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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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dem Ganzen steckte sicherlich nicht Belial. Dazu war er ein zu unbedeutendes Mitglied der Schwarzen Familie. Ich benötigte ganz dringend Hilfe. Bis meine Mitarbeiter aus London hier waren, konnte es schon zu spät sein.
    Je länger ich darüber nachdachte, um so deutlicher wurde mir bewußt, daß meine Chancen gleich Null waren. Noch nie hatte die Schwarze Familie bisher solche Anstrengungen unternommen, mich zu beseitigen. Sie spielte mit mir, machte mir klar, wie ohnmächtig ich war, wie leicht sie mich vernichten konnte.
    Ich war nun fast hundertprozentig sicher, daß Coco tot war. Und ich wollte ihren Tod rächen; und wenn es das letzte war, was ich noch tun konnte.
     

     

So wie gestern mußte ich lange Zeit warten, bis Lundsdale öffnete. Er sah erschreckend aus. Sein Gesicht war noch bleicher, und seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren glanzlos.
    »Sie sehen gar nicht gut aus, Lundsdale«, sagte ich und trat ein.
    Er gab mir keine Antwort, sondern ging ganz einfach ins Wohnzimmer. Wieder trug er nur einen weißen Morgenmantel.
    »Haben Sie einen Arzt gerufen?«
    Er setzte sich auf die Couch und zog die Beine an.
    »Ja«, sagte er mit heiserer Stimme. »Er kann nichts feststellen. Ich habe fast die gleichen Symptome wie Coco. Mir ist schwindelig, und ich bin entsetzlich müde. Außerdem habe ich Gedächtnislücken. Ich fürchte, ich bin wie Coco vom Tod gezeichnet.«
    Ich blickte ihn genauer an. Er sah tatsächlich wie ein Schwerkranker aus.
    »Kopf hoch!« sagte ich. »In ein paar Tagen sind Sie wieder auf dem Damm.«
    Er schüttelte traurig den Kopf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er fast unhörbar. »Irgend jemand ist hinter mir her. Das fing schon in London an. Ich weiß, daß ich sterben muß.«
    Er hatte die gleichen Ahnungen, die auch mich verfolgten. Mein ganzes Leben lang hatte ich nicht so oft ans Sterben gedacht, aber seit ich in Hongkong war, dachte ich nur daran. Es hatte für mich bisher auch nie den Gedanken an Aufgabe gegeben, doch jetzt dachte ich des öfteren daran. Meine Gedanken wechselten von Hoffnung zu Verzweiflung, von Wut zu Resignation.
    »Ich möchte mit dem Bankier Olivaro sprechen«, sagte ich. »Können Sie mir seine Adresse geben?« Lundsdale nickte. »Peel Street 134. Es ist eine schneeweiße Villa, die Sie nicht verfehlen können.« »Wissen Sie einige Namen der anderen Geschäftsleute, mit denen Sie nach Hongkong gekommen sind?«
    »Nein«, sagte er. »Keine Ahnung. Ich kann mich nur an Olivaro erinnern.«
    »Denken Sie nach, Lundsdale!« drängte ich. »Es könnte wichtig sein.«
    Er verzog das Gesicht, knabberte an den Lippen herum und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mir fällt keiner ein.«
    »Dann beschreiben Sie mir wenigstens einige der Männer!« Er lachte bitter. »Ich sagte Ihnen doch, daß ich Gedächtnislücken habe. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich kann Ihnen nicht mal beschreiben, wie Olivaro aussieht. Wenn ich mich an die Reisegesellschaft erinnern will, dann sehe ich immer nur leere Gesichter vor mir.«
    »Sind Sie wenigstens sicher, daß Sie mit einer Chartermaschine nach Hongkong geflogen sind?«
    Er hob die schmalen Schultern. »Um ehrlich zu sein, ich weiß überhaupt nichts mehr. Mit jeder Stunde wird es ärger. Ich versuchte mich an die Vorfälle im Internat zu erinnern, doch es geht einfach nicht. Ich weiß nur, daß es fürchterlich dort war, aber was sich im einzelnen ereignet hat – ich kann es nicht sagen.«
    Er stand unter dem Einfluß der Dämonen, und es war zu befürchten, daß er wirklich sein Gedächtnis völlig verlor. Ich griff nach dem Telefon und meldete zwei Ferngespräche nach London an. Eines mit dem O.I., das andere mit Chapman. Lundsdale saß völlig lethargisch auf der Couch. Er bewegte sich kaum, und seine Augen waren geschlossen.
    Ich mußte zehn Minuten warten, ehe das Telefon läutete. »Die beiden Londoner Nummern, die Sie uns gegeben haben, Sir, existieren nicht«, meldete sich das Mädchen vom Amt.
    »Das gibt es nicht!« rief ich ärgerlich. »Probieren Sie es nochmals!«
    »Das hat keinen Sinn, Sir«, sagte die wohlklingende Mädchenstimme. »Unter diesen Nummern existiert kein Anschluß. Daher ist es sinnlos, es nochmals zu probieren. Wir müssen die beiden Ferngespräche stornieren.«
    Wütend knallte ich den Hörer auf die Gabel und sprang mit geballten Fäusten auf. Einige Sekunden lief ich im Zimmer auf und ab. Dahinter steckte natürlich auch wieder die Schwarze Familie. Sie wollten nicht, daß ich

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