0554 - Sie kam von den Sternen
Killer vor ihm auftauchte. Nicht allein er, auch die Klinge eines blitzschnell gezogenen und aus dem Heft gefahrenen Stiletts erschien dicht vor seinen Augen.
Das war der Tod!
Der Gangster grinste kalt. Er senkte die Klinge. So huschte der Tod an dem Gesicht des Wehrlosen entlang, ohne allerdings die Haut zu berühren. Das geschah erst an der Kehle. Der geringste Druck bereits ließ einen Blutstropfen erscheinen. Wie eine rote Perle lag er auf der Messerspitze und blieb auch dort.
»Hören kannst du ja, Fox.« Der Mann sprach mit leiser, zischender Stimme. »Wir könnten dich umlegen, das ist dir klar, aber wir werden noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Du hast nichts gesehen, du hast nichts gehört, du weißt überhaupt nichts. Klar?«
Nicken konnte Fox nicht, dann hätte ihn die Klinge erwischt. So gab er die Antwort mit den Augen, indem er sie verdrehte.
»Und du wirst auch deinen Laden wieder öffnen. Sollten wider Erwarten andere Bullen hier erscheinen, brauchst du ihnen nur zu sagen, daß du dich nicht wohl gefühlt hast. Alles andere spielt keine Rolle.« Das Messer verschwand vor der Kehle.
Wenig später schnitt der Mann damit die Fesseln des Ladenbesitzers durch. Das Pflaster riß er ihm so hart ab, daß die Lippen anfingen zu bluten. Fox unterdrückte den Schmerz. Nicht ein Laut drang über seine an verschiedenen Stellen blutenden Lippen.
Der Killer schleuderte das Pflaster weg. Er schaute zu, wie Fox nach Luft schnappte. »Hast du meine Worte verstanden?«
»Ja…«, würgte er hervor.
»Sollten wir irgend etwas merken, machen wir dich fertig. Wir transportieren den Bullen ab, und du hast nichts gesehen.«
Fox stand nickend da. Er versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Die Mündung der MPi stoppte ihn. »Jetzt wirst du uns noch die Türen öffnen und Schmiere stehen.«
»Klar!« keuchte der Mann.
Im Flur ließ sich niemand blicken. Nur weiter oben im Haus schlug lautstark eine Tür zu.
Fox ging zum hinteren Ausgang. Der Hof war schmutzig und glich mehr einem Abstellplatz. Er besaß eine Aus- oder Einfahrt zur Parallelstraße hin. Von dort waren die Killer gekommen. Sie fuhren einen Mercedes Kombi, dessen Ladefläche groß genug war, um den Mann aufzunehmen. Der Wagen parkte mit dem Heck dicht an der Tür.
Wenig später war Rusty Long verstaut. Eine Decke nahm anderen die Sicht auf den leblosen Körper.
Beide Gangster waren zufrieden. Bevor sie starteten, bekam Fox noch einmal Verhaltensregeln. Er beteuerte mit hastigen Worten, daß er sich nach allem richten wollte. Dabei nickte er noch heftig.
Die Killer brausten ab.
Im Geiste schlug Fox mehrere Kreuzzeichen. Endlich war er die beiden Todesengel los. Auch er bezeichnete sich nicht gerade als Lamm, aber so wie die Männer war er doch nicht. Er würde auch nie so werden, das nahm er sich vor.
Als er das Gitter vor der Tür in die Höhe schob, zitterte er noch immer. Die ersten Kunden warteten schon. Junge Leute, die ein Spiel kaufen wollten.
»Warst du besoffen? Oder weshalb machst du erst jetzt auf?« wurde er gefragt.
»Ja, dick bis unter die Augenbrauen«, erklärte der Mann und betrat seinen Laden…
***
Wir hatten einen Parkplatz gefunden, waren ein Stück zu Fuß gegangen, befanden uns schon in der Straße, wo das Geschäft lag, als Suko plötzlich stehenblieb.
»Hast du was?«
Mein Freund deutete auf den Volvo 440. »Hör mal, John, den Wagen habe ich in der Nacht vor Longs Haus gesehen.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich habe mir zwar die Nummer nicht gemerkt, aber es zeigt uns, daß wir richtig liegen.«
»Wunderbar.«
Wir gingen bereits auf der richtigen Seite. Um die späte Mittagszeit hatten sich die Gehsteige belebt. Zahlreiche Farbige bevölkerten die Gegend. In den kleinen Restaurants herrschte ebenfalls Betrieb, auf der Straße rollten die Wagen langsam vorbei, sogar Busse mit Touristen sahen wir. Sie wurden von den einheimischen Jugendlichen eher mißtrauisch beäugt.
Das alte Soho mit seinen nicht mehr so feinen Fassaden hatte uns geschluckt. Irgendwie gefiel mir die Gegend trotz allem, was man sich darüber erzählte. Das war ein Stück Londoner Geschichte. Hier hatte niemand restauriert und umgebaut. An dieser Stelle lebte Soho natürlich und nicht künstlich aufgemotzt.
Der Laden paßte in die Gegend. In den beiden schmalen Schaufenstern waren die Dinge ausgestellt, von denen Fox, der Besitzer, lebte. Am meisten natürlich die Fantasy-Spiele, die jeweils knallbunte Umschläge besaßen und auf schwarzem Samt
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