0555 - Consuelas bitteres Sterben
Sie können dort sitzen, in den Sternenhimmel schauen, genießen und daran denken, daß wir aus der Unendlichkeit Besuch bekommen werden. Reizt es Sie nicht, das einmal zu erleben?«
»Deshalb sind wir hier«, sagte Jane.
Regine Dumont öffnete die Lifttür. »Ich weiß nicht so recht«, murmelte sie. »Irgendwie traue ich Ihnen nicht. Sie machen mir den Eindruck einer Person, die nicht voll und ganz auf Consuelas Seite steht.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Durch ihre Vibration. Sie haben eine nicht negative, aber eine neutrale Ausstrahlung mit dem Touch zum Negativen hin. Ich will Sie nicht beeinflussen oder belehren, aber so empfinde ich es nun mal.«
»Das wird sich legen.«
Regine lächelte Jane zu und nickte gleichzeitig. »Ja, Miß Collins, daran glaube ich auch. Wir alle sind hier eine große Familie. Niemand schert aus, niemand darf oder wird ausscheren.«
»Und wenn doch?« fragte Suko.
»Wer sich zu ihr bekennt, der muß auch ihre Regeln einhalten«, erwiderte die Frau.
»Dann bestraft sie auch?«
»Ja.« Fast übermütig klang die Antwort. »Sie reist nicht ohne Grund auf einem Messer durch das All.«
Ich übernahm wieder das Wort. »Wir sahen es, und wir haben uns gewundert. Wie kann ein Material dies aushalten? Sie wird des öfteren in die Anziehungskraft der Planeten hineingeraten und…«
»Es ist kein Stahl, es ist kein Kunststoff, das Messer besteht aus Sternenstaub, der fest zusammengepreßt wurde. Unter einem so ungeheuer großen Druck, daß er für die Ewigkeit halten wird. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.«
»In der Tat, Madam.«
Wir wußten Bescheid. Wer sich gegen Consuela stellte, war verloren. Den servierte sie gnadenlos ab, mit einer Waffe, die aus gepreßtem Sternenstaub bestand.
Regine Dumont ging wieder vor. Hinter ihr betraten wir einen normalen Kellergang, dessen Wände allerdings glatt und hell gestrichen waren. Mit einer Leuchtfarbe, denn sie reflektierten das Deckenlicht und ließen die Umgebung noch heller erscheinen. Die Lampen unter der Decke erinnerten mich an Sterne oder Planeten.
Das Planetarium lag am Ende des Ganges. Eine breite Tür, schwarz gestrichen und mit hellen, gelben Punkten auf dem Lack, verwehrte uns den Eintritt. Sie besaß keine Klinke, dafür einen Hebel, den Regine nach rechts wegkippte. Danach zog sie die Tür auf.
Wir übertraten die Schwelle. Der Reihe nach gingen wir. Zuerst Jane, dann Suko, ich machte den Schluß, aber hinter mir wartete noch Regine Dumont. Ich hörte ihre Frage. »Na, Mr. Sinclair, wie gefällt es Ihnen hier? Habe ich übertrieben?«
Nein, das hatte sie nicht. »Ich bin beeindruckt.« Diese Antwort war ehrlich gemeint, denn wir hatten einen Raum betreten, den ich hier nie vermutet hätte…
***
Sie mußten das Archiv völlig umgebaut haben. Jedenfalls war von irgendwelchen Regalen nichts zu sehen. Es gab auch keine Schubkästen oder Drehständer; dafür aber eine gewaltige Decke, die den Sternenhimmel zeigte. Die Decke zeigte eine gewölbte, halbrunde Form, auf der Schwärze des Untergrunds schimmerte ein Teil des Universums in einer wahren Pracht. Um den ebenfalls rund angelegten Grund zu erreichen, mußten wir einige Stufen hinabgehen, wo wir uns die Sitzplätze aussuchen konnten.
Der Vergleich mit einem Kino kam mir in den Sinn. Die Sessel, in denen einige »Gläubige« warteten, besaßen diese bequeme Form der neuen Kinosessel. Die Sitze waren mit dunklem Cordsamt überzogen. Lichter brannten nicht an den Stühlen, dafür waren sie drehbar, denn als wir eintraten, drehten sich einige der Anwesenden uns zu, ohne die Stühle zu verrücken.
Die Gesichter waren nur als helle Flecken zu erkennen. Wer hier wartete, dem reichte das Licht der künstlichen Sterne unter der Halbkugel völlig aus.
Noch standen wir nahe der Tür, die langsam zuschwang. Ich spürte Regines Körper dicht neben dem meinen und vernahm ihre flüsternde Frage. »Nun, wie gefällt es Ihnen bei uns?«
»Ich bin beeindruckt.«
»Das sagen viele.«
»Ist das alles von Ihnen errichtet worden?«
»Ja, wir befinden uns hier in einem Keller. Allerdings nicht direkt unter dem Haus, sondern westlich davon. Dort haben wir ihn bauen lassen. Das Archiv wurde woanders untergebracht.«
»Der Himmel ist eine wahre Meisterleistung.«
Sie streichelte meinen Oberarm. »Ich bin stolz darauf, daß Sie so denken, und ich freue mich darüber. Dieser Sternenhimmel wird als technische Meisterleistung bezeichnet. Wir projizieren ihn in das Halbrund hinein. Uns
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