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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Geld, Sir!« sagte Huang.
    Ich zog meine Brieftasche heraus und reichte ihm und Ts’ao Ta je zwei Hundertdollarscheine, öffnete dann die Wagentür und stieg aus. Ts’ao Ta kroch aus dem Fond und packte die beiden Schaufeln, Huang folgte ihm. Ich sperrte den Wagen ab und blieb vor der Friedhofsmauer stehen.
    Es war eine wolkenlose Nacht. Der Mond stand hoch am Himmel. Es war so hell, daß wir sicherlich die Stablampen nicht brauchen würden.
    Huang blieb dicht vor der Mauer stehen und blickte sich noch einmal rasch um. Kein Mensch war zu sehen. Mit einem Sprung erreichten seine gewaltigen Hände das Mauerdach, mit einem Klimmzug zog er sich hoch. Ruhig blieb er liegen. Ts’ao Ta reichte ihm die Schaufeln, dann war er verschwunden. Ich hörte nicht, wie er auf dem Boden aufkam. Ts’ao Ta folgte seinem Beispiel; geschmeidig wie eine Katze turnte er die Mauer hoch.
    »Soll ich Ihnen helfen, Sir?« fragte er, doch ich schüttelte den Kopf.
    Mit einem raschen Blick nach allen Seiten überzeugte ich mich ein letztes Mal, daß wir unbeobachtet waren, dann schnellte ich mich ab, zog mich hoch, ließ mich einfach fallen, ging in die Knie und richtete mich wieder auf.
    Das Pförtnerhaus war etwa fünfzig Meter entfernt. Kein Licht brannte. Wir blieben fünf Minuten gegen die Friedhofsmauer gepreßt stehen. Ein leichter Wind war aufgekommen, der in den Bäumen raschelte. Irgendwo schrie eine Katze, sonst war es ruhig. Der Mond überschüttete Grabsteine und Kreuze mit silbernem Licht.
    »Los!« sagte ich und stieß mich von der Mauer ab.
    Huang und Ts’ao Ta folgten mir. Ich ging langsam zwischen den Grabreihen hindurch, bis ich den Hauptweg erreicht hatte. Nur das Geräusch unserer Schritte war zu hören.
    Meine Spannung stieg von Sekunde zu Sekunde. Noch hatte ich eine schwache Hoffnung, daß Coco am Leben war. Ich würde erst an ihren Tod glauben, wenn ich ihre Leiche mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Nachtvögel stiegen kreischend auf, und zwischen den Gräbern hörte ich Geraschel, das wahrscheinlich von aufgeschreckten Eidechsen herrührte.
    Es kam mir endlos lange vor, bis wir endlich die zwölfte Reihe erreicht hatten. Vor Cocos Grab blieb ich stehen. Ohne ein Wort zu sagen, machten sich die beiden Chinesen an die Arbeit. Sie schlüpften aus den groben Jacken, legten sie auf das Nebengrab und arbeiteten mit nacktem Oberkörper. Ich hielt die Stablampen, brauchte sie aber nicht anzuknipsen, da der Mond genügend Licht spendete. Da ich nicht ruhig stehenbleiben konnte, ging ich langsam auf und ab. Dabei ließ ich meinen Blick auf das Nebengrab fallen. Der Grabstein war unbeschriftet.
    Huang und Ts’ao Ta arbeiteten rasch. Sie machten keine Pause. Es war warm, und der Schweiß rann in Strömen über ihre nackten Oberkörper. Nur gelegentlich wischten sie sich über die Stirn, um aber sofort weiterzuschaufeln.
    Ich rauchte eine Zigarette nach der anderen und wanderte rund um Cocos Grab. Nichts Verdächtiges war zu hören, nur das Einstechen der Schaufeln. Ich zitterte dem Augenblick entgegen, wo die Schaufeln den Sarg berühren würden.
    Der Wind wurde stärker, und vom chinesischen Festland her trieben dunkle Wolken auf uns zu. Noch spendete der Mond genügend Licht, aber in wenigen Minuten würde der Himmel bedeckt sein.
    Die zwei Männer arbeiteten noch rascher. Sie standen nun schon bis zu den Hüften im Grab.
    »Soll ich Licht machen?« fragte ich leise.
    »Nein«, sagte Huang. Er atmete schwer. »Noch sehen wir genug.«
    Jetzt verwischten sich die Konturen. Überall waren Schatten, die sich um die Kreuze und Grabsteine legten. Jedes Geräusch war auf einmal zu hören.
    Ich setzte mich auf eine Grabeinfassung und sah den beiden zu. Nach einigen Minuten rief mich Huang leise. Ich sprang auf und blieb vor dem Grab stehen.
    »Leuchten Sie uns, Sir!« sagte er, und ich knipste die Stablampe an und schirmte den scharfen Strahl mit der Hand ab.
    Das Licht fiel auf Huang. Ich richtete den Strahl auf den Boden und erblickte ein Stück Glas. Sie hatten den Sarg erreicht.
    Ich sprang in die Grube hinunter und blieb neben Huang stehen, der mit der Schaufel vorsichtig die Erde wegscharrte. Der Sargdeckel mußte an einigen Stellen eingedrückt sein. Ich hockte mich nieder und ließ den Strahl der Lampe über den Boden wandern, doch viel konnte ich noch nicht erkennen. Mein Herz schlug überlaut, und ich öffnete die obersten Knöpfe meines Hemdes. Mir war heiß, und meine Hände waren vor Erregung feucht.
    Immer mehr des

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