0554 - Sie kam von den Sternen
bereits im Telefonbuch nach. »Mal sehen, wo der Knabe wohnt…«
***
Die alte Halle, lag auf einem Gelände, über das man vor Jahren noch nicht gesprochen hatte. In letzter Zeit allerdings waren Pläne bekannt geworden, die sich mit einem Sanierungsgebiet befaßten, das den Londoner Osten betraf.
Dort sollten alte Gebäude abgerissen werden und auch die baufälligen Wohnblocks verschwinden, um neuen Bauten Platz zu machen. Schon jetzt wurde spekuliert, schossen Preise in die Höhe, und hinter den Kulissen entbrannte ein Kampf der Spekulanten bis aufs Messer, denn es ging um Millionen von Pfund.
Die Besitzer der alten, abseits stehenden Hallen kümmerte das nicht. Sie hatten sich dieses »Home« ausgesucht, um ungestört ihren Geschäften nachgehen zu können.
Eigentlich war der Begriff Geschäfte falsch gewählt. Es ging nur um ein Geschäft.
Rauschgift!
Die Geschäfte selbst lagen in der Hand eines Mannes, der sich stets im Hintergrund hielt, die Arme jedoch über London ausgestreckt hatte.
Der Mann hieß Logah. Costello!
Ihm selbst war nie etwas nachzuweisen gewesen. Er konnte schalten und walten wie er wollte. Zudem machte er sein Geld nach außen hin mit legalen Geschäften. Daß er den Rauschgift-Markt an der Themse kontrollierte, darüber flüsterte man nur. Ebenso wie über die Tatsache, daß er sich schon mit dem Teufel verbunden hatte, um noch mehr Macht zu bekommen.
Wie gesagt, Costello trat nie selbst in Erscheinung. Die Durchführung des brutalen Geschäfts überließ er anderen.
Die alte Halle war eine Art Umschlagpunkt. Hier trafen sich die Großdealer, um die Waren an die kleineren zu verteilen. Zu ihnen gehörten die Hungerleider, die oft selbst von der Nadel Abhängigen, aber auch die Street Gangs, die das Zeug mit hinterhältigsten und härtesten Methoden an die Käufer brachten.
Die Polizei war zwar nicht machtlos, aber sie bekam die Bande leider nicht in den Griff, trotz außergewöhnlicher Ermittlungsmethoden, wie sie von verdeckt operierenden Agenten durchgeführt wurden. Man erzielte Teilerfolge, konnte aber nie das Ganze zerstören.
Dennoch waren die Erfolge dieser Männer gleichzusetzen mit gefährlichen Nadelstichen, die irgendwann einmal störten. Die Banden hatten sich geschworen, jeden zu killen, der ihnen in die Hände fiel.
Nur ein toter Bulle ist ein guter Bulle.
Nach dieser Maxime lebten und handelten sie, besonders dann, wenn sie in der Gruppe waren.
An diesem Oktobertag hatten sie sich ebenfalls in der Fabrik getroffen. Nicht um das Rauschgift zu verteilen. Es ging ihnen einzig und allein um eine Person.
Es war ein Polizist, den sie umbringen wollten. Schon lange hatte er auf ihrer Liste gestanden.
Sein Namen lautete Rusty Long!
***
Und gerade dieser Rusty Long hatte sich bei seiner Dienststelle abgemeldet und für drei Tage Urlaub genommen. Gründe hatte er nicht angegeben, er wäre kaum auf Verständnis gestoßen, doch was er vorhatte, konnte er nicht mehr zurückdrängen. Er mußte den Weg gehen, den er sich einmal vorgenommen hatte.
Seiner Frau hatte er nichts erzählt. Allerdings ging er davon aus, daß sie etwas ahnte. Noch jetzt, als er wieder darüber nachdachte, spürte er den Abschiedskuß auf seinen Lippen, den sie ihm gegeben hatte. Irgendwie brannte er noch.
Seinen vier Jahre alten Volvo 440 hatte er schräg auf dem Gehsteig geparkt. Den letzten Rest der Strecke war er zu Fuß gelaufen. Rusty befand sich in einem typischen Viertel von Soho.
In dieser Straße war noch nicht gebaut und renoviert worden. Man hatte die Fassaden der Häuser so gelassen, und die Inhaber der kleinen Geschäfte fühlten sich wohl.
Bars und Striplokale gab es hier nicht. Dafür Läden, die alles mögliche verkauften, von lebenden Tieren bis hin zu Einkaufstüten mit den Aufdrucken teurer Geschäfte.
Imbißläden und Kneipen reihten sich aneinander. Wäschereien, winzige China-Lokale, zwei alte Programmkinos und die bekannten Fotoläden, in die manchmal die Gentlemen verschwanden, um in schmutzigen Hinterzimmer die lebenden Nacktmodelle auf den Film ihrer Kamera bannen zu können.
Das wußte Rusty, das interessierte ihn nicht. Sein Job war an diesem Tag ein anderer.
Um nicht aufzufallen, hatte er sich dementsprechend gekleidet. Er trug die alte Lederjacke, die schon eine gewisse Patina zeigte. Sie war mal tiefschwarz gewesen, jetzt schimmerte sie an den meisten Stellen in einem verwaschen wirkenden Grau. Flicken bedeckten sie an den Ellbogen. Der Kragen stand ständig
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