055 - Der Würger aus dem See
verschiedene Instrumente, und in winzigen Glasröhrchen, die in einem
Gestell standen, glitzerten verschiedenfarbige Flüssigkeiten. Jeder Behälter
war mit einem kleinen, schmutzigen Etikett versehen.
Trane bückte sich. X-RAY-3 ließ den Schotten nicht aus den Augen.
Mit einer heftigen Bewegung warf der Fischer den abgetretenen
Teppich beiseite. Im abgewaschenen Dielenboden wurde eine Falltür sichtbar. Der
verrostete Griff war in einer Mulde eingelassen. Trane zerrte mehrmals an dem
Griff. Quietschend hob sich die Falltür, klappte zurück, und ein mannsgroßes,
quadratisches Loch wurde sichtbar. Eine sehr enge und gewundene Metalltreppe
führte nach unten in einen Kellerraum.
»Das ist mit ein Grund, weshalb ich das Zimmer meiner Mutter in Beschlag
nahm. Von hier aus gibt es einen Kellerzugang. Der stammt noch von meinem
Großvater. Hier unten hat er eine Zeitlang eine Schwarzbrennerei betrieben.«
Aus der Tiefe roch es nach allem möglichen, nur nicht nach Whisky,
stellte Larry fest.
Es stank noch erbärmlicher als in dem seltsamen Fischmuseum, das
Trane errichtet hatte. Der Gestank war durchdringend. Man hatte das Gefühl, auf
ein Lager verfaulender Meeresalgen zu stoßen.
Stillschweigend ging Trane nach unten. Seine Absätze hallten auf
den schmalen eisernen Stiegen. Wie ein Schatten folgte Larry Brent nach.
Unten hörte man das Geräusch von gurgelndem Wasser, noch ehe man
etwas sah. X-RAY-3 hielt sich dicht an der Seite des Schotten, als sie die
unterste Stufe erreicht hatten.
»Ich könnte Ihnen viel erzählen, Brent«, machte Trane sich jetzt
wieder bemerkbar. »Aber ich glaube, es ist besser, die Bilder für sich sprechen
zu lassen. Sie werden dann einiges besser verstehen ... «
Wenn der Fischer so sprach, klang alles wieder ganz normal. Der
PSA- Agent wurde aus dem ungewöhnlichen Mann nicht klug.
Der Kellerraum wurde ebenfalls von verborgenen Lichtquellen hinter
grünen Plastikschirmen gespenstisch beleuchtet.
Mehrere Säulen stützten die kahle, rohe Decke aus unverputztem
Gestein. Der Boden war feucht und glitschig. Alte, verfault riechende Kisten
waren bis unter die Decke gestapelt. Rechts hinter einer Säule sprudelte aus
einem Loch in der Wand ein Rinnsal, das in einem Abfluß im Boden wieder
verschwand, noch ehe es sich zur Pfütze ausbilden konnte.
»Wasser - vom Loch Ness«, sagte Gerome Trane erklärend. »Der See
liegt nur knapp fünfzig Meter vom Haus entfernt. Ich habe nach dorthin eine
Versorgungsleitung gelegt. Das Becken ist gefüllt mit Wasser vom Loch Ness ...
«
Was es mit diesem Becken auf sich hatte, sah X-RAY-3 gleich. Er
hatte das Gefühl, eine Wanderung durch ein verzaubertes Gewölbe zu machen.
Trane hatte sich hier unten ein kleines Reich geschaffen, um das ihn jeder
Fischzüchter beneidet hätte.
Hinter fingerdicken Eisenstangen, die in die Decke und den Boden
ein betoniert waren, befand sich das Bassin - ein großer, rechteckiger
Behälter, gut zehn Meter lang und vier Meter breit. Die Tiefe war schlecht
abzuschätzen, weil das Wasser schwarz wie Tinte war und weil die miserable
Beleuchtung es nicht zuließ, Einzelheiten zu erkennen.
Larry kniff die Augen zusammen und starrte durch die engstehenden
Gitterstäbe. Am Rand des Beckens lagen Fischreste, aufgebrochene Muscheln,
Seetang und sogar verschimmeltes Brot.
Gerome Trane ging bis an die Seite des Gitters. Dort befand sich
eine Tür, die nur mit einem Riegel abgesichert war.
»Kommen Sie«, sagte der Fischer nur. Dumpf hallte seine Stimme
durch das Kellergewölbe.
Larry preßte die Lippen zusammen. Was wollte ihm Trane zeigen?
Oben waren es die präparierten, knochentrockenen Fische gewesen.
Hier unten aber gab es ein Becken - in dem irgend etwas lebte, auch wenn
jegliche Wasserbewegung fehlte.
Larry nahm sich vor, höchste Vorsicht walten zu lassen. Die
Brutalität des Ungeheuers, das lautlos aus dem See kam und sich seine Opfer
holte, war ihm von McLotch her bestens bekannt.
Einiges wies daraufhin, daß Trane seltene Wasserbewohner aus dem
See fischte, deren Leben studierte und vielleicht über manche Zusammenhänge
mehr wußte als ein Fachkundiger.
Gerome Trane lief an der Breitseite des Beckens entlang und
starrte mit glühenden Augen in das unbewegte Wasser.
»Darin befindet sich das merkwürdige Wesen. Es lebt - aber es ist
nur manchmal bei Besinnung. Ich füttere es mit Fischen und Muscheln, wenn es zu
sich kommt. Die Nahrungsaufnahme jedoch ist gering. Gestern, als ich Ihnen
absagte und nach
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