0549 - Des Teufels Traum
vorsichtig«, warnte Teri. »Sie könnten sich verletzen. Die Beretta ist eine unzuverlässige Pistole. Der Schlitten ist nicht stoßsicher genug, zu leicht beweglich. Wenn Sie Glück haben, schießen Sie nur versehentlich ein Loch in den Rollstuhl. Die Polizei in Germany hat diese Pistolen deshalb schon vor zwanzig Jahren ausgemustert.«
»Sagt Yves auch immer«, brummte Maurice. »Aber sie liegt mir gut in der Hand. - Sie haben mir noch nicht gesagt, weshalb Sie nicht auf die Türklingel gedrückt haben.«
Sie deutete auf die Silberscheibe. »Ich bin deshalb hier. Eigentlich müßte ich Ihren Bruder danach fragen. Ich brauche das Amulett. Können Sie es mir geben?«
Er schüttelte langsam den Kopf.
»Ich glaube, nein«, sagte er. »Hier ist doch etwas faul. Warum wollen Sie das Amulett haben? Und wieso teleportieren Sie sich einfach in diese Wohnung? Und vor allem: Warum gab das Amulett mir eine Warnung? Das müssen Sie mir schon näher erklären.«
Ich könnte dich töten und es einfach an mich nehmen. Deine Pistole würde dir nichts nützen. Ich könnte das Amulett auch einfach so nehmen und wieder verschwinden. Wie wolltest du mich daran hindern?
»Ich kann es Ihnen nicht so einfach erklären.«
»Dann sollten Sie warten, bis Yves zurückkehrt«, erwiderte Maurice ruhig. »Es ist sein Eigentum. Ich kann nicht darüber entscheiden.«
»Er hat es Ihnen geschenkt«, sagte Teri.
»Sie lesen meine Gedanken?« Er zuckte förmlich zusammen. »Lassen Sie das! - Mit Ihnen stimmt etwas nicht. Angelique hat Sie anders geschildert, nicht als Gedankenpiratin! Sie sind manipuliert worden, nicht wahr? Sie gehören jetzt zur anderen Fraktion.«
Kluger Junge , dachte sie bitter und zog sich unwillkürlich wieder aus seinem Wachbewußtsein zurück. Sie hatte es eigentlich gar nicht gewollt, aber etwas in ihr hatte sie überrumpelt und dazu gebracht, in seinen Gedanken zu lesen.
»Und wenn es so wäre?« fragte sie. »Dann werden Sie so oder so versuchen, mir das Amulett abzunehmen. Sie werden natürlich auch versuchen, mich umzubringen.« Er zuckte mit den Schultern. »Gegen Sie komme ich mit einer Schußwaffe nicht an, Rheken. Okay, tun Sie, was Sie glauben, tun zu müssen. Aber lassen Sie Angelique in Ruhe. Sie weiß nichts von Ihrer Anwesenheit. Wenn ich tot bin, kann ich ihr auch nicht verraten, daß Sie meine Mörderin sind. Es besteht für Sie also kein Grund, sich auch an ihr zu vergreifen.«
Teri schüttelte den Kopf.
»Sie reden sehr locker über den Tod.«
»Sehen Sie mich an, Was erwartet mich? Noch bin ich relativ jung. Aber irgendwann wird die Belastung mich umbringen. Notfalls das Wissen, daß ich trotz Rollstuhl immer noch auf die Hilfe anderer angewiesen bin. Ich kann froh sein, daß ich meine Arme und Hände normal benutzen kann. Das ist aber auch schon alles. Was soll’s? Bringen Sie mich um, wenn Sie glauben, es tun zu müssen, damit ich Sie nicht verrate. Aber lassen Sie meine Schwester in Ruhe. - Weiß Ihr Freund, der Parapsychologe aus Frankreich, von Ihrem Seitenwechsel?«
Teri nickte.
Sie sah Maurice nachdenklich an. Ein Mann wie er war ihr noch nie begegnet. Er mußte damit rechnen, daß sie ihn tatsächlich tötete, und dennoch war er völlig gelassen. Er spielte es ihr nicht nur vor; das hätte sie gespürt.
»Er weiß es«, sagte sie. »Aber es ist nicht so, wie er und Sie es sich vorstellen. Ich werde Sie auch nicht töten, Maurice. Ich will nur das Amulett.«
»Gib es ihr nicht«, sagte jemand aus dem Hintergrund.
Im abgedunkelten kleinen Flur stand Angelique Cascal.
Teri wußte nicht, wie lange sie schon dort stand und zugehört hatte. Sie hatte nicht darauf geachtet, weil sie sich nur auf Maurice konzentriert hatte. Vielleicht hatte sie die laute Unterhaltung aus dem Mittagsschlaf geweckt.
»Gib es ihr nicht, Maurice«, wiederholte Angelique. »Wenn sie wirklich auf der anderen Seite steht, würde es Yves nicht gefallen - und es wäre sicher auch nicht gut.«
Der Contergan-Geschädigte drehte den Kopf. »Sie wird es sich einfach nehmen«, sagte er. »Wie sollten wir es verhindern?«
Angelique starrte Teri unvermittelt an.
»Es wird Ihnen kein Glück bringen, Teri«, behauptete sie. »Zamorra wird Sie jagen bis ans Ende der Welt.«
»Vielleicht«, erwiderte die Kobra-Druidin. Erneut mußte sie gegen den Ssacah-Keim ankämpfen, der sie dazu zwingen wollte, endlich anzugreifen, zu töten, zu morden… »Vielleicht auch nicht. Vielleicht wird alles auch ganz anders
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