Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
unzähligen Stellen zerrissen, und meine Knie waren blutig. Doch ich preßte die Zähne zusammen und kroch weiter. Immer wieder führten schmale Wege nach links und rechts ab. Für mich gab es nun keinen Zweifel mehr, daß der ganze Friedhof von unterirdischen Gängen durchzogen war. Ich wollte den Ausgangspunkt der Gänge finden. Der Tunnel, durch den ich kroch, bildete offenbar einen Halbkreis. Er war der breiteste von allen.
    Ich probierte einen der schmaleren Gänge aus. Dazu mußte ich die Lampe in den Mund nehmen.
    Die Hände streckte ich nach vorn aus. Nach einigen Minuten stieg der Gang steil an. Keuchend arbeitete ich mich weiter vor und stieß auf einen zertrümmerten Sarg und einen Knochenhaufen. Rasch kroch ich zurück und blieb einige Minuten erschöpft im Haupttunnel liegen. Ich bekam kaum Luft. Mir war schwindelig, und bohrende Kopfschmerzen quälten mich.
    Es war doch keine so gute Idee gewesen, das Labyrinth auf eigene Faust zu erforschen.
    Gebückt schlich ich weiter und stieß immer wieder mit dem Kopf gegen die Decke. Der Gestank wurde unerträglich. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich preßte mich gegen den Boden und hob den Kopf. In der rechten Hand hielt ich die Pistole, in der linken die Stablampe.
    Eine übelriechende Wolke kam näher. Ich mußte husten, und meine Augen fingen zu tränen an. Dann sah ich das Monster. Es kauerte fünf Meter vor mir und hatte die Arme ausgestreckt. Der Schädel war haarlos, graue, sekretierte Hautfetzen bedeckten die Wangen, die Lippen waren farblos, weit zurückgezogen und entblößten spitze, gebogene Zähne. Die Augen des Ghouls lagen tief in den Höhlen, waren winzig und schimmerten rotgelb.
    Ich hob die Pistole und drückte ab. Die Silberkugel bohrte sich in die Stirn des Ungeheuers. Es fiel auf den Bauch und blieb bewegungslos liegen.
    Ich kroch zwei Meter zurück und ließ den Ghoul nicht aus den Augen.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, da ging mit dem Monster eine erschreckende Veränderung vor sich. Der Schädel warf plötzlich Blasen, und der Körper krümmte sich zusammen. Die Hautfetzen veränderten die Farbe, sie wurden schwarz. Der Körper schwoll wie ein Luftballon an und wurde halb durchsichtig. Schleim bildete sich anstelle der Haut, und der Gestank wurde noch durchdringender.
    Ich hatte genug gesehen und zog mich rasch zurück. Mit meinen Waffen konnte ich einen Ghoul nicht töten, nur vorübergehend außer Gefecht setzen.
    Der Gang wurde wieder höher, und ich konnte aufstehen. So schnell es ging, lief ich zurück. Rote Kreise drehten sich vor meinen Augen. Wenn ich nicht bald da herauskomme, ersticke ich, dachte ich.
    Entsetzt blieb ich stehen, als ich zwei Ghouls auf mich zukommen sah. Ich schoß augenblicklich. Der Knall der Schüsse war überlaut zu hören. Die beiden Ghouls brachen zusammen, und Sekunden später setzte die Verwandlung ein.
    Ich blickte zurück und erstarrte. Eine schleimige, gallertartige Masse kroch langsam auf mich zu.
    Sie verbreitete ein seltsames gelbes Licht. Krallenartige Arme tasteten nach mir.
    Blitzschnell sprang ich zwei Schritte zurück und blickte mich verzweifelt um. Rechts neben mir führte ein schmaler Schacht zu einem Grab. Mir blieb keine andere Wahl, als in den Schacht zu kriechen. Hinter mir hörte ich schmatzende Geräusche. Keuchend und nach Luft ringend kämpfte ich mich hoch. Erde und Steinbrocken prallten auf meinen Kopf, doch ich achtete nicht darauf.
    Dann stießen meine Hände auf einen Widerstand. Ich leuchtete mit der Lampe den Schacht ab. Er war noch nicht fertig gegraben.
    Für einen Augenblick krampfte sich mein Körper zusammen. Das ist das Ende, schoß es mir durch den Kopf. Ich komme nicht weiter, und hinter mir sind die Ghouls, gegen die ich keine Waffe habe. Ich fing mit den Händen zu graben an. Die Lampe hatte ich mir wieder zwischen die Zähne gesteckt. Meine Lungen drohten zu platzen. Schweiß rann über meine Stirn und tropfte in die Augen. Wie ein Wahnsinniger grub ich.
     

     
     
    Die schmatzenden Geräusche wurden lauter. Das gelbe Licht kam näher. Wütend schlug ich mit den Händen um mich – und plötzlich lag ein leeres Grab vor mir. Die Erdwand konnte nur wenige Zentimeter dick gewesen sein. Ich kroch hoch. Krallen erwischten meine rechte Wade, bohrten sich schmerzhaft ins Fleisch und rissen tiefe Wunden. Doch ich ließ mich davon nicht aufhalten. Mit dem halben Oberkörper war ich schon im leeren Grab, da spürte ich auch die schleimigen Hände an meiner linken

Weitere Kostenlose Bücher