055 - Louba der Spieler
abends das Fenster überhaupt nie. Franks Erzählung ist also wahr. Natürlich war es verrückt von ihm, daß er überhaupt in Loubas Wohnung eindrang. Ich befürchtete es ja gleich, als ich ihn in jener Nacht sah .«
»Wer hat den Mord begangen, Herr Doktor?« fragte Beryl rasch.
Dr. Warden blieb stumm.
»Haben Sie einen Verdacht?«
»Ich habe mehr als einen Verdacht«, antwortete er.
Der Doktor traf Hurley Brown an jenem Nachmittag kurz im Club, aber es gab nicht viel Neues.
»Trainor ist nun auch von Franks Unschuld überzeugt«, sagte Brown. »Nein, ich habe ihm das nicht klargemacht, er kam ganz allein zu diesem Schluß. Wahrscheinlich wäre er schon länger daraufgekommen, wenn ich Frank nicht ständig verteidigt hätte.«
»Haben Sie ›Charlie‹ gefunden?«
Brown schüttelte den Kopf.
»Wenn der verflixte Nebel in der bewußten Nacht nicht so stark gewesen wäre, hätte ich ihn sicher gefaßt«, sagte er.
Dr. Warden zog die Stirn kraus.
»Also stimmt es, was Miller sagt: Sie waren hinter ›Charlie‹ her! Warum?«
»Ich möchte Ihnen das lieber nicht erklären, Warden«, sagte Brown. »Es ist allerdings wahr, daß ich kurz nach dem Verlassen des Clubs eine gewisse Person zu erkennen glaubte.«
Er hielt inne.
»Wen glaubten Sie zu erkennen?« fragte der Doktor geduldig.
»Das werde ich Ihnen nicht sagen. Jedenfalls folgte ich dem Mann, um festzustellen, wo er wohnte. Ich sah ihn Braymore House betreten und bemerkte ihn wieder beim Herauskommen. Ich nahm sofort seine Verfolgung auf, mußte aber nach einiger Zeit feststellen, daß ich einem verkehrten Mann nachlief. Seitdem ist er verschwunden. Was hat Ihnen Miller erzählt?«
»Er erkannte Sie«, sagte der Doktor, »und sein Verdacht wurde durch den Diener im darunterliegenden Stockwerk bestätigt. Ich glaube, Brown, es ist besser, Sie überlassen die eigentliche Detektivarbeit Ihren Mitarbeitern.«
Hurley Brown gab keine Antwort. Er ging in sein Büro, wo Trainor auf ihn wartete.
Etwas in Trainors Verhalten ärgerte ihn. Sein Benehmen ihm gegenüber hatte eine leichte Veränderung erfahren. Wußte der Detektiv vielleicht, daß er in der Mordnacht in der Nähe von Braymore House gesehen worden war? Der Gedanke war ihm nicht angenehm.
»Ich lieh mir in einem Filmatelier eine große Lampe aus und habe sie in der Wohnung anbringen lassen, Herr Kommissar«, meldete Trainor. »Das Licht in der Wohnung war außerordentlich schlecht.«
»Haben Sie etwas Neues gefunden?«
»Eine ganze Menge. In der Vorhalle sind Blutflecke. Aber am bemerkenswertesten ist wohl, daß der Mörder durch den Haupteingang der Wohnung fortging und nicht über die Feuerleiter oder die Lieferantentreppe. An der inneren Türfüllung kann man deutlich einen schmierigen Flecken entdecken. Ich bin sicher, daß es Blut ist. Außerdem habe ich schwache Spuren an einem Handtuch im Badezimmer gefunden. Dies ist sehr wichtig. Wenn man Miller glauben darf, hat er frische Handtücher ins Badezimmer gehängt, nachdem Louba an jenem Abend sein Bad genommen hatte. Die Handtücher werden in einem kleinen Schrankkasten aufbewahrt, und als wir diesen durchstöberten, fanden wir das benutzte Tuch schön gefaltet und weggelegt unter einem Dutzend anderer. Es war noch ganz feucht.«
»Der Fall wird immer verworrener«, sagte Brown. »Wie steht's mit Miller?«
»Miller kann sehr wohl seine Hand im Spiel gehabt haben. Meine eigene Theorie ist, daß der Mord zwischen sieben und neun Uhr verübt wurde. Dr. Warden, der vor der Tür saß, erklärt, daß es im Zimmer plötzlich ruhig geworden sei. Dadurch wurde er veranlaßt, noch aufmerksamer zu lauschen - aber er hörte keinen einzigen Laut mehr. Auch merkte er nicht, daß Charlie die Wohnung verließ. Was ist naheliegender, als daß Charlie über die Feuertreppe verschwand? Falls er auf diesem Weg aus der Wohnung fortging, während Louba noch am Leben war, dann hätte der letztere bestimmt das Fenster geschlossen - er fürchtete sich doch so vor Erkältungen. Falls Louba aber tot war und Charlie, vielleicht mit einem Komplicen, als Mörder in Betracht kommt, dann waren sie höchstwahrscheinlich in der größten Eile, so daß sie das Fenster offenstehen gelassen hätten. Unmöglich wäre es für Charlie auf jeden Fall gewesen, das Fenster hinter sich ordnungsgemäß zu schließen.«
»Aber Miller hätte das gekonnt, wenn er der Komplice war.«
»Ja, aber er tat es nicht. Das ist eben das Merkwürdige an der Sache. Miller kann natürlich sehr
Weitere Kostenlose Bücher