055 - Louba der Spieler
Verlobung mit dem jungen Leamington gelöst hatte. Ich hatte Leamington gesehen, als er die Feuerleiter untersuchte. Das war am Abend vor dem Mord. Am nächsten Morgen kam er schon wieder, und ich vermutete, was er vorhatte. Deshalb kam ich auch in der betreffenden Nacht ziemlich früh und wartete sehr lange. Dann sprach ich Miss Martin an, die mir leid tat.«
»Und was sahen Sie alles?«
»Ich sah Mr. Leamington hineingehen und herauskommen. Und dann sah ich Sie alle eintreffen, nachdem das Verbrechen entdeckt war.«
»Und sonst sahen Sie niemand in die Wohnung eindringen?«
»Sonst niemand.«
»Sie sahen auch nicht, wie Charlie fortging?«
»Nein.«
»Sie wohnen nur einen Teil des Jahres in London, wurde uns in Balham gesagt. Wo halten Sie sich während der übrigen Zeit auf?«
»Dort, wo sich Louba aufhielt. Ich war immer nur dann in London, wenn auch er da war.«
»Was?« rief Brown. »Wollen Sie damit sagen —«
»Seitdem mein Sohn ermordet wurde, verfolge ich seinen Mörder. Ich versprach Reggie, ich würde nicht nach Hause gehen, bevor er nicht gerächt sei. Deshalb folgte ich Louba.«
»Überallhin?« rief Brown.
»Fast überallhin. Für längere Zeit habe ich ihn nie aus den Augen verloren.«
Brown hätte noch eine ganze Menge Fragen gehabt, und Trainor wartete darauf, daß er sie stellen würde. Aber anscheinend waren es Fragen, die er lieber zurückhielt, obgleich es klar war, daß ihm dies nicht leichtfiel. Trainors Gesicht wurde um noch einen Grad düsterer, als er seinen Vorgesetzten anschaute - die Kluft zwischen ihnen hatte sich nicht verringert.
»Hm - Sie sind also seit Jahren hinter Louba her, immer nur mit der einen Hoffnung beschäftigt, daß er ermordet würde ... Und nun wollen Sie uns weismachen, daß Sie an der ganzen Sache unbeteiligt sind?« fragte Trainor.
»Ja.«
»Und Sie wissen auch nicht, wo da Costa hin ist?«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Ist das die Wahrheit?«
»Die volle Wahrheit, wirklich.«
Er schaute Hurley Brown flehend an. »Darf ich jetzt nicht endlich gehen?« fragte er. »Ich möchte so gerne nach Hause und mich ausruhen. Früher fand ich dort kaum Schlaf, aber seitdem Louba tot ist ...«
»Jammerschade, daß Sie nicht schon früher heimgegangen sind«, konnte sich Trainor nicht versagen zu spötteln.
»Ich fühlte genau, daß ich dem helfen mußte, der Louba ermordet hatte - wer es auch gewesen war.«
»Weil sie seinen Tod wünschten und demjenigen dankbar waren, der ihn ermordete? Verhält es sich so?«
»Ja«, erwiderte der kleine Mann gelassen.
Trainor blickte Brown an.
War der kleine Mann nun sehr einfältig oder sehr durchtrieben?
26
Was Weldrake ausgesagt hatte, stimmte anscheinend genau. Nachforschungen ergaben keine Widersprüche, und nachdem Trainor verschiedene Angaben auf ihre Glaubwürdigkeit untersucht hatte, suchte der Detektiv Miss Martin auf.
»Ich will mich mit Ihnen gar nicht darüber unterhalten, daß Sie mir verschiedenes verschwiegen haben, Miss Martin«, begann er. »Ich glaube, ich kenne den Grund dafür. Aber ich hoffe, daß Sie wenigstens jetzt Rede und Antwort stehen.«
»Was - was habe ich Ihnen denn verschwiegen?« stammelte Beryl.
»Sie sagten mir zum Beispiel nichts davon, daß Weldrake Ihnen anbot, Frank Leamington bei sich aufzunehmen.«
Beryl errötete.
»Nein. Weil ... nun, ich wußte natürlich, daß es bestraft wird, wenn jemand einen Verbrecher oder einen Verdächtigen bei sich aufnimmt, und ich ... Sie können doch nicht verlangen, daß ich dem freundlichen kleinen Mann Unannehmlichkeiten gemacht hätte, nachdem er mir seine Hilfe angeboten hatte.«
»Vielleicht nicht. Aber wie soll denn die Polizei die Wahrheit ermitteln, wenn jeder sorgsam alles vor ihr verbirgt? Wußten Sie, daß dieser Mann Louba als den Mörder seines Sohnes betrachtet und ihm seit Jahren in der Hoffnung folgt, daß er eines Tages ermordet wird?«
» Woher sollte ich denn das wissen?« rief Beryl erschrocken. »Und doch .«
»Nun, Miss Martin?«
»Ich erinnere mich eben daran, daß er an jenem Abend eine Menge unsinniges Zeug zusammenredete . Ich dachte damals, er sei nicht ganz normal.«
»Und glauben Sie nicht, daß er wirklich ein wenig verrückt ist — wenigstens was diesen Punkt betrifft? Und daß er, falls er tatsächlich geistesgestört ist, vielleicht einen Mord verübt hat, dessen ihn normalerweise niemand für fähig halten würde?«
»Mein Gott, glauben Sie, daß er Louba ermordet hat? Das ist doch fast
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