055 - Der Würger aus dem See
erkannte, daß Trane ohnmächtig geworden war, daß er langsam in die
Tiefe absackte. Der schlaffe, reglose Körper wurde von dem aufgepeitschten
Wasser hin und her gerissen.
Der Agent tauchte wieder unter; er wußte, daß er dem Koloß jetzt keine
Gelegenheit zur Erholung geben durfte.
Beim Untertauchen sah Larry Brent, daß der Grüne seinen Körper wie
im Krampf herum warf und den verhaßten Gegner suchte, der ihm solch erbitterten
Widerstand entgegensetzte. Mit weitaufgerissenem Maul stürzte er auf X-RAY-3
zu. An den spitzen Zähnen hingen Fetzen aus dem bunten Baumwollhemd Gerome
Tranes.
Doch Larry hatte dazugelernt. Diesmal ließ er das Ungeheuer gar
nicht erst zum Zug kommen. Mit den Gesetzen der Aikido- und Taekwondo- Technik
konnte er unter Wasser nicht viel anfangen. Aber ein Karate schlag würde auch
hier seine verheerende Wirkung nicht verfehlen.
Es stand nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel, sondern auch
das von Gerome Trane. Wenn dem Schotten nicht auf schnellstem Weg Hilfe zuteil
wurde, dann war sein Leben verwirkt.
Wie aus der Pistole geschossen, erfolgte Larry Brents Schlag in
das schuppige Genick des fremdartigen, rätselhaften Lebewesens. Es gurgelte
dumpf, Blasen stiegen auf, der Armstumpf zuckte, dann streckte sich der Körper
und sackte langsam in die Tiefe. Ohne sich weiter um das Fischwesen zu kümmern,
teilte Larry Brent mit kräftigen Schwimmstößen das Wasser und näherte sich dem
schlaffen Körper Tranes. Die Wunde blutete noch immer stark. Das Gesicht des
Schotten war totenblaß.
X-RAY-3 zog den Schwerverletzten nach oben und stützte seinen
Kopf. Vorsichtig drückte er den Schotten über den Rand des Beckens und kam dann
ebenfalls aus dem Wasser. X-RAY-3 begann sofort mit Wiederbelebungsversuchen,
preßte das Wasser aus den Lungen des Verletzten und mußte schließlich
Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden, um den Brustkorb des Fischers mit seiner
eigenen Luft zu heben und zu senken. Das Herz Tranes schlug schwach. Er lag da
wie ein Toter. Larry zerriß das nasse Hemd Tranes, band die stark blutende
Wunde unterhalb des Oberarms ab und legte einen Verband an die Schulter an, um
die Blutung zu stoppen.
Minuten vergingen. Aus den Augenwinkeln heraus überblickte der
Amerikaner das düstere Kellergewölbe und das dunkle Wasser, dessen Oberfläche
wieder ruhig wie ein Spiegel war. Nichts mehr wies darauf hin, was sich dort
eben noch abspielte.
Aber das unheimliche Fischwesen würde wieder zu sich kommen, und
dann war die Gefahr groß, daß es das Becken verließ.
Der Schotte stöhnte leise, seine Glieder zuckten, er erbrach
Wasser, und mit leiser Stimme murmelte er wie im Fieber etwas vor sich hin, von
dem Larry nur Bruchteile verstand.
» ... verfluchtes Stück - frißt Warmblüter - greift auch Menschen
an - hat Geschmack gefunden am Blut - wollte ich nicht - tut mir leid, Brent -
es war plötzlich wieder da - der Zwang - kam nicht von mir - genau wie gestern
abend ... «
Sein Bewußtsein wurde klarer, seine Worte ein wenig lauter.
»Es ist alles okay«, murmelte Larry. Er fing an zu begreifen, und
er glaubte, daß er auf der richtigen Fährte war. »Sie waren täglich hier, nicht
wahr, haben es ständig beobachtet und für Futter gesorgt?«
Trane versuchte zu nicken. Es wurde nur eine müde Bewegung mit dem
Kinn.
»Es muß irgendeine geistig hypnotische Brücke zwischen Ihnen und
dem Wesen geben, Trane«, fuhr Larry fort. »Sobald es spürt, daß Sie fürchten,
es könnte irgend etwas mit ihm geschehen, dann wird in Ihnen eine Art
Panikstimmung ausgelöst. Sie sind nicht dafür verantwortlich zu machen. Gesetzt
den Fall, meine Vermutungen stimmen mit der Wahrheit überein, dann haben wir es
mit einer einmaligen Erscheinung zu tun. Sie haben mir bisher nur einen Teil
dessen gesagt, was ich wissen muß, Trane. Sie haben erlebt, daß es nach dem
Fang dieses Ungeheuers zu seltsamen Geschehnissen in der Umgebung von Foyers
kam. Bei dem Wesen, das Ihnen ins Netz ging, Trane, handelt sich um ein
weibliches Exemplar seiner Gattung. Könnte es sein ... ?«
Er brauchte nicht weiterzusprechen. Trane öffnete die Augen, sah
ihn an, und noch ehe er Larry Brents Satz zu Ende sprach, sagte sein Blick
bereits alles.
» ... es muß ein männliches Exemplar der gleichen Gattung geben,
Brent. So komisch sich das anhört, aber ich glaube, daß hierin das ganze
Geheimnis der Überfälle und Morde liegt! Ich finde es erstaunlich, daß Sie
ähnliche Gedankengänge entwickelt haben - obwohl Sie
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