0549 - Des Teufels Traum
sie zu verjagen. Natürlich. Ich. Ich kenne mich damit ja auch so toll aus. Es reicht ja, daß ich diese Amulette aus euren Erzählungen kenne. Unbedingt…«
»Du brauchst nicht sarkastisch zu werden. Okay, es ist vorbei. Ich werde zu Sam hinübergehen und Zamorra anrufen. Er sollte wissen, was gerade passiert ist. Hoffentlich ist er überhaupt erreichbar und driftet nicht wieder irgendwo in der Weltgeschichte herum.« Maurice lächelte dünn.
»Das Amulett wird zurückkehren, garantiert. Es hat doch bisher immer wieder zu Yves zurückgefunden. Das wird auch diesmal so sein.«
»Trotzdem. Mir gibt zu denken, daß Teri offensichtlich die Seiten gewechselt hat. Zamorra muß unbedingt Bescheid wissen. Ich bin in einer halben Stunde wieder hier, denke ich.«
»Paß auf dich auf«, warnte Maurice. »Vielleicht lauert sie noch in der Nähe und wartet nur auf so etwas!«
Angelique lachte optimistisch. »Mach dir um mich keine Sorgen. Sie hat dir nichts getan, warum sollte sie also mir etwas tun?«
Ein paar triftige Gründe hätte Maurice ihr schon nennen können. Doch er ließ es. Sie hätte ohnehin nicht auf ihn gehört.
Irgendwie waren sie alle drei stur, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, er, Yves und Angelique. Es mußte wohl in der Familie liegen.
***
Noch befand sich Teri Rheken in Baton Rouge. Sie hatte sich in einen kleinen Park zurückgezogen, in dem sich um diese Stunde nur wenige Menschen aufhielten. Die Kobra-Druidin fand eine Bank und ließ sich darauf nieder.
Sie hielt das Amulett in der Hand und betrachtete es.
Es sah genauso aus wie das von Zamorra, das sie oft genug berührt hatte. Aber gerade weil sie Merlins Stern kannte, spürte sie den Unterschied. Zu sehen war er nicht, nur zu fühlen, und es war sehr gering. Dieses Amulett kam dem Zamorras fast gleich.
Wahrscheinlich war ihr ein ganz besonderer Coup gelungen. Sie war so gut wie sicher, daß es sich um das sechste Amulett handelte.
Sie versuchte es zu aktivieren.
Prompt spürte sie die Verbindung, die sich aufbaute.
Sie fragte sich, ob Zamorra ähnlich empfand und ob Yves Cascal es ebenfalls gespürt hatte.
Aber was nun?
Es gab im Moment noch nichts, was sie damit anfangen konnte. Sie mußte erst lernen, mit dem Amulett umzugehen und es einzusetzen. Sie mußte der Silberscheibe ein Ziel definieren. Ein Ziel hatte sie zwar - Ssacah wieder zu wecken -, aber das würde sie ganz bestimmt nicht hier in diesem Park tun. Es bedurfte einer würdigeren Umgebung. Und vor allem einer, die sicherer war.
Mit den Fingerkuppen strich sie leicht über die handtellergroße Scheibe, berührte die Hieroglyphen.
Plötzlich erkannte sie, worauf sie sich eingelassen hatte.
Selbst wenn dieses Amulett nicht so stark war wie das von Zamorra, würde es lange dauern, bis sie es annähernd perfekt beherrschte. Zamorra arbeitete bereits seit zwei Jahrzehnten mit Merlins Stern und kannte nooh immer nicht alle Funktionen und Möglichkeiten der Silberscheibe.
Natürlich hatte der Dämonenjäger auch selten Zeit, sich völlig auf sein Zauberamulett einzulassen und einfach zu experimentieren; viele der Funktionen wurden vermutlich auch erst dann aktiv, wenn sie dringend erforderlich waren. Zum Beispiel gab es jetzt und hier keine unmittelbare dämonische Bedrohung, also würde sich auch keine Schutzfunktion aktivieren lassen. Auch einen Gegenschlag konnte sie ohne reale schwarzmagische Gefahr nicht simulieren. Und was die anderen Funktionen anging…
Sie wußte nicht, was dieses Amulett im Vergleich zu Merlins Stern konnte. Und sie wußte auch nicht, wie Zamorra diese Funktionen aktivierte. Sie hatte sein Amulett zwar oft in der Hand gehalten, damit zu arbeiten hatte sie jedoch nie gelernt.
Sie würde also erst einmal in Ruhe damit experimentieren müssen. Wichtig war jetzt nur, daß sie das Amulett besaß - und daß es auch in ihrem Besitz blieb und nicht zu Ombre zurückkehrte!
Vielleicht sollte sie diese Welt verlassen. Möglicherweise war die Barriere, die zwischen verschiedenen Welten existiert, stark genug, die unmittelbare Rückkehr des Amuletts zu Yves Cascal zu verhindern. Ihr fiel der Silbermond ein; er befand sich um fünfzehn Minuten in die Zukunft versetzt, was schon eine enorme Barriere sein mußte, und er befand sich zusätzlich in einer Traumwelt des Telepathenkindes Julian Peters.
Das Problem war nur, daß ohne Julians Wissen und Einwilligung kein anderer diese Traumwelt betreten konnte.
Sie würde Julian also darum bitten
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