0550 - Merlins Stern
»Schließlich muß ich ja die Tür und das Kleid bezahlen können«, fuhr Fooly fort. »Wo ist William? Er muß mir sofort mein Taschengeld geben! Dann bezahle ich alles!« Fröhlich watschelte er los…
Und wäre fast mit einer Frau zusammengeprallt, die förmlich aus dem Nichts erschien. Ihr hüftlanges goldenes Haar leuchtete.
Sie wich dem Drachen gerade noch rechtzeitig aus. Dann sah sie Zamorra und Nicole aus großen Augen an.
»Habe ich was verpaßt?« fragte Teri Rheken.
***
Lucifuge Rofocale befand sich unmittelbar vor seinem Ziel.
Die Amulette hatten ihn einer zwanghaften Sucht unterworfen, sie unbedingt wieder und wieder, mehr und mehr zu benutzen. Eine Sucht, die seinen Verstand verwirrte.
Trotzdem konnte er noch soweit denken, daß er nicht in seiner Dämonengestalt in der Welt auftauchte. Er hatte sich das Aussehen eines normalen Menschen gegeben. Ein Wanderer, der durch das Gelände streifte, der von hier kam und nach dort ging. Eine Allerweltsgestalt, auf die niemand besonders achten würde.
Die Amulette befanden sich unter der magisch illusionierten »Kleidung«, mit der er seinen Körper umhüllt hatte.
Er sah am Berghang hinauf. Mächtig und drohend erhob sich dort das Château, Zamorras Festung, diese Mischung aus Schloß und Burg, die einst der diabolisch-geniale Leonardo de Montagne hatte errichten lassen, als er in der Zeit um und nach 1100 n. Chr. - der Dämon spie aus, als er diesen Begriff dachte -hier sein Schreckensregiment geführt hatte.
Der schwarze Speichel brodelte und ließ den Erdboden dampfen und kochen.
Drohend wirkte das Château auf Lucifuge Rofocale zumindest in diesem Moment, aus der Perspektive eines Menschen, dessen Gestalt er ja derzeit innehatte. Mit den Augen eines Dämons betrachtet, hätte er darüber nur gelacht.
Er glaubte die weißmagische Schutzkuppel geradezu sehen zu können, die sich über der Festung erhob.
Er strich über seine Brust, wo unter der tarnenden Kleidung die Amulette schwebten.
»Es ist soweit«, murmelte er und atmete tief durch. Sein Odem ließ die Pflanzen in seiner unmittelbaren Nähe verdorren.
Lucifuge Rofocale machte sich bereit, zu tun, was vor ihm noch niemand hatte ausprobieren können: Das weißmagische Schutzfeld mit der Kraft von sechs Sternen von Myrrian-ey-Llyrana zu vernichten!
Ob Merlin eine solche Möglichkeit jemals in Erwägung gezogen hatte…?
***
Teri, Zamorra und Nicole sahen sich sekundenlang sprachlos an.
»Teri?« entfuhr es dem Dämonenjäger endlich.
Teri drehte sich in Richtung des Jungdrachen, der mit seiner Körpermasse mühelos die Hälfte des breiten Korridors ausfüllte und sich jetzt seinerseits verblüfft zu ihr umdrehte.
»Wer, bei Merlin, ist das?« entfuhr es Teri.
»Wer, beim Schweißfuß des Wurzschrats, ist sie?« wollte Fooly im gleichen Moment wissen.
Zamorra starrte die Silbermond-Druidin an. Unwillkürlich glitt seine Hand zur Brust, wo normalerweise, wenn er sich außerhalb von Château Montagne befand, Merlins Stern am silbernen Halskettchen unter dem Hemd hing.
Aber schon im nächsten Moment war ihm klar, daß von Teri keine Gefahr ausging.
Als Schwarzblütige hätte sie niemals durch die magische Abschirmung dringen und mitten im Château auftauchen können.
»Du - du lebst?« stieß er hervor. »Du bist es wirklich? Keine Halluzination?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich lebe noch - und ich bin frei. Julian hat ein Wunder bewirkt, er hat Ssacahs Keim in mir ausgelöscht«, erklärte sie.
Julian! Bei Sara Moon, Merlins Tochter, war es Shirona gewesen, die sie damals vom Ssacahs Keim geheilt hatte. Jetzt Julian… Für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte Zamorra die Frage, ob sich diese beiden Wesen vielleicht ähnlich waren, oder ob es Zusammenhänge gab. Denn nicht einmal der mächtige Magier Merlin selbst hatte damals etwas für seine Tochter tun können.
Aber dann lag die Druidin auch schon zuerst in seinen, dann in Nicoles Armen.
»Ich kann es kaum glauben«, flüsterte Zamorra. »Wir haben nach dir gesucht, haben die halbe Welt auf den Kopf gestellt. Und dann, vor vier Wochen, die Sache in Baton Rouge… Wir mußten schließlich davon ausgehen, daß Lucifuge Rofocale dich getötet hat.«
»Es wäre ihm auch fast gelungen«, sagte Teri, und ihre Miene verfinsterte sich. »Er besitzt jetzt sechs Amulette.«
»Ich habe es geahnt«, raunte Zamorra. »Und ich bin heilfroh, daß du noch lebst. Wo hast du gesteckt?«
»Das ist eine lange Geschichte. Wenn ihr Zeit
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