055 - Louba der Spieler
endlich. »Und meine Drohungen bedeuteten viel weniger. Wenn ich ihm jemals drohte, dann nur in gewissen zornigen Augenblicken. Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Wenn ich ihn je hätte umbringen wollen, dann bestimmt nicht hier in England. Vor Jahren, in einem ganz anderen Land, hätte ich viel bessere Gelegenheit dazu gehabt.«
»Sind Sie der Mann, auf den Weldrake so große Hoffnungen setzte?«
Da Costa fuhr hoch.
»Der Mensch hat mich doch nicht angeschwärzt, wie?« fragte er aufgeregt. »Wissen Sie, vor Jahren war er die Ursache, daß ein Lokal Loubas in Flammen aufging. Wenn ich zu der Zeit Drohungen ausstieß, die er sich gemerkt hat, dann tat ich das nur seinetwegen. Er muß meinen Worten viel zuviel Bedeutung beigelegt haben! Andere verwünschten damals Louba ebenfalls — wie zum Beispiel der Captain Hurley Brown.«
»Hurley Brown!«
Trainors Lippen preßten sich fest zusammen.
»Sagen Sie mir nun ganz genau, wie Ihre Beziehungen zu Weldrake waren.«
»Ich hatte eigentlich schon vollkommen vergessen, daß ich je mit ihm zusammengekommen war, bis er mir Mitteilungen durch den Briefkasten warf und danach auch Lebensmittel. Und ich brauchte dringend etwas zu essen. Dann teilte er mir mit, daß mir eventuell Sir Harry helfen würde, falls ich nicht flüchten könnte. Deshalb kam ich auch hierher, nachdem Sie mich heute morgen aus meiner Wohnung vertrieben hatten.«
»Wo waren Sie in der Mordnacht?«
»Ich ging spazieren. Da ich angeblich verreist war, konnte ich mich nur abends herauswagen, um Essen für den nächsten Tag einzukaufen und frische Luft zu schnappen.« »Wo haben Sie das Perlenkästchen her, das Sie Weldrake gaben?«
Da Costa fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
»Das habe ich von Louba gekauft«, sagte er. »Aber ich kann das nicht beweisen, und deshalb wollte ich nicht, daß man das Kästchen bei mir finden würde.«
Trainor ließ einige Sekunden verstreichen.
»Sie machen die Sache nur noch schlimmer, wenn Sie nicht die volle Wahrheit sagen«, redete er ihm dann gut zu. »Noch vor fünf Minuten haben Sie gesagt, daß Sie zur Täuschung Loubas vorgegeben hätten, daß Sie abgereist seien. Jetzt wollen Sie mir aufbinden, daß Sie etwas von ihm gekauft haben.«
»Das war doch . das war doch, bevor ich vorgab, abgereist zu sein.«
»Weldrake haben Sie aber gesagt, es sei am Mordtag gewesen.«
»Ausgeschlossen! Niemals! Es war ein paar Wochen vorher.«
Trainor stand auf.
»Es hat gar keinen Zweck, darauf zu warten, daß sich Ihre lebhafte Phantasie etwas beruhigt«, erklärte er. »Ich glaube, es ist besser, wir gehen.«
»Nein, Inspektor! So hören Sie doch! Ich will Ihnen alles sagen - alles!« schrie da Costa.
Da er sich einzubilden schien, daß ein Geständnis ihn vor der Verhaftung bewahren könnte, ließ ihn Trainor bei dem Glauben.
»Nun, wie Sie meinen ...«, erwiderte er und setzte sich von neuem. »Aber merken Sie sich - nichts als die reine Wahrheit kann Sie retten, glauben Sie mir das.«
»Oh, dieser verdammte Mörder - wer er auch gewesen ist!« schrie da Costa wie von Sinnen und verkrampfte seine plumpen Hände ineinander. »Mich so ins Unglück hineinzureiten! Diese schrecklichen Tage und noch viel schrecklicheren Nächte! Ich hoffe, ich sehe den Kerl noch am Galgen baumeln!«
Dieser Ausbruch war so echt, daß ihm Trainor fast glaubte.
»Hatten Sie eine bestimmte Absicht, als Sie die Wohnung über der von Louba mieteten?« fragte er weiter.
»Ja, ich wollte das Kästchen haben.«
»Stehlen?«
»Nun, ich wußte ja, daß er es nicht verkaufen würde, falls er merkte, daß ich dahinter her war. Er hätte sofort erraten, daß es mehr wert ist, als es den Anschein hat. Deshalb beabsichtigte ich in der Tat, ihm das Kästchen einfach wegzunehmen. Es gehörte ja gar nicht ihm! Er selbst stahl es einem anderen. Zu guter Letzt schenkte er mir das Kästchen schließlich . Jawohl, das tat er! Hier ist ein Zettel, den ich in dem' Kasten fand.«
Er zog aus einer seiner Taschen die spöttischen Zeilen, die Louba nach seinem letzten Zusammentreffen mit da Costa geschrieben und in das Geheimfach im Boden des Kästchens gelegt hatte.
»Erzählen Sie von vorne«, sagte Trainor schroff.
»Gut — ich gebe zu, daß ich in seine Wohnung einstieg, wenn sich die Möglichkeit dazu bot. Er selbst duldete nicht, daß die Fenster geöffnet waren, wenn er zu Hause war; deshalb pflegte sein Diener das Zimmer nur zu lüften, wenn sich Louba in der Stadt aufhielt. Das war
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