0555 - Consuelas bitteres Sterben
Wänden des Planetariums leuchteten Glühbirnen. Es waren sehr schwache, spritzige Lichter, die mich an stehende Funken erinnerten. Die Beleuchtung paßte einfach hierher.
»Wird sie ihre Ankunft melden?« fragte ich meine Nachbarin.
»Sicherlich.«
»Wie kann es vor sich gehen?«
»Ganz einfach. Sie wird Kontakt mit uns aufnehmen, und zwar auf telepathischem Weg.«
»Ich spüre ihre Gedanken also in meinem Kopf, der für sie freigemacht wird.«
»So kann man es ausdrücken.«
»Wird sie auch merken, wenn ihr jemand nicht zugetan ist?«
»Natürlich – so etwas fällt ihr immer auf. Wehe demjenigen, der gegen sie ist. Er wird keine Chance bekommen. Sie ist in ihrer Güte unendlich, aber auch in ihrer Rache.«
Starke Worte, die ich nicht zum erstenmal hörte. Immer wenn ich auf Menschen traf, die einer fremden Macht dienten, waren sie praktisch vorgegeben.
Regines Lächeln wirkte bei diesen Lichtverhältnissen seidenweich.
»Aber unter uns gibt es schließlich niemand, der nicht voll zu ihr stehen würde. So denkst du doch auch?«
»Selbstverständlich.«
»Dann ist alles gut.« Sie lehnte sich zurück. Ihre Augen schlossen sich, die Züge nahmen eine gewisse Entspanntheit an. Dazu trug auch bei, daß sie die Beine ausstreckte, um die Haltung so bequem wie möglich zu machen.
Ich wandte meinen Blick von dem künstlichen Sternenhimmel ab.
Zu lange konnte ich nicht hinstarren, denn ich wollte mich von der Bewegung über mir nicht allzu sehr gefangennehmen lassen. Es gibt diese Rundkinos, wo bestimmte Filme an einer halbrunden Leinwand ablaufen und der Betrachter das Gefühl hat, mitten im hektischen Geschehen zu sein. So ähnlich erging es mir auch hier.
Mein Blick flog hinüber zu Jane und Suko. Von den beiden sah ich nur die Köpfe. Jane schaute nicht mehr her. Sie lag mehr in ihrem Sessel, als daß sie saß.
Mir schossen zahlreiche Gedanken durch den Kopf, die ich jedoch auf einen Punkt konzentrieren konnte.
Es war mein Kreuz!
Ich erinnerte mich sehr deutlich daran, daß Consuela mich gesucht und auch gefunden hatte. Sie wollte mit dem Sohn des Lichts zusammenkommen, das war nun mal ich. Aber sie war vor mir zurückgeschreckt. Das Kreuz schien ihr nicht gefallen zu haben.
Es war der Beweis, daß sie nicht auf der Seite des Guten stand. Ich fragte mich nur, weshalb sie das Kreuz und mich dann gesucht hatte. Noch war es verborgen. Ich hatte es in die Außentasche meiner Jacke gesteckt und holte es nun hervor.
Die Chefredakteurin sollte es sehen, denn ich war gespannt auf ihre Reaktion.
Sie hatte mitbekommen, daß ich mich bewegte. Aus Neugierde drehte sie den Sessel wieder nach rechts. Ich hielt meine rechte Hand so, daß sie aufmerksam werden mußte. Noch bildete die Hand eine Faust, die ich plötzlich öffnete.
Da lag das Kreuz!
Frei und offen, für sie sichtbar mit allen seinen Zeichen und Gravuren auf der Silberfläche.
Regine Dumont sagte nichts. Ich behielt mit meinem Blick ihr Gesicht unter Kontrolle und bekam mit, wie die Mundwinkel anfingen zu zucken, ohne daß sie jedoch ein Wort hervorbrachte. Der Anblick des Kreuzes war ihr suspekt oder unheimlich.
»Kennen Sie es?« fragte ich.
Sie räusperte sich, schluckte, hob die Schultern. Die Antwort war weder Fisch noch Fleisch. »Ja, und nein«, gab sie zu. »Ich glaube, davon gehört zu haben.«
»Oder gelesen?«
»Das kann auch sein.«
»Wo?«
Regine hob die Schultern. Mit einer verlegen wirkenden Geste versuchte sie, den Saum des Rockes tiefer zu streifen, schaffte es aber nicht, die Knie blieben immer frei. »Die Bücher, die wir verlegen, sind vielseitig. Es gibt welche, deren Inhalt sich mit geheimnisvollen Zeichen und Dingen beschäftigt. Vielleicht war es dabei…«
»Sagt Ihnen der Name Sohn des Lichts etwas?«
Ihr heftiges Nicken erzeugte schon einen leichten Windstoß. »Ja, natürlich. Ich habe ihn in dem Buch über die Sternen-Prinzessin gelesen und nie vergessen.«
»Das ist gut. Dann müßten Sie auch etwas über das Kreuz wissen. Dieser Gegenstand und der Sohn des Lichts gehören zusammen.«
Sie hob einen Arm und streckte den Zeigefinger aus. »Moment mal. Soll das etwa heißen, daß sie, der Sie das Kreuz besitzen, auch der Sohn des Lichts sind?«
»Ja!«
Dieses schlichte Wort brachte sie aus der Fassung. Fast wäre sie aus dem Sitz geschnellt. Im letzten Augenblick konnte sie sich beherrschen und umkrampfte mit beiden Händen die Lehnen. Regine beugte sich vor. Ich erkundigte mich, ob ich Licht machen
Weitere Kostenlose Bücher