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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Hände umklammerten Belials Kehle, und ich drückte zu, aber eine eisige Kälte ließ meine Hände gefühllos werden, und ich bekam einen elektrischen Schlag, der mich zurücktaumeln ließ.
    »Du kannst mich nicht töten, Bruder«, sagte er und kam auf mich zu.
    Ich packte einen Stuhl und schleuderte ihn gegen ihn. In diesem Moment wurde im Hintergrund des Raumes eine Tür geöffnet, und vier Gestalten tauchten auf. Sie trugen schwarze Anzüge. Ihre Schädel waren kahl, die Augen schimmerten rotgelb. Eine Wolke Gestank trieb auf mich zu. Es waren Ghouls, die teilweise menschliche Gestalt angenommen hatten. Entsetzt wich ich zurück. Belial lachte spöttisch. »Packt ihn!« schrie er und zeigte auf mich.
    Ich drehte mich um und stürzte auf die Tür zu, doch bevor ich sie noch erreicht hatte, kamen zwei weitere Leichenfresser in den Raum und versperrten mir den Weg. Der Gestank war so stark, daß ich kaum noch atmen konnte. Krallenartige Hände griffen nach mir. Ich schlug verzweifelt um mich und drosch meine Fäuste in die häßlichen Gesichter, bis mir die Knöchel weh taten.
    Die Monster bildeten einen Kreis um mich. Ich duckte mich und wollte zwischen ihnen hindurch, doch die Ungeheuer hatten sich eng aneinandergepreßt und bildeten einen lebendigen Käfig, aus dem ich nicht entkommen konnte. Der Gestank, der von ihnen ausging, ließ mich fast ohnmächtig werden. Noch einmal unternahm ich einen Befreiungsversuch, der aber so wie der erste kläglich mißlang.
    Wütend richtete ich mich auf und starrte in eines der totenkopfartigen Gesichter. Rotgelbe Augen musterten mich verlangend. Der Mund stand weit offen, und fauliger Atem strich über mein Gesicht.
    Belial lachte wieder.
    »Ich könnte dich jetzt töten, Bruder«, sagte er langsam, jedes Wort betonend, »aber ich darf es nicht. Du hast noch etwas Zeit. Nutze sie gut!«
    Ich wandte ihm den Kopf zu.
    »Ich werde dir jetzt einen Beweis meiner Kunst bieten«, sagte er und trat zum Tisch, auf dem die Tote lag. »Dieses Mädchen starb durch einen Autounfall. Sie sieht im Moment nicht besonders hübsch aus, aber in einer halben Stunde wird sie eine Schönheit sein – dank meiner Kunstfertigkeit in der Präparierung von Leichen.«
    Er zog ein fahrbares Tischchen näher, auf dem einige Tiegel und Instrumente lagen.
    Ich konnte mich nur mit Mühe aufrecht halten und wandte den Blick ab, doch einer der Leichenfresser packte meinen Kopf, und mir blieb nichts anderes übrig, als Belial bei der Arbeit zuzusehen. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Bauch des Mädchens zugenäht und ihn geschminkt. Dann nahm er sich das entstellte Gesicht vor. Zuerst kam die Nase dran. Mit einem Skalpell löste er die Haut ab und entfernte das Nasenbein, für das er ein Stück Wachs einsetzte. Vorsichtig zog er die Haut darüber, vernähte sie und begann die Nase mit einigen Salben und Tinkturen zu behandeln. Sie war nun völlig gerade. Dann nahm er sich die Augen vor. Es dauerte knapp eine Minute, und die Augen waren geschlossen und der unnatürlich verdrehte Kopf in die richtige Positur gebracht. Belial wusch anschließend die Haare des Mädchens und trocknete sie mit einem Fön. Immer wieder blickte er auf eine Fotografie, die neben der Toten auf dem Tisch lag. Er kämmte das Haar und besprühte es mit Haarspray.
    »Nun?« wandte er sich Beifall heischend an mich. »Sie ist schöner als im Leben. Ich mag hübsche Leichen. Sie munden besser.«
    Er kicherte.
    »Du bist ein Scheusal«, keuchte ich.
    »Ich bin ein Künstler«, sagte er stolz. »Ein wahrer Künstler. Der beste auf meinem Gebiet. Schafft ihn hinaus!«
    Die Ghouls hoben mich hoch und trugen mich durch die Tür in den in Gelb gehaltenen Vorraum. Pickard sah ich nirgends. Die Tür zur Straße wurde geöffnet, und sie warfen mich einfach auf den Bürgersteig.
    Ich blieb einige Sekunden sitzen. Mein Hirn war noch immer vom Gestank benebelt. Schließlich stand ich auf und klopfte mir den Staub vom Anzug. Mit hängenden Schultern ging ich langsam zu Lundsdales Wagen. Erst jetzt merkte ich, daß ich noch immer die Pistole in der Hand hielt. Ich steckte sie ein. Für die Schwarze Familie war es kein Problem, eine Pistole zum Nichtfunktionieren zu bringen.
    Deprimiert setzte ich mich in den Wagen und blieb lange Zeit bewegungslos sitzen.
    Ich war keinen Schritt weitergekommen, außer, daß ich jetzt wußte, daß sich Belial in Hongkong niedergelassen hatte. Wahrscheinlich war ihm der Boden in Australien zu heiß geworden. Aber hinter

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