0554 - Sie kam von den Sternen
hoch. Sie war glücklicherweise so lang, daß sie seinen Revolver verdeckte, den er in einer weichen Halfter trug. Sie befand sich an der hinteren Seite des Gürtels.
Dicke Jeans und Turnschuhe gehörten ebenfalls zu seiner »Kampfkleidung«. Unter dem dichten Haar wirkte das Gesicht an diesem frühen Mittag noch härter. Menschen, die Rusty entgegenkamen, machten einen Bogen um ihn. Selbst die Herumlungerer schauten ihn nur scheu an und enthielten sich jeder Bemerkung.
Man kannte ihn hier, man wußte, daß er ein Bulle war. Es gab Leute, die ihn haßten, aber auch einige, die sich freuten, wenn sie ihn sahen. Geschäftsinhaber, die Besitzer kleiner Speiselokale grüßten, wenn sie ihn sahen.
Rusty Long nickte an diesem Tag nur knapp zurück. Sonst hatte er immer ein freundliches Wort für die Leute.
FOXY TOYS, so nannte sich der Laden. Er war eingeklemmt von grauen Fassaden, die mehr aus Resten bestanden. Der Putz war an vielen Stellen nicht mehr vorhanden. Wo er fehlte, sah die Hauswand aus, als hätte man Vorhänge abgerissen.
Über dem Laden lagen die Wohnungen. Fenster mit blinden Scheiben zeugten davon, daß die Bewohner keiner großen Putzwut unterlagen. Nur in der oberen Etage klebten bunte Schilder auf den Scheiben.
Das Geschäft war geschlossen.
Rusty Long zeigte sich nicht enttäuscht, er hatte damit gerechnet.
Auf seinen Anruf hin hatte ihm niemand geantwortet. Ein Scherengitter versperrte den Eingang.
In den Schaufenstern – sie waren beide winzig – hatte Fox Spiele ausgestellt. Auf schwarzem Samt lagen sie neben Glückbringern, Pendeln und angeblich heilenden Steinen, deren metallische Einschlüsse auch glänzen, wenn kein Lichtstrahl sie berührte.
An Aufgabe dachte Rusty nicht. Jedes Ding hat zwei Seiten, auch der Laden besaß einen zweiten Eingang. Und zwar von hinten durch die Teestube. Man müßte nur erst in einen Hausflur gelangen und ihn fast bis zum Ende durchschreiten.
Die Tür war nicht verschlossen. Sie quietschte erbärmlich, als Rusty sie aufdrückte.
Ein stinkendes Halbdunkel nahm ihn gefangen. Die Gerüche schienen sich einzig und allein auf diesen Hausflur zu konzentrieren. Es war einfach widerlich schmutzig.
Und er war leer…
Diese Tatsache ließ Mißtrauen in dem erfahrenen Beamten hochkeimen. Er kannte den Flur so nie. Zumeist spielten Kinder oder lungerten arbeitslose Jugendliche herum, leer jedoch hatte er ihn noch nie erlebt. Auch aus dem Hintergrund, wo der Eingang zur Teestube lag, vernahm er keine Stimmen.
Long tastete nach seiner Waffe. Er zog sie hervor und hielt sie so, daß die Mündung gegen die graue Decke mit den großen, feuchten Flecken wies. Wenn er ging, knirschte unter seinen Sohlen der Dreck. Aus Staub und Krümeln setzte er sich zusammen. Links lag die Treppe mit dem lebensgefährlichen Geländer.
Auch auf den Stufen hielt sich niemand auf. Rusty kam sich vor, als wäre er allein im Haus.
Furcht verspürte er keine, nur ein etwas unangenehmes Gefühl.
Möglicherweise hatte man ihm eine Falle gestellt. Aber wer konnte wissen, daß er hierher kommen wollte?
Auf seinen Anruf hin hatte niemand abgenommen. Doch hatte er das Gefühl, erwartet zu werden.
Vielleicht hatte man ihn auch beobachtet. Seit der vergangenen Woche war ihm immer unwohler geworden, da er sich beruflich auf einer heißen Spur befand, die ihn möglicherweise sogar bis dicht an das Ziel namens Costello bringen konnte.
Rusty erreichte die Tür zur Teestube. Der Laden war dicht, die Teestube nicht.
Mit der Fußspitze stieß Rusty sie auf und bekam intervallweise die freie Sicht in den Raum.
Da standen die Stühle und Tische aus Korbgeflecht, ohne daß einer besetzt war. Auf den Tischen wirkten die Kerzenstummel wie verkrüppelt. Zwei Gummibäume fristeten ein trauriges Dasein, und die an den Wänden hängenden Plakate versprachen in ihren Texten ein tolles, sorgenfreies Leben, das die Besucher der Teestube wohl nie haben würden.
Selbst der müde Ventilator an der Decke drehte sich nicht. Auf ihn war Fox besonders stolz gewesen. Er hatte ihn in den Staaten ersteigert, ein Requisit aus einem alten Bogart-Film.
Der Boden bestand aus schwarzgrau gestrichenen Bohlen, Asche, Krümel und Papier verteilten sich auf ihm. Es roch nach Gras, wie man Marihuana auch nannte.
Neben der Tür befand sich das Regal. In den Fächern standen zahlreiche Teesorten.
Neben dem Regal und nur schwer zu erkennen, zeichnete sich die schmale Tür ab, die zu den Toilettenräumen führte. Zwei enge
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