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0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

Titel: 0551 - Im Licht der schwarzen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erkannte.
    Dann aber packte es ihn…
    Er kam näher, blieb direkt vor Merlin stehen. Die Erregung hielt ihn im Griff, ließ ihn schneller atmen als sonst. Seine Augen brannten, während er verfolgte, wie Merlin der Scheibe Gestalt und Aussehen gab.
    Aus einem Stern… aus Licht wurde Macht…
    Da leuchtete Merlin nicht mehr.
    Er war wieder so zu sehen, wie Zamorra ihn immer gesehen hatte, als alter, dennoch jung wirkender Mann mit langem weißen Bart und weißen Haaren. In seinen Händen hielt er die Silberscheibe.
    Licht war zu Macht geworden.
    Aus dem Licht eines Sternes war die Macht der Magie entstanden.
    Merlin hielt das Amulett in den Händen…
    ***
    Zamorra taumelte einige Schritte zurück. Er war blaß geworden.
    Das also war es gewesen, was Merlin als einen im Universum einmaligen Vorgang beschrieben hatte!
    »Unfaßbar«, murmelte er heiser.
    Er war Zeuge geworden, wie das Amulett entstand! Geschaffen von einem übermächtigen Geist aus der Kraft eines entarteten Sternes!
    Merlin wog das Amulett in der Hand. Ein dünnes Silberkettchen war daran befestigt, und jetzt nahm der Zauberer die silberne Scheibe und hängte sie sich um den Hals.
    Zamorras Blick fraß sich an dem Amulett fest, betrachtete den Drudenfuß im Zentrum, die umgebenden zwölf Tierkreiszeichen und das Silberband mit den rätselhaften Hieroglyphen, die bisher noch niemand hatte entziffern können.
    »Merlin, die Schriftzeichen… Was bedeuten sie? Welcher Sprache entstammen sie?«
    Der Zauberer erwiderte den fragenden Blick. Seine Stimme erklang wie von weither, aus einer anderen Ewigkeit.
    »Es war schon viel, daß ich dir gewähren durfte, die Entstehung des Amuletts zu erleben. Doch verlange nicht zuviel. Ich darf dir die Zeichen nicht deuten, kann dir nur soviel sagen: Die Schrift stammt nicht von deiner Welt. Ein uraltes Volk entwarf sie, eine Rasse, die den Höhepunkt ihres Daseins bereits überschritten hatte, als die Erde noch ein glühender Gasball war. Vielleicht wird dir die Bedeutung der einzelnen Zeichen eines Tages klar. Jedes der Symbole hat verschiedene Bedeutungen, je nachdem, wie es angewandt und mit den anderen kombiniert wird. Doch ich bin sicher, daß die Spanne deines Lebens nicht ausreichen wird, um…« Er stockte abrupt, seine Augen verengten sich zu schmalen Spalten. »Oder… sollte etwa… Nein, das ist unmöglich, das wäre…«
    Zamorra war verwirrt. Er begriff nicht, was Merlin mit seinem plötzlich undeutlich werdenden Stammeln sagen wollte. Was war in den Zauberer gefahren, daß er nicht weitersprach? Es mußte eine Erkenntnis sein, die selbst für ihn ungeheuerlich war.
    Zamorra trat auf ihn zu, wagte es, zuzufassen und Merlin, den Weisen, an den Schultern zu packen. »Merlin, was redest du? Was willst du sagen? Was ist mit meiner Lebensspanne?«
    Doch da hatte der Zauberer sich wieder gefaßt. Mit einer herrischen Bewegung wischte er Zamorras Hände zur Seite.
    »Ich darf es dir nicht sagen!« erwiderte er schroff.
    Er schüttelte sich, als wolle er etwas von sich abwerfen, eine niederdrückende Last, ein ungutes Gefühl. Seine große Gestalt straffte sich. »Komm«, murmelte er. »Wir kehren zurück… in unsere Welt!«
    Er verschwamm vor Zamorra. Und im gleichen Augenblick stellte auch dieser fest, daß er sich auflöste, daß die Welt um ihn, jene imaginäre Zone, die nur von seinem Willen gestaltet worden war, versank, dahinschwand. Die absolute Schwärze umgab ihn wieder. Die Schwärze, in der er nicht zu sehen vermochte, weil Merlin ihn mit seinen Kräften blendete. Die Schwärze, die menschliche Sinne nicht zu ertragen vermochten.
    ***
    Zwischen zwei Häusern, die durch einen weiten Torbogen miteinander verbunden waren, materialisierten sie wieder im Herzen der Stadt Jerusalem.
    Zamorra trat aus dem Durchgang hervor, der auf einen kleinen Hinterhof führte, und sah nach oben. Der Stand der Sonne interessierte ihn. Seine Armbanduhr war im Château Montagne zurückgeblieben, als Nicole und er vor Wochen in die Vergangenheit gerissen worden waren.
    »Keine Sekunde ist vergangen, Zamorra«, bemerkte Merlin nüchtern. »Du wunderst dich? Gib es auf, und nimm die Dinge, wie sie sind. Eines Tages, vielleicht in Jahrhunderten, wirst du verstehen, was geschah und warum es in dieser Weise geschehen mußte.«
    Zamorra fuhr auf dem Absatz herum. Seine Stirn furchte sich, und forschend sah er den Zauberer an.
    »In Jahrhunderten?«
    Merlin verzog das Gesicht.
    »Ich vergaß«, murmelte er undeutlich. »Für

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