es war kaum Wind aufgekommen, die Menschen stöhnten unter den Hundstagen. Kreislaufkranke mußten die Witterung als Gift ansehen und auch den Menschen, die schwache Herzen hatten, ging es bei diesem Wetter nicht gut.
    McAssig hatte ebenfalls stark geschwitzt. Auch jetzt klebte der Schweiß wie kaltes Öl auf seinem gesamten Körper. Wegwischen konnte er ihn kaum, er schwitzte ständig neu.
    Bei Einbruch der Dunkelheit war die Temperatur kaum gefallen.
    Noch immer hing sie über 25 Grad Celsius, und der aufkommende Südwind brachte ebenfalls keine Kühlung. Das Gegenteil war der Fall. Wärmewogen wehten als Schwall über das Land. Im Gegensatz zum Tag hatte es sich auch während der Dunkelheit kaum abgekühlt.
    Es waren nicht allein der Wind und die drückende Temperatur, die McAssig so sauer machten. In der Luft lag noch etwas anderes.
    Dabei dachte er nicht an die zahlreichen Gerüche, die der Wind mitbrachte, etwas anderes, das er nicht fassen konnte, wehte ihm ebenfalls entgegen.
    Eine Ahnung…
    Eigentlich

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